Interview

Yvonne Catterfeld überwand Blockaden: „Bin viel lockerer“

| Lesedauer: 6 Minuten
Rüdiger Sturm
Yvonne Catterfeld über ihre Rolle in "Wolfsland"

Yvonne Catterfeld über ihre Rolle in Wolfsland

In den neuen Folgen ihrer Krimireihe "Wolfsland" geht Yvonne Catterfeld wieder auf Mörderjagd. Wir sprachen mit ihr über ihre Rolle und die Lust an Krimis.

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Yvonne Catterfeld, zuletzt als Schauspielerin abgetaucht, über ihre aktuellen „Wolfsland“-Folgen und ihre Glücksgefühle und Blockaden.

Berlin.  Es war ein wenig ruhig geworden um Yvonne Catterfeld, die im ausgehenden Jahr vor allem als Musikerin präsent war. Jetzt kehrt die 43-Jährige mit zwei neuen Folgen ihrer Krimi-Reihe „Wolfsland“ (29. Dezember um 20.15 Uhr im Ersten) zurück, während sie bereits für die nächsten Filme vor der Kamera steht.

Sie haben ein ruhiges Jahr genossen, wie Sie auf Instagram texteten. Aber jetzt drehen Sie die nächsten „Wolfsland“-Folgen. Wie fühlt sich das an?

Yvonne Catterfeld: Ich mag es, kaum in der Öffentlichkeit zu sein. Und als ich dann zum Dreh abgereist bin, dachte ich, „Eigentlich will ich nicht weg von zu Hause“, aber dann habe ich mich gefreut, alle wiederzusehen. Diese Drehs sind eine schöne Lebenszeit, nicht nur Arbeit. Auch wenn wir schon früh zu drehen beginnen, weil das Tageslicht wegen des Winters ja begrenzt ist. Meistens stehe ich um 4.50 Uhr auf. Und am Ende des Tages bin ich völlig platt. Ich liege dann auf der Couch, schreibe Mails und telefoniere. Ich gehe dann auch nicht mehr vor die Tür, da wir diesmal fast ausschließlich draußen drehen. Mehr über die Sängerin: Yvonne Catterfeld: „Ich sehne mich nach mehr Tiefe“

Bei einer der aktuellen Folgen, die sich um Menschenhandel dreht, meinten Sie, Sie hätten so vor lauter Beklommenheit so etwas wie „Gänsehaut“ gespürt.

Bei manchen Themen bin ich schon sehr sensibel. In einer der früheren „Wolfsland“-Folgen gab es beispielsweise zwei kleine Mädchen, die von ihrem Vater verbrannt werden sollten. So etwas ist für mich die absolute Grenze. Ich kann bei bestimmten Szenen einfach nicht mehr hingucken. Und wenn ich in der Zeitung Mordgeschichten lese, dann hängen mir bestimmte Bilder oder Geschichten nach. Meine Fantasie spielt verrückt, und ich muss mich davon distanzieren, sonst sehe ich nur noch Mord- und Totschlag. Am liebsten lese ich gar keine Geschichten über Morde, und das, obwohl ich eine Kommissarin spiele.

Was sorgt denn bei Ihnen für eine positive Stimmung?

Ich muss hinzufügen: Ich bin momentan sehr glücklich. Man fragt mich, ob ich neue Musik schreibe und meine Antwort ist: „Ich habe momentan nicht das Bedürfnis, mir etwas von der Seele zu schreiben, weil es mir sehr gut geht.“ Ich genieße jeden Tag. Lesen Sie hier: Oliver Wnuk: „Was ich noch lernen muss, das ist Geduld“

Zu Ihrem Glücksgefühl dürfte auch Ihr achtjähriger Sohn beitragen. Aber Kinder können auch anstrengend sein...

Nein, denn ich suche mir schon die Zeit, um allein zu sein und etwas für mich zu machen. Die habe ich zum Beispiel beim Dreh. Als mein Sohn noch kleiner war, konnte ich nicht fünf Tage am Stück weg sein, inzwischen kann ich das auch mal genießen. Wenn ich hier ab fünf Uhr nachmittags auf der Couch sitze, habe ich auf einmal Zeit, Dinge zu erledigen, zu denen ich sonst nicht komme. Andererseits bin ich auch ein sehr gebender Mensch. Deshalb freue ich mich, wenn ich am Wochenende wieder zu Hause bei meinem Sohn sein kann. In der Adventszeit haben wir Plätzchen gebacken oder gebastelt. Das macht ja auch großen Spaß.

Aber Ihre Musik kommt aktuell etwas zu kurz?

Ja, aber durch die Weihnachtszeit, wenn wir gemeinsam coole Weihnachtslieder singen, komme ich vielleicht wieder rein. Das kommt schon zurück. Ich muss mich mal wieder ans Klavier setzen und kreativ werden.

Sie waren im ausgehenden Jahr nach langem wieder auf Tournee. Was war das für eine Erfahrung?

Das hat mich auch ganz glücklich gemacht. Es gab Phasen, wo ich dachte, es ist okay, nicht auf Tour zu sein. Es gibt Musiker, die die Bühne und den Applaus brauchen und es zu Hause kaum aushalten. Das ist bei mir nicht der Fall. Ich erinnere mich an eines der jüngsten Konzerte, da waren 2000 Leute, die alle mein Album nicht kannten, und die haben wir alle so eingenommen, dass sie völlig happy waren. Das war schön, das zu spüren und zu erleben, so dass ich 2023 direkt wieder auf Tour gehen könnte (lacht).

Woher kommt die neue Lust an solchen Auftritten?

Ich bin inzwischen viel lockerer geworden. Früher habe ich mir viel mehr Stress gemacht, hab mein Licht unter den Scheffel gestellt, weil ich dachte, ich werde bewertet. Das liegt aber auch an meinen englischen neuen Songs und unseren akustischen Konzerten mit den großartigen Gospelsängern.

Eigentlich hatten Sie keinen Grund, sich Stress zu machen.

Das kommt vermutlich aus dem ersten Jahrzehnt meiner Karriere, wo ich eben viel bewertet und auch abgewertet wurde. Beim Drehen und im Privaten war ich schon immer viel lockerer als bei Showauftritten. Ich mag auch keine Selbstdarstellung. Ich sehe das teilweise auch zwiespältig, wenn ich Fotos auf Instagram poste.

Doch diese Blockaden gehören jetzt der Vergangenheit an?

Total. Wie gesagt, hatte ich das bei der Schauspielerei nie. Denn da arbeiten wir in einem Team zusammen. Als Sängerin bin ich eben Einzelkämpferin.

Ist das Ihr wahres Naturell?

Zum Teil. Ich war auch als Jugendliche schon Einzelkämpferin. Ich gehörte zu verschiedenen Cliquen, aber es gab eben die Phasen, wo ich allein auf dem Schulhof oder in der Diskothek unterwegs war und einfach nur die Menschen beobachtet habe. Ich habe zum Beispiel nicht geraucht, und alle haben gesagt, wenn du zu arbeiten anfängst, wirst du das machen. Und meine Haltung war: Jetzt erst recht nicht. Das habe ich durchgehalten. Ich habe mich auch gegen meine Eltern durchgesetzt, indem ich Musik studiert und gemacht habe. Zu dem Zeitpunkt bin ich stur meinen Weg gegangen. Niemand konnte mich aufhalten.