Berlin. Das Geschäft mit Geoinformationen gilt als Wachstumsmarkt. Der Vorsitzende des Branchenverbands informiert über den Arbeitsmarkt.
Das Geschäft mit Geoinformationen gilt als innovativer Wachstumsmarkt. Gute Aussichten für kreative, vielseitige Fachkräfte, die Geodaten mit modernen Methoden erfassen, nutzerfreundlich aufbereiten und visualisieren können, sagt Dr. Peter A. Hecker. Mit dem Vorsitzenden des Branchenverbands GEOkomm in Potsdam sprach Kirstin von Elm.
Herr Hecker, was genau sind eigentlich Geodaten?
Peter A. Hecker: Geodaten sind digitale Informationen, denen eine genaue Position auf der Erdoberfläche zugewiesen werden kann, zum Beispiel Adressen, aber auch Berge, Seen, Wälder oder Ähnliches.

Wir alle haben praktisch täglich mit Geodaten zu tun: angefangen vom Paket-Tracker für Ihre Online-Bestellung über standortbezogene Shopping- und Ausgehtipps bis zum Navigationssystem im Auto. Nahezu jede Smartphone-App will heute Ihren Standort wissen.
Welche geschäftlichen Anwendungen gibt es?
Hecker: Viele Unternehmen, wissenschaftliche Institutionen oder Behörden nutzen bereits komplexe Geoinformationssysteme, um Standortentscheidungen zu treffen und Prozesse zu optimieren. Beispielsweise, wenn es darum geht, Infrastruktur- und Baumaßnahmen zu planen, Transporte zu optimieren, den besten Standort für einen neuen Solarpark oder für ein Einkaufszentrum festzulegen, ökologisch wertvolle Gebiete zu schützen oder den Weltraum zu erkunden.
Wie entwickelt sich der Markt?
Hecker: Im Zeitalter der Digitalisierung werden verlässliche Geoinformationen immer wichtiger. Denken Sie zum Beispiel an autonomes Fahren oder an die unbemannte Luftfahrt mit Drohnen. Das Marktvolumen der Geoinformationsbranche in Deutschland wird schon heute auf 40 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt, Tendenz steigend.
Bedeutet das auch viele neue Jobs?
Hecker: Ja, bundesweit sind bereits rund 25.000 Unternehmen im Bereich Geoinformationssysteme tätig. Nach unserer Schätzung arbeiten dort aktuell etwa 300.000 Beschäftigte. Der IT-Beauftragte der Bundesregierung prognostiziert für die Geodatenbranche ein Wachstum von rund 5000 neuen Jobs pro Jahr.
Wie stehen die Chancen speziell in Berlin?
Hecker: Die Hauptstadtregion Berlin/Brandenburg zeichnet sich durch ein exzellentes Forschungsumfeld aus. In diesem Umfeld sind rund 2000 Unternehmen ansässig, die meisten davon kleine und mittlere Unternehmen. Und natürlich auch viele Start-ups.
Was kann man in dieser Branche verdienen?
Hecker: Das hängt stark von der Aufgabe, dem Abschluss und natürlich vom Unternehmen ab. Gut bezahlte Jobs finden sich tendenziell eher bei großen Unternehmen, zum Beispiel bei IT-Konzernen, Energieversorgern und Netzbetreibern oder natürlich in der Automobilindustrie. Die ist zwar eher in Süddeutschland angesiedelt, allerdings sind dort auch die Lebenshaltungskosten höher. Hier in Berlin hat außerdem der Kartendienst Here seine Wurzeln und beschäftigt am Standort Berlin-Mitte mehr als 1000 Mitarbeiter. Audi, BMW und Daimler sind an Here beteiligt, außerdem die Zulieferer Bosch und Continental.