Trotz der jüngsten Aktienerholung fällt die Bilanz für die ersten neun Monate des Börsenjahres 2011 verheerend aus. Der Dax als Benchmark für die Entwicklung deutscher Aktien hat seit Jahresbeginn knapp 20 Prozent an Wert verloren. Ähnlich schlecht sieht es bei dem breiter gefassten HDax aus, der die Wertentwicklung aller 110 Aktien aus Dax, MDax und TecDax widerspiegelt.
Auf Ebene der Einzelwerte sieht es bei vielen Titeln deutlich schlimmer aus. Eine gute Handvoll Aktien hat sich im Vergleich zum Schlussstand 2010 mehr als halbiert, darunter so prominente Namen wie die Commerzbank, Solarworld oder TUI. Schlusslicht der Performance-Rangliste ist aber die Aktie von Q-Cells, die in diesem Jahr um beinahe 80 Prozent gefallen ist und auf Drei-Jahressicht mittlerweile 99 Prozent ihres damaligen Wertes eingebüßt hat.
Doch auch in diesem bislang äußerst düsteren Börsenjahr gibt es Aktien, mit denen Anleger unter dem Strich Geld verdienen konnten. Rund 20 Titel weisen selbst ohne Berücksichtigung der Dividendenausschüttung zum Ende des dritten Quartals eine positive Performance aus. Dies ist auch für die Anleger von Interesse, die nach dem Kursrutsch begonnen haben, nach neuen Anlagechancen zu suchen.
Denn nach einer Studie von HSBC Trinkaus ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die Gewinner der ersten neun Monate auch im Schlussquartal zu den Top-Favoriten der Börsianer zählen. In den vergangenen zehn Jahren haben demnach gut 72 Prozent der HDax-Titel mit einer positiven Performance per Ende September auch in den letzten drei Monaten des jeweiligen Jahres an Wert zulegen können.
Ein Grund für diesen Zusammenhang könnte das sogenannte „Window Dressing“ sein. Weil Fondsmanager am Jahresende ihre Positionen offen legen müssen, werden zum Jahresende vorrangig die gut gelaufenen Aktien gekauft, um die Portfolios in den veröffentlichten Jahresberichten besser aussehen zu lassen. Auch wenn diese These durchaus zu hinterfragen ist, sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache.
Und so könnte sich tatsächlich ein Blick auf die bisherigen Top-Performer lohnen. Ganz oben steht dabei mit Xing ein Wert, der erst vor wenigen Tagen offiziell in den Technologieindex aufgestiegen ist. Unabhängig von der Bewertung besteht bei solchen Aktien die Gefahr kurzfristiger Gewinnmitnahmen, weil ein Teil des Kursanstiegs meist auf die nun nicht mehr vorhandene Fantasie der Indexaufnahme zurückzuführen ist. Das sollten Anleger auf jeden Fall im Hinterkopf behalten.
Schon länger mit dabei sind die im MDax gehandelten Aktien von Gerry Weber. Hugo Boss und SGL Carbon, die mit Pluszeichen zwischen 20 und 40 Prozent auf den Plätzen folgen. Auffällig ist, dass bei den Gewinner-Titeln der ersten neun Monate überwiegend Nebenwerte auftauchen.
Fresenius-Titel setzen sich vom Trend ab
Mit Fresenius und der Tochter Fresenius Medical Care (FMC) haben sich nur zwei Aktien aus dem Dax im bisherigen Jahresverlauf deutlich positiv entwickelt. Anleger, die auf das „Gesetz der Serie“ setzen und deshalb einige der Top-Werte in ihr Depot einbauen wollen, können alternativ zum Direktkauf der Aktien auch auf Hebelprodukte setzen. Diese bieten überproportionale Gewinnchancen, bergen dafür aber das Risiko eines vorzeitigen Abbruchs der Spekulation mit entsprechend hohem Verlust.
Dazu kommt es, sobald die jeweils abgebildete Aktie zu irgendeinem Zeitpunkt unter die Knock-Out-Marke sinkt. In diesem Moment wird die Position aufgelöst und der Anleger bekommt nur eine kleine Erstattung des dabei noch erzielten Restwertes.
Zu beachten ist zudem, dass die Auswahl attraktiver Papiere gerade bei Nebenwerten auch dadurch erschwert wird, dass der Spread, also die Spanne zwischen dem Kauf- und Verkaufkurs, mitunter relativ hoch ausfällt, weil die bei solchen Produkten üblichen Absicherungsgeschäfte der Emittenten durch die geringe Liquidität der Aktien erschwert wird. Dies führt dazu, dass Anleger unmittelbar nach dem Kauf bereits einen relativ hohen „Buchverlust“ erleiden, der durch anschließende Kursgewinne erst wieder hereingeholt werden muss.
Fazit: Mit Blick auf die Historie stehen die Chancen auf Kursgewinne in den nächsten drei Monaten bei den Top-Performern des bisherigen Jahresverlaufs besonders gut. Als alleiniger Kaufgrund ist das zwar etwas mager. Als Filter für die Auswahl möglicher Kaufkandidaten (ob mit oder ohne Hebel) kann die Rangliste der ersten neun Monate aber gut genutzt werden.