Dien Zahl unbesetzter Stellen hält sich derzeit in etwa die Waage mit der Zahl derer, die noch einen Ausbildungplatz suchen. Das klingt gut, doch der Teufel steckt im Detail.
„Ausbildung ist so ein hartes Brot“, meint Ilone Kohn. Sie führt gemeinsam mit ihrem Mann Hardmut das Hotel „Zur Alten Oder“ in Frankfurt (Oder). Rund 60 junge Menschen seien dort bisher ausgebildet worden, alle hätten danach einen Arbeitsplatz bekommen. „Bei uns wird keiner fallen gelassen“, sagt Kohn. Doch als Ausbildungsbetrieb habe man es nicht einfach. „Wenn wir jemanden ausbilden, dann ist das eine Lebensentscheidung.“ Dafür fehle vielfach die Anerkennung. Viele Bewerber brächten zudem nicht die gewünschten Leistungen. „Das Niveau ist im Keller“, meint Ilone Kohn.
Jeder hat versteckte Talente
„Die schulischen Leistungen entsprechen nicht immer den Erwartungen der Arbeitgeber, obwohl jeder Jugendliche auch versteckte Talente mitbringt“, sagt der stellvertretende Sprecher der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Berlin-Brandenburg, Erik Benkendorf. „Hier ist von den Arbeitgebern Flexibilität gefordert, den Jugendlichen eine Chance zu geben, die die Bundesagentur für Arbeit beispielsweise durch Einstiegsqualifizierungen unterstützt.“
Im Juni gab es in Brandenburg 12261 Jugendliche, die sich wegen der Suche nach einer Berufsausbildung bei den Agenturen für Arbeit gemeldet haben – fast acht Prozent weniger als im Vorjahr. Die Ursachen sind laut Regionaldirektion vor allem der Geburtenknick und Wegzüge in den 1990er Jahren. Im Juni hatten 5849 der Suchenden noch keine Lehrstelle, das entspricht einem Rückgang um 13,1 Prozent. Gleichzeitig stieg die Zahl der unbesetzten Stellen aufgrund der verbesserten Wirtschaftslage um 13,8 Prozent auf 5835 an.
Wenige Lieblingsberufe
Obwohl es in Deutschland mehr als 300 anerkannte Ausbildungsberufe gibt, konzentrierten sich rund 60 Prozent der Bewerber auf nur zehn Berufe, meldete die Arbeitsagentur. Die meisten Jugendlichen wollten Einzelhandels- und Bürokaufmann sowie Verkäufer werden. Dagegen gibt es eine starke Nachfrage nach Koch-Azubis. Die Brandenburger Kammern versuchen daher, Jugendliche für mehr Berufe zu begeistern.
Am 1. Mai ist die vollständige Arbeitnehmerfreizügigkeit in Kraft getreten. Osteuropäer dürfen seitdem ohne Einschränkung in Deutschland arbeiten. Ein großer Ansturm polnischer Jugendlicher ist jedoch in Brandenburg ausgeblieben. Ein Sprecher der IHK Ostbrandenburg sagte, das Interesse sei zwar vorhanden – doch oft beherrschten junge Polen die deutsche Sprache nicht.
dpa