Aus nächster Nähe ist in Berlin-Neukölln ein 22-Jähriger auf der Straße erschossen worden. Bei der Attacke eines Unbekannten auf eine fünfköpfige Gruppe erlitten zwei 16 und 17 Jahre alte Jugendliche lebensgefährliche Schusswunden. Von dem Täter fehlte zunächst jede Spur. Wohl ohne Vorwarnung hatte er das Feuer am frühen Gründonnerstagmorgen gegen 1.15 Uhr eröffnet.
Burak B., ein Deutscher mit türkischem Hintergrund, wurde laut Informationen von Morgenpost Online durch einen Schuss in den Oberkörper getötet.
Zunächst gab es von dem Täter nur eine vage Beschreibung: Der etwa 1,80 Meter große Mann trug einen Kapuzenpullover, erinnerten sich die zwei Männer aus der Gruppe, die unverletzt blieben.
Nach ersten Ermittlungen unterhielten sich die fünf jungen Männer mit türkischen, arabischen und russischen Wurzeln auf dem Bürgersteig in der Rudower Straße gegenüber eines Klinikums, als sich der Täter näherte und aus kurzer Distanz mehrere Schüsse abgab.
Laut Informationen von Morgenpost Online kam die fünfköpfige Gruppe von einer Party und hatte Alkohol getrunken, sich aber friedlich verhalten. Nach Angaben eines Kneipenbesitzers saßen sie auf dem Geländer an einer kleinen Grünfläche gegenüber dem Klinikum Neukölln.
Mindestens fünf Schüsse wurden abgegeben. Zunächst fielen in kurzer Abfolge drei Schüsse. Nach einer kurzen Pause wurden zwei weitere Schüsse abgegeben.
Drei Opfer brachen zusammen – einer von ihnen mitten auf der mehrspurigen Straße. Am Morgen war eine große Blutlache auf der Fahrbahn zu sehen. Der Todesschütze flüchtete unerkannt zu Fuß.
Großes Glück hatten die beiden verletzten Überlebenden wohl vor allem, weil Rettungssanitäter der Feuerwehr zufällig in der Nähe waren und die Verletzten bemerkten. Sie leisteten Erste Hilfe und alarmierten ihre Kollegen und die Polizei, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Gleichzeitig ging ein 110-Notruf von Anwohnern ein.
Der 22-Jährige, der im Einzelhandel tätig war, starb wenig später in dem Klinikum gegenüber. Die beiden jugendlichen Opfer wurden notoperiert. Sie waren am Donnerstagmittag außer Lebensgefahr, hieß es.
Polizei sucht weitere Zeugen
Eine Person aus dem Bekanntenkreis der Opfer sagte Morgenpost Online, die Tat könnte mit einem Beziehungsende des 22-Jährigen in Zusammenhang stehen. Demnach sei das Mordopfer ein „Frauenschwarm“ gewesen und habe sich kürzlich „unschön“ von einer türkischen jungen Frau getrennt.
Eine Mordkommission ermittelt jetzt in verschiedene Richtungen. „Die Fahndung läuft mit Hochdruck“, sagte ein Polizeisprecher. Ob es auch ein politisches Motiv für die Tat geben könnte, wollte er nicht sagen. Die beiden unverletzten Männer wurden vernommen, sagten aber aus, dass sie den Täter nicht kannten. Die Polizei sucht nun nach weiteren Zeugen. Die Tatwaffe wurde zunächst nicht gefunden.
Die Ermittler sperrten den Tatort weiträumig ab. Beamte der Kriminaltechnik sicherten bis zum Vormittag Spuren. Polizisten suchten die Umgebung ab.
Ein Zeuge sagte: „Ich war in der Wohnung und habe mächtig Lärm gehört. Dann hab’ ich ein paar Jugendliche gesehen, vier oder fünf. Die haben Radau gemacht.“ Nach ein paar Minuten sei es wieder ruhig gewesen, er habe sie sogar lachen gehört. Die Stimmung sei nicht aggressiv gewesen, sagte der Zeuge und fügte hinzu: „Die haben sich eben benommen wie betrunkene Jugendliche.“ Plötzlich seien dann die Schüsse gefallen.
Möglicherweise gibt es noch weitere Zeugen: Ein Taxi und ein Transporter sollen in der Nähe des Tatortes gestanden haben.
Eine Gaststätte in der Nähe ist nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei nicht relevant für die Tat. Geschäftsleute in der unmittelbaren Umgebung zeigten sich schockiert über die Attacke, öffneten jedoch am Morgen wieder ihre Läden.
Innensenator Frank Henkel verurteilte die Tat scharf. „Ich bin zutiefst erschüttert über das, was hier passiert ist“, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag. „Diese entsetzliche Tat lässt uns derzeit alle völlig fassungslos zurück“, sagte Henkel. „Ich habe mit der Polizeivizepräsidentin telefoniert und kann versichern, dass die Polizei alles in ihrer Macht stehende tut, um dieses Verbrechen so schnell wie möglich aufzuklären.“
Freunde der Opfer legten am Mittag Blumen am Tatort nieder und stellten Kerzen auf. Die Stimmung vor Ort war zeitweise sehr aufgeladen. Augenzeugen zufolge flogen aus der Gruppe der Trauernden Steine auf Medienvertreter.