Es ist eine alte Weisheit: Die Bank verdient immer. Welche Produkte sie ihren Kunden auch verkauft und wie gut oder schlecht deren Rendite am Ende auch ausfällt – der Verkäufer hat seine Provision in jedem Fall in der Tasche. Eine Studie des Fondsanalysehauses Scope Analysis zeigt nun jedoch, dass diese Gebühren wesentlich höher sind als sich die meisten dies wohl vorstellen. Teilweise gehen mehr als zwei Drittel des Gewinns, den ein Anleger mit dem Investment erzielen könnte, an den Vermittler.
Für den Vergleich hat Scope diverse Annahmen getroffen. So sollen 10.000 Euro über einen Zeitraum von 15 Jahren investiert werden, und dabei wird eine jährliche Rendite von sechs Prozent vorausgesetzt. Würde das Geld ohne jegliche Gebühren investiert, so wären aus dem Anlagebetrag am Ende 23.966 Euro geworden, der Gewinn betrüge also 13.966 Euro. Die Frage ist nun: Wie viel davon bleibt bei den verschiedenen Fondsarten unter den getroffenen Grundannahmen nach 15 Jahren tatsächlich übrig, wenn man die anfallenden Gebühren berücksichtigt?
Berüchtigt sind unter diesem Gesichtspunkt gemeinhin geschlossene Fonds, also unternehmerische Beteiligungen, in die Anleger einen bestimmten Betrag fest investieren und auf den sie dann über einen sehr langen Zeitraum nicht mehr zugreifen können. „Bei Beteiligungen an Schiffen und Energie-Investments fallen im Durchschnitt mehr als 20 Prozent des eingezahlten Kapitals zu Beginn der Laufzeit als Kosten an“, sagt Steffen Möller, Chef-Analyst bei Scope: „Immobilienfonds kommen mit 15 Prozent aus.“ Die durchschnittliche Belastung über alle Arten von geschlossenen Fonds beträgt 16,6 Prozent.
Wesentlich besser sieht es auf den ersten Blick bei den anderen Fondsgattungen aus. Offene Immobilienfonds nehmen in der Regel fünf Prozent, Aktienfonds drei bis fünf und Rentenfonds nur drei Prozent als Ausgabeaufschlag.
Allerdings: Bei diesen Anlageformen sind dafür die laufenden Kosten deutlich höher. Aktien-, Dach- oder Mischfonds nehmen rund 1,9 Prozent jährlich an Gebühren. Dies führt dazu, dass diese Gattungen die geschlossenen Fonds nach 13 Jahren bei den Kosten überholen, denn letztere haben sehr geringe laufende Kosten. Bei Rentenfonds fallen dagegen im Schnitt nur 1,2 Prozent Gebühren an, bei Offenen Immobilienfonds sogar nur 0,8 Prozent. Sie schneiden daher auch auf Sicht von 15 Jahren noch besser ab als geschlossene Fonds.
Vermögensverwaltende Fonds sind teuer
Vor allem bei vermögensverwaltenden Fonds ist es indes üblich, dass zu den jährlichen fixen Kosten auch noch eine erfolgsabhängige Gebühr hinzukommt. Sie wird fällig, wenn der Ertrag eine bestimmte Hürde übersteigt. Bei angenommenen 1,5 Prozent an zusätzlichen erfolgsabhängigen Gebühren pro Jahr führt dies dazu, dass von den eigentlich möglichen 13.966 Euro an Gewinn am Ende allein 9922 Euro an Kosten abgehen. Anders ausgedrückt: 70 Prozent des Ertrages gehen an die Bank oder den Vermittler. Bei Aktienfonds ohne Erfolgsgebühr sind es dagegen „nur“ rund 46 Prozent, ähnlich wie bei geschlossenen Fonds.
Nur Rentenfonds und Offene Immobilienfonds schneiden unter den gegebenen Annahmen besser ab. Allerdings: Für Rentenfonds ist eine jährliche Rendite von sechs Prozent pro Jahr, wie sie im Szenario zugrunde gelegt wurde, viel zu hoch gegriffen. Offene Immobilienfonds wiederum stehen derzeit vor ganz anderen Problemen, viele müssen abgewickelt werden, weil die Anleger in Scharen flüchten. Und sogar die Grundannahme, dass die Fonds überhaupt Gewinn machen, ist letztlich gewagt. Denn allzu oft spielen Investments selbst auf Sicht von 15 Jahren keine Gewinne oder sogar Verluste ein. Die Kosten jedoch, das ist sicher, fallen auch dann an.