Mehr als 130 Handy-Programme erleichtern Touristen die Orientierung in Berlin und bieten Tipps zu Gastronomie, Shopping und Nachtleben. Neuberliner und Alteingesessene werden aber vernachlässigt.
Was kann ich wo angucken, wie komme ich da hin und wo bekomme ich danach ein Bier. Ein paar schnelle Klicks im Smartphone machen langes Planen für Touristen zunehmend überflüssig. City-Apps für das Handy sind auf dem Vormarsch – auch in Berlin. „Ortsfremde erschließen sich die Stadt immer mehr mit dem Smartphone“, erläutert Katharina Dreger von der Tourismuswerbeagentur Visit Berlin. Mehr als 130 Programme gibt es einer Studie im Auftrag der Wirtschaftsfördergesellschaft Berlin Partner inzwischen in der Hauptstadt – Tendenz steigend.
Apps sind zu einem wichtigen Kanal geworden, Besucher auf individuelle und unkomplizierte Art anzusprechen. Die Programme seien besonders für die Tourismusbranche ein „ganz bedeutender Markt“, sagt Dreger. Kaum überraschend also, dass es gerade im Bereich Tourismus viele Angebote gibt.
Mit Tipps zu Sightseeing und Reiseführung wenden sie sich in verschiedenen Sprachen an Besucher aus aller Welt. Auf dem jungen Markt finden sich Apps mit historischen Bezügen zur NS-Zeit, zur DDR oder dem Mauerfall. Mit einer interaktiven Karte können Nutzer dem früheren Verlauf der Mauer folgen oder Rätsel rund um Ost-Berlin lösen.
Reiseführer durch das homosexuelle Berlin
Dass das mobile Internet bundesweit eine immer größere Rolle spielt, zeigen Erhebungen des Branchenverbands Bitkom. Demnach wurden 2012 mehr als 1,7 Milliarden der Programme für Mobiltelefone und Tablet-Computer heruntergeladen. Die Zahl der Downloads sei im Vergleich zum Vorjahr um 80 Prozent gestiegen. Mit dem Kauf von Apps wurden der Studie des Dienstleistungsunternehmens für Stadtentwicklung In:Polis zufolge im vergangenen Jahr 430 Millionen Euro umgesetzt, doppelt so viel wie 2012.
In Berlin helfen Apps wie der Neuköllner KiezExplorer oder Potsdamer Platz – The Platz to be Trend-Kieze zu entdecken. Es gibt Programme zu Kulturangeboten wie den Artguide oder Booksaround, Führer durch das homosexuelle Berlin oder Reiseführer in Gebärdensprache. Beliebt sind auch Programme, die Tipps zu Gastronomie, Shopping und Nachtleben geben.
Interessant für Kurz- wie Langzeitberliner dürfte die Hörführer-App für den Bus 100 sein. Sie bietet Hörstationen zu 22 Sehenswürdigkeiten entlang der Buslinie durch das Herz Berlins. Über einen in die App integrierten Stadtplan können die Audios entlang der Strecke abgerufen werden.
Die schnellste Art der Müll-Entsorgung
Egal ob mit öffentlichen Verkehrsmitteln, mit dem Fahrrad oder dem Auto – Wegweise-Apps wie den BikeCityGuide gibt es inzwischen für alle. Apps zur städtischen Infrastruktur macht die Studie als zweitgrößte Gruppe. Und auch die schnellste Art der Müll-Entsorgung zeigt einem unterwegs eine App: Die BSR hat eine umfangreiche mobile Anwendung entwickelt.
Noch recht wenig vertreten sind der Studie zufolge allerdings Programme mit einem expliziten Wirtschaftsfokus, die sich an Unternehmen und Investoren richten. Eine Ausnahme ist der StartUp-Lotse Berlin. Er spricht die Gründerszene an und soll jungen Berufseinsteigern bei der Vernetzung helfen.
Vernachlässigt sind bislang auch Angebote, die sich an Neuberliner wenden. Spezifischere Infos für den Start in der Hauptstadt gebe es kaum. Auch für Alteingesessene scheint das Angebot bislang eher mager. „Spottet by Locals“, ein Stadtführer von Einwohnern für Einwohner, macht hier den Anfang.
dpa/jkw