Berlin. „Ich habe oft das Gefühl, eine Pionierin im Wissenschaftsmarketing zu sein“, sagt Susanne Geu. Sicher, es gebe Agenturen, die eine vergleichbare Dienstleistung wie sie anböten, sagt die 32-Jährige. Aber als Einzelunternehmerin mit allem persönlichen Rundum-Service, den so eine „One-Woman-Show“ bieten kann, unterscheide sie sich doch deutlich von PR-Agenturen.
Susanne Geu liebt Hochschulen und ihr Flair, Wissenschaft und ihre Vermittlung. Seit ihrem Studium hat sie dieses Umfeld nie verlassen müssen – worüber sie sehr glücklich ist. „Trotz befristeter Verträge, die manchmal ganz schön frustrierend sind, habe ich immer gesagt, dass ich im Wissenschaftsbetrieb bleiben möchte.“
Woran es Hochschulen mitunter noch mangelt: ihr Studienangebot, ihre Vorzüge für Studenten und die Erfolge auch nach außen hin sichtbar zu machen. Das zu ändern, dafür ist Susanne Geu angetreten.
Hochschulen punkten bei 17-Jährigen mit Snapchat
„Ich biete meinen Kunden einen strategischen Weg zum Ziel“, erklärt sie. Außer Hochschulen sind das Unternehmen und Agenturen, die im Bildungs- und Forschungsbereich aktiv sind. Geu schreibt Konzepte für die Pressearbeit, denkt sich Marketing-Events aus, sucht gemeinsam mit Verantwortlichen aus dem jeweiligen Institut danach, was die Einrichtung einzigartig macht, um es in Pressemitteilungen oder sozialen Medien zu veröffentlichen. „Hochschulen können bei 17-Jährigen zum Beispiel damit punkten, dass sie über Snapchat und ähnliche Kanäle erreichbar sind.“
So langsam erkennen Hochschulen, wie wichtig eine gute Außendarstellung ist, sagt Geu. Gerade das Studiengangsmarketing sei im Kommen, „denn die Studiengänge werden immer spezialisierter“. Dementsprechend aufwendiger werde es, die richtige Zielgruppe dafür zu finden. In solche Themen denkt sie sich gern hinein.
Praktika im Journalismus
Ihren Beruf habe sie sich quasi selbst gemacht, erzählt Susanne Geu. Eigentlich hatte sie Journalistin werden wollen, absolvierte nach ihrem Abitur mehrere Praktika, bekam aber keinen Studienplatz in dem Bereich. Also entschied sie sich für ein Magisterstudium in Französisch. Dafür kam sie aus Mecklenburg-Vorpommern nach Berlin an die Humboldt-Universität. „Französisch war in der Schule mein Lieblingsfach“, sagt Geu. Als zweites Hauptfach wählte sie Erziehungswissenschaft an der Technischen Universität (TU). Gerade der hohe Anteil an Psychologie habe ihr daran gefallen.
Während des Studiums absolvierte Geu mehrere Praktika, sowohl im Journalismus als auch in beratenden Funktionen. Erste Erfahrungen im Marketing machte sie bei einer Kommunikationsagentur, die sich auf Schulen und Bildungsprojekte spezialisiert hatte. „Da war meine Kombination aus redaktioneller Erfahrung und pädagogischem Hintergrund gefragt“, erzählt Susanne Geu.
Start beim Schulportal der TU Berlin
Eine Professorin der TU kannte ihr Profil und bot ihr an, beim damals neuen Schulportal der TU mitzuarbeiten. „Dabei geht es darum, Schüler für die Studienangebote im technischen und informationstechnologischen Bereich zu sensibilisieren“, erklärt Geu. Von der studentischen Hilfskraft wurde sie 2011 nach ihrem Abschluss zur wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Portals.
Als die Förderung für die Stelle auslief, wechselte sie in den Career Service der Hochschule. „Bis Ende 2015 war ich dort Referentin fürs Deutschlandstipendium“, erzählt Susanne Geu. „So bin ich in diese ganze Szene reingerutscht.“ Als sie zufällig an der TU einen Flyer zum Masterstudiengang Wissenschaftsmarketing in die Finger bekam, habe sie gewusst, „das ist genau das, was ich an Ergänzung noch brauche“.
Bildungsurlaub für Präsenzphasen eingesetzt
Sie reduzierte ihre Arbeitszeit beim Career Service, nutzte den Bildungsurlaub für die Präsenzphasen des Online-Studiums und machte nebenberuflich ihren Masterabschluss. „Für die Thesis ist fast mein gesamter Jahresurlaub draufgegangen“, sagt sie lachend. Anstrengend sei es gewesen. „Heavy.“ Aber Susanne Geu ist gut organisiert. „Meine Thesis habe ich an einem Montag um 9.30 Uhr abgegeben, und um 10 Uhr war ich wieder bei der Arbeit.“
Im August 2016 gründete Geu dann ihre eigene Firma. „Meinen ersten Auftrag bekam ich recht schnell von einem wissenschaftlichen Verlag“, erzählt sie. Dieser wolle ein Stipendium stiften. „Ich habe analysiert, wo der Verlag in der Wahrnehmung der Zielgruppe steht und welche Konkurrenzangebote es gibt“, erklärt sie. Demnächst geht es an die Umsetzung, an der sie ebenfalls wieder beteiligt ist.
Kaltakquise funktioniert mal mehr, mal weniger gut
Ihre Kunden findet Susanne Geu auf Veranstaltungen des Wissenschaftsbetriebs. Und sie profitiert vom Netzwerk, das sie sich in ihren bisherigen beruflichen Stationen aufbauen konnte. Aber die 32-Jährige macht auch Kaltakquise. „Das funktioniert mal mehr, mal weniger gut“, sagt sie. Gut lief es zum Beispiel gerade vergangene Woche: „Ich hatte die Mail eben erst an einen potenziellen Kunden abgeschickt, da kam die Einladung zu einem Treffen.“ Die Chancen ständen gut, dass das Unternehmen ihr einen Auftrag erteilt.
Am Anfang einer Zusammenarbeit stelle sie jedes Mal die Frage: „Was wollen Sie erreichen?“, erzählt Susanne Geu. „Ich kann nicht loslaufen, ohne das Ziel zu kennen.“ Darum legt sie gemeinsam mit dem Auftraggeber erst einmal fest, welches Ergebnis am Ende stehen soll. „Nur so kann man Erfolg auch messen“, sagt die 32-Jährige, die mit ihrem Freund in Berlins Westen lebt.
Ihr großer Traum? „Ortsunabhängig zu arbeiten“, erzählt sie. Dann würde das Paar einige Monate des Jahres in Südfrankreich verbringen. „Da zieht es uns immer wieder hin“, sagt Susanne Geu.