Ex-Regierungschefin

Charité will Kontakt mit Julia Timoschenko aufnehmen

| Lesedauer: 2 Minuten
Regina Köhler

Foto: dpa Picture-Alliance / Oliver Lang / picture alliance / Oliver Lang

Nach der Haftentlassung von Oppositionsführerin Timoschenko zeigte sich die Berliner Charité am Sonnabend bereit, die Ukrainerin aufzunehmen. Die 52-Jährige leidet an einem chronischen Rückenleiden.

Die Berliner Charité zeigt sich bereit, die am Sonnabend aus der Haft entlassene Julia Timoschenko aufzunehmen. Charité-Chef Karl Max Einhäupl sagte der Berliner Morgenpost: "Wir versuchen, Kontakt zu Frau Timoschenko aufzunehmen."

Ein Ärzteteam der Charité, darunter auch Einhäupl, hat sich jahrelang um die Gesundheit der Oppositionsführerin gekümmert. Charité-Chef Einhäupl hatte im Oktober vergangenen Jahres mit Nachdruck eine Operation der 52-Jährigen angemahnt, die wegen eines chronischen Rückenleidens in einem Krankenhaus in Charkow lag.

Bereits 2012 kritisierten die Ärzte, dass eine angemessene Behandlung von Frau Timoschenko monatelang verzögert worden sei. Deshalb sei "aus einem einfachen Bandscheibenvorfall ein komplexes Schmerzsyndrom geworden."

Die seit mehr als zwei Jahren inhaftierte ukrainische Oppositionsführerin Julia Timoschenko wurde am Sonnabend aus der Haft entlassen. Die frühere Regierungschefin verließ das Krankenhaus in der östlichen Charkiw, in dem sie zuletzt festgehalten worden war. Sie winkte ihren jubelnden Anhängern aus dem Auto zu. Das Parlament in Kiew hatte zuvor die sofortige Freilassung Timoschenkos beschlossen.

Timoschenko auf dem Weg zu Demonstranten in Kiew

Timoschenkos Vertrauter Arseni Jazenjuk sagte der Nachrichtenagentur Interfax, die scharfe Gegnerin von Präsident Viktor Janukowitsch wolle umgehend zu den seit Wochen demonstrierenden Regierungskritikern auf dem Unabhängigkeitsplatz im Zentrum der Hauptstadt reisen.

Timoschenko war im Jahr 2011 in einem international kritisierten Prozess wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich während ihrer Haftzeit dramatisch. Sie litt unter starken Rückenschmerzen und trat wiederholt aus Protest gegen ihre Haftbedingungen in den Hungerstreik. Deutsche Ärzte reisten mehrmals zu Timoschenko, um ihren Gesundheitszustand zu überprüfen. Die Bundesregierung setzte sich für eine medizinische Behandlung in Deutschland ein.

Bei der nächsten Präsidentenwahl will die Ex-Regierungschefin antreten. Das sagte die Politikerin kurz nach ihrer Freilassung der Agentur Itar-Tass zufolge.

( mit Reuters )