Rückkehr

Erich Honeckers Enkel zum ersten Mal seit 1990 in Berlin

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Roberto Yañez ist zu DDR-Zeiten in Berlin geboren. Der Enkel von Erich Honecker ist wieder in der Stadt. Der Maler, Lyriker und Musiker will eine Ausstellung eröffnen - und Gedichte vorlesen.

Erich Honeckers Enkel Roberto Yañez eröffnet am 12. November seine erste Deutschland-Ausstellung in Berlin. Der deutsch-chilenische Maler, Lyriker und Musiker ist dafür nach Angaben des Senders MDR das erste Mal seit 1990 wieder in seine frühere Heimatstadt zurückgekehrt. Yañez werde bei der Ausstellungseröffnung auch aus seinem Gedichtband „Frühlingsregen“ lesen, teilte die Galerie Kornfeld am Freitag mit. Das Buch erscheint im November in Deutschland.

Yañez großformatige Ölgemälde mit Titeln wie „Der schwarze Troll“ zeigen surreale Bildwelten, die er mit kubistischen Elementen verknüpft. Darunter sind auch alptraumhafte Motive. In seinen Gedichten beschreibt er ein Erwachen, aber ebenso ein Gespenst, einen Engel und Satan, die ihn in ihren Bann ziehen. Das Buch enthält überdies farbenfrohe Bilder des Autors. In Chile sind bereits mehrere Gedichtbände von ihm erschienen.

Nach dem Mauerfall ging die Familie nach Chile

Yañez, Jahrgang 1974, ist der Sohn von Erich Honeckers Tochter Sonja. Sie hatte in der DDR den Exil-Chilenen Leo Yañez Betancourt geheiratet. Wenige Monate nach dem Mauerfall zog die Familie 1990 in dessen Heimat. Die Ehe wurde später geschieden. 1992 kam Sonjas Mutter Margot Honecker nach. 1993 reiste auch Erich Honecker nach Chile aus. Das deutsche Gerichtsverfahren gegen ihn war wegen seiner schweren Krebserkrankung nicht fortgesetzt worden. 1994 starb er.

In einem langen Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ hat Roberto Yañez 2011 beschrieben, wie er als Jugendlicher die Umbrüche erlebte. Er berichtete offen von Albträumen, Zusammenbrüchen, Depressionen und jahrelangen Therapien. Erst die Kunst und insbesondere der Surrealismus hätten ihn gerettet.

Die DDR „war ein Gefängnis“

Seinen Großvater hat Yañez als einen Mann in Erinnerung, mit dem er tauchen und fischen war, Pilze sammelte und Schach spielte. Ein Mann, der seine Fantasie anregte. Honeckers Rolle als Politiker sieht sein Enkel kritisch. „Das Land war ein Gefängnis, und deshalb war bereits nach vierzig Jahren Schluss“, sagte er 2011.

Der Sender MDR zeigt am 10. November um 20.15 Uhr einen Dokumentarfilm mit dem Titel „Honeckers Enkel Roberto“. Mit vollem Namen heißt er Roberto Yañez Betancourt y Honecker. Die Berliner Ausstellung ist bis zum 15. Februar 2014 zusehen.

( dpa/seg )