BER-Debakel

Mehdorn plant mit Entrauchungs-Coup Durchbruch am BER

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Jens Anker

Foto: Hannibal Hanschke / dpa

Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn beschreitet innovative Wege, um den neuen BER endlich in Betrieb nehmen zu können: individuell regelbare Entrauchungsgebläse sollen Brände gezielt löschen.

Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn plant offenbar den nächsten Coup, um den neuen Flughafen BER endlich ans Netz zu bringen. Um die Probleme mit der Entrauchung zu lösen, strebt Mehdorn eine innovative Lösung an. Die Ventilatoren in der Entrauchungsanlage sollen die Stärke des Gebläses individuell regeln können. Erste Gespräche darüber führte der Flughafenchef unmittelbar nach Dienstantritt vor einem Jahr.

Damals signalisierte die mit der Entrauchung beauftragte Firma Siemens die technische Machbarkeit eines solchen Systems, verwies aber darauf, dass eine derartige Lösung von den Behörden in Deutschland bislang nicht genehmigt wurde. Experten gehen davon aus, dass Mehdorn sich nun offenbar die Zusage für eine derartige Einzelzulassung eingeholt hat. Die Flughafengesellschaft wollte sich nicht dazu äußern.

Eine derartige Lösung würde die Fertigstellung des Flughafens nach Meinung von Experten einen großen Schritt nach vorn bringen und wäre eine riesige Erleichterung für Siemens. Gleichzeitig wäre sie ein Novum für Flughäfen in Deutschland. Denn die Entrauchung ist das zentrale Problem auf der BER-Baustelle. Im Oktober vergangenen Jahres ist der Auftrag an Siemens für die Entrauchung erweitert worden.

Bauausschuss des Abgeordnetenhauses debattiert über Nachtflugverbot

Siemens Technik soll neben der Steuerung der Entrauchungskanäle, -ventilatoren und -klappen auch die Zufuhr von Frischluft im Brandfall steuern. Das System muss dafür sorgen, dass sich je nach Gefahrensituation Fenster, Klappen und Türen öffnen oder schließen. Dazu müssen mehr als 90 Kilometer brandsicheres Kabel neu verlegt werden, um über sieben „Informationsschwerpunkte“ 400 Anschlusspunkte für Fenster und Türen an den zentralen Rechner anzubinden.

Würde es sich beim Terminal um einen Rohbau handeln, ginge das relativ einfach, so die Techniker. Weil aber das Gebäude fertig ist, muss man genau planen, wo die Kabel entlanglaufen können. Gegebenenfalls müssen Decken neu aufgestemmt und Wände durchbrochen werden. Der Konzern selbst hat nun die Ausführungsplanung übernommen.

Bis die ersten Kabel gezogen werden, wird es noch Monate dauern. Grundsätzlich ist Siemens davon überzeugt, dass es funktionieren wird. Fragt sich nur, wie schnell. Der Konzern will sich 18 Monate Zeit dafür nehmen. Im Gesamtprojekt sind zahlreiche Meilensteine verabredet, die einzuhalten sind, wenn der Fahrplan funktionieren soll. Vor allem benötigen die Siemens-Mitarbeiter wichtige Vorgaben des Flughafens, um damit anfangen zu können, das System zu programmieren. Mit den flexiblen Ventilatoren würde auf der BER-Baustelle vieles einfacher, da die komplizierte Entrauchung von „Räumen in Räumen“ – wie in vielen Gebäudeteilen des geplanten Terminals – sehr viel einfacher zu bewältigen.

Einen Tag bevor sich der Bauausschuss des Abgeordnetenhaus mit einem Nachtflugverbot beschäftigt, hat sich der Bezirk Treptow-Köpenick überraschend für ein Flugverbot zwischen 22 Uhr und 6 Uhr ausgesprochen und unterstützt damit das Brandenburger Volksbegehren für ein ausgeweitetes Nachtflugverbot vom Großflughafen BER.

Mehdorn denkt nicht an Rücktritt

Nach einem Jahr auf der Baustelle des neuen Hauptstadtflughafens BER hat Hartmut Mehdorn sich entschlossen gezeigt, das Projekt zu Ende zu führen. Auf die Frage nach einem möglichen Rücktritt antwortete der 71-Jährige am Dienstagabend im RBB: „Die Frage überspringen wir, weil das nie stattfindet.“ Der frühere Bahnchef bekannte, dass es noch große Herausforderungen gebe. „Wir müssen da quasi eine völlig neue Entrauchung und Entlüftung einbauen, in einem fertig gebauten Gebäude“, sagte er. „Wir kommen voran, Schritt für Schritt, an vielen Stellen nicht so schnell wie wir das wollen.“

Einen Eröffnungstermin für den drittgrößten deutschen Flughafen wolle er „demnächst“ nennen, kündigte Mehdorn an. Zuletzt hatte er gewarnt, der Start könne sich bis 2016 hinziehen. Er widersprach dem Vorwurf, die Kosten für den Bau liefen aus dem Ruder. „Die Kosten des BER sind nicht explodiert.“ Der Flughafen sei heute doppelt so groß wie ursprünglich geplant. Auch die Kosten hatten sich seit Baubeginn verdoppelt.