Berlin. Der Berliner Online-Immobilienmakler verlangt geringere Provisionen als üblich. Damit sich das Geschäft lohnt, wirbt er um neue Kunden.

Der noch junge Berliner Online-Immobilienmakler Homeday ist neuerdings vielen Fußball-Fans ein Begriff: Seit Anfang des Jahres ziert das Logo des Unternehmens die Trikots des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC Berlin. Und immer, wenn die Profisportler gegen den Ball treten, freut sich Homeday über die vermehrte Aufmerksamkeit.

Drei bis vier Millionen Euro lässt sich das Unternehmen den Platz auf der Fußballer-Brust bis Saisonende kosten. Offiziell bestätigen will diese Zahl niemand. Homeday-Gründer und Geschäftsführer Steffen Wicker sagt lediglich: „Wir konnten einspringen. Für mehrere Saisons in Folge wäre das sicher zu groß für uns.“

Homeday-Gründer: Wollen zeigen, dass wir zu den Guten gehören

Für Homeday ist zwar der Ausflug auf das Trikot neu, das Werben im Umfeld Fußball allerdings nicht: Schon etwas länger schalte sein Unternehmen Werbung während der ARD-Sportschau am Sonnabend. Schon so habe sich die Markenbekanntheit des Immobilienmaklers erhöht, sagt Wicker. Das Logo auf der Hertha-Brust habe dazu geführt, dass sich mehr Menschen mit der Firma auseinandersetzen.

Und weil das Themenfeld Immobilien durch die angespannte Lage in Berlin häufig ein schwieriges sei, habe es auch Kritik gegeben. Homeday wolle nun daran arbeiten, das Unternehmen auch den Fans näher zu bringen. „Wir wollen zeigen, dass wir die Guten in dem Markt sind, also nicht die Immobilien-Haie, sondern die, die für Erleichterung sorgen, indem wir die Maklerprovision senken und das Kaufen und Verkaufen von Immobilien erschwinglicher machen“, sagt der Homeday-Chef.

Die Homeday-Geschäftsführung: Steffen Wicker (l.), Dmitri Uvarovski und Friederike Hesse.
Die Homeday-Geschäftsführung: Steffen Wicker (l.), Dmitri Uvarovski und Friederike Hesse. © Homeday | FLORIAN RITTER

Online-Makler ruft geringere Provisionen auf als üblich

Homeday selbst ist angetreten, den An- und Verkauf von Immobilien zu digitalisieren und für den Kunden transparenter und besser zu machen. So zumindest ist die Lesart des Unternehmens selbst. „Wir machen das, was ein richtig guter Makler macht, für deutlich weniger Geld“, sagt Steffen Wicker. Konkret bedeutet das, dass Homeday deutlich geringere Provisionen anbietet, als sie deutschlandweit für den An- und Verkauf von Häusern oder Wohnungen verlangt werden. Jeweils 1,95 Prozent zahlen Käufer und Verkäufer bei dem Unternehmen.

Deutschlandweit variiert die Höhe der Courtage je nach Bundesland und kann bis zu 7,14 Prozent des Kaufpreises betragen. Bislang übernahm der Käufer oft die komplette Provision. Seit diesem Jahr ist per Gesetz vorgeschrieben, das Erwerber nur noch die Hälfte zahlen. Im europäischen Vergleich sei die Provision dennoch weiter zu hoch, sagt Homeday-Geschäftsführer Wicker. In England etwa lägen die Maklergebühren bei lediglich einem Prozent in den Niederlanden bei 1,8 Prozent. Deutschland hingegen habe auf den Gesamtmarkt gesehen noch immer viel zu hohe Kaufnebenkosten. „Das ist aus meiner Sicht nicht gerechtfertigt“, so Wicker.

Vom Immobilienverband Deutschland (IVD), dem Bundesverband der Immobilienberater, Makler, Verwalter und Sachverständigen, heißt es, außer in Österreich werde in keinem Land Europas die Höhe der Provisionen vorgeschrieben. In den Niederlanden gebe es aber erfolgsabhängige und erfolgsunabhängige Elemente bei der Entlohnung des Maklers. „In Deutschland bekommt der Makler nur seine Provision, wenn er Erfolg bei der Vermittlung hatte, sprich der Kaufvertrag auch tatsächlich abgeschlossen wurde“, sagt ein IVD-Sprecher. Zum Homeday-Geschäftsmodell will sich der Verband hingegen nicht äußern. Die Digitalisierung bietet allen eine Chance, heißt es lediglich.

Makler können mithilfe des Unternehmens mehr Transaktionen durchführen, müssen aber Großteil der Provision abgeben

Homeday kann nach eigenen Angaben durch viele automatisierte und digitalisierte Prozesse günstiger sein. Deutschlandweit arbeitet das Unternehmen inzwischen mit rund 200 selbstständigen Maklern zusammen. Die Makler könnten durch Homeday die Anzahl ihrer jährlichen Transaktionen deutlich auf bis zu 40 steigern, so das Unternehmen. Das gelinge unter anderem dadurch, dass Homeday die Akquise von Neu-Immobilienverkäufern übernehme und monatlich den Maklern zwischen 15 und 20 neue Eigentümerkontakte vermittle, erklärt Wicker.

Bei der Abwicklung der Geschäfte unterstützt Homeday die Immobilienhändler mit eigenen Unterlagen, organisiert zum Beispiel Unterlagen, erstellt Exposees oder professionelle Fotos. Diese Dienstleistungen allerdings sind nicht umsonst. Homeday behält 70 Prozent der Provision für sich, lediglich 30 Prozent gehen an den Makler. Vor allem über die Masse an Geschäften gelingt es dem Makler, ein auskömmliches Einkommen zu erzielen.

Der deutsche Immobilienmarkt ist fragmentiert

Die bisherige Entwicklung zeigt allerdings, dass Homeday mit seinem Weg Erfolg hat. Schon 2019 waren die Berliner mit einem Plus von 515 Prozent bei den Vermittlungsaufträgen der am schnellsten wachsende bundesweite Makler in Deutschland. Im vergangenen Jahr lag das Transaktionsvolumen Gründer Wicker zufolge bei bis zu 1,3 Milliarden Euro. Er schätzt, dass Homeday damit etwa einen Anteil von ein bis zwei Prozent vom gesamten Umsatz mit Wohnimmobilien in Deutschland gehabt habe.

Bundesweit ist der Immobilienmarkt recht fragmentiert. Branchenverbänden zufolge gibt es etwa 40.000 Immobilienmakler. Einen bestimmenden großen Player gibt es aber nicht. Zu den führenden größeren Immobilienvermittlern zählen etwa Engel & Völkers und die Sparkassen. Der Zustand der Marktes sei auch ein Grund gewesen, Homeday zu gründen.

Wicker musste sein erstes Start-up wegen Spotify verkaufen

Steffen Wicker hatte vor gut sechs Jahren in Köln begonnen, die Firma aufzubauen. Einige Monate zuvor hatte er den Musik-Streaming-Dienst Simfy verkaufen müssen. Weil schließlich das Rennen gegen den Streaming-Giganten Spotify verloren gegangen sei, wie er heute sagt. Teile des Unternehmens zählen heute zu dem französischen Spotify-Konkurrenten Deezer.

Im Musikmarkt jedenfalls habe er sich stets gegen die Marktmacht der großen Major-Labels behaupten müssen. Zudem seien die Margen im Streaming-Geschäft recht klein. Im Immobilien-Geschäft hingegen sah er nach eigenen Angaben hingegen noch Potenzial. Zudem sei die Vermittlung von Immobilien vergleichsweise wenig digitalisiert gewesen. „Die letzte Innovationen haben Portale wie Immobilienscout in den Markt gebracht, die die Zeitungsannoncen ersetzt hatten“, sagt Steffen Wicker rückblickend.

2015 zog Homeday mit fünf Mitarbeitern nach Berlin. Mittlerweile sitzt das Unternehmen in der Nähe des Oranienplatzes in Kreuzberg. In der deutschen Hauptstadt arbeiten 180 Mitarbeiter für die Firma, in Köln weitere 30. Vor allem die Services für Käufer und Verkäufer will Homeday in nächster Zeit nun weiter verbessern.

Jetzt drückt der Homeday-Gründer natürlich Hertha die Daumen

Um für mehr Transparenz bei den Immobilienpreise zu sorgen, hatte das Start-up bereits eine eigenen Bewertungstechnologie und einen Preis-Assistenten für Häuser und Wohnungen entwickelt. Dazu kommen sollen unter anderem neue Technologien im Bereich Besichtigung und die Integration von Finanzierungsangeboten. Homeday-Kunden sollen sich so sicher sein, das beste Angebot zu bekommen.

Unterlagen zu der Wunsch-Immobilie sollen über Homeday auch gleich zur Bank weitergeleitet werden können. „Das nimmt sehr viel Aufwand für die Käufer aus dem Prozess“, erklärt Wicker. Der Gründer denkt zudem darüber nach, Verkäufer und Käufer künftig direkt über die Plattform verhandeln zu lassen. Das würde den Makler als Gatekeeper ein Stück weit aus dem Prozess herausnehmen.

Wicker selbst ist Schwabe, kommt aus der Nähe des Bodensees und hat in Mannheim BWL studiert. In Berlin fühlt sich nicht nur sein Unternehmen wohl, sondern auch er selbst. Nur fußballerisch ist er bislang nie wirklich heimisch geworden. Erst seit kurzem schaue er die Sportschau, gesteht er. „Jetzt drücke ich natürlich der Hertha die Daumen“, sagt der Homeday-Gründer.