Preissteigerungen

Warum Lebensmittel derzeit deutlich teurer werden

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Coronavirus: Darum könnten Lebensmittel jetzt teurer werden

Coronavirus- Darum könnten Lebensmittel jetzt teurer werden

Wegen der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus geraten in Deutschland die Landwirtschaft und damit verbunden die Lieferketten unter Druck. Mit Auswirkungen auf die Preise.

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Die Preise für frische Lebensmittel haben in den vergangenen Wochen teils deutlich angezogen. Das liegt auch an der Corona-Pandemie.

Bonn. Verbraucher spüren es momentan bei jedem Einkauf an der Supermarktkasse: Viele Produkte sind in den vergangenen Wochen teurer geworden. Insbesondere Gemüse kostet deutlich mehr als üblich. Die Preise für frische Nahrungsmittel liegen im Schnitt rund zehn Prozent über dem Vorjahreswert, beobachtet die Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) in Bonn. Die Preisverwerfungen liegen unter anderem an der Corona-Epidemie, aber auch an der knappen Ernte des vergangenen Jahres.

Besonders deutlich fallen die Preissteigerungen beim Gemüse aus: Für einen Preisaufschlag von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat sei vor allem Kohlgemüse verantwortlich, sagt AMI-Marktexperte Thomas Els.

Brokkoli oder Blumenkohl würden zu dieser Jahreszeit meist in Frankreich und Spanien geerntet – hinter der Preissteigerung könnte in der Corona-Krise ein Mangel an Erntehelfern stecken, die wegen der aktuellen Reisebeschränkungen in Europa nicht einreisen können. Bei Äpfeln macht sich hingegen die im vergangenen Jahr knapper ausgefallene Ernte bemerkbar.

Lebensmittel teurer: Erst Dürrejahre, jetzt Corona-Krise

Bei Milch sei der Markt gespalten, erklärt Frank Feuerriegel, Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen. Die Molkereien, die den Einzelhandel bedienen, sind gut im Geschäft. Molkereien, die Großverbraucher beliefern, sei der Absatz in der Corona-Krise über Nacht weggebrochen. Dies bekommen auch die Landwirte zu spüren, die die Molkereien beliefern. Für einen Liter Milch erhielten sie im März zuletzt nur noch 32 bis 34 Cent. Als kostendeckend gelten mindestens 40 Cent je Liter.

„Einige Molkereien haben schon angekündigt, den Auszahlungspreis senken zu wollen, wenn sich die Situation nicht bessert“, sagt Feuerriegel. Die Krise treffe die Milchbauern in einer schwierigen Zeit, denn nach zwei Dürrejahren gehe es den Betrieben ohnehin nicht gut. Wegen der schlechten Ernte mussten die Betriebe Futter zukaufen. Molkereien würden derzeit Produkte wie Butter oder Milchpulver einlagern, um sie später zu verkaufen.

Nachfrage nach Fleisch bricht in Corona-Krise ein

Die Dürre der vergangenen zwei Jahre hat auch schon länger Einfluss auf die Preise für Rindfleisch. Wegen des fehlenden Futters mussten viele Landwirte ihre Tierbestände reduzieren, sagt AMI-Fleischmarktexpertin Mechthild Cloppenburg.

In der Corona-Krise ist nun auch noch die Nachfrage von Restaurants und Kantinen weggebrochen. „Die Nachfrage ist so mau, da ist nichts los“, sagt Cloppenburg. Das wichtige Ostergeschäft und Feiern wie Kommunion oder Firmung fehlten – damit auch die Nachfrage nach Rinderfilet oder Roastbeef. Lesen Sie hier: Tierwohl-Label: Nur wenig Fleisch aus besserer Haltung

Deutlich weniger verdienen derzeit Schweinemäster. In der Corona-Krise ist die bislang hohe Nachfrage nach Schweinefleisch aus China eingebrochen. Langsam laufe das Geschäft nun wieder an, sagt Ulrich Pohlschneider von der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN). Auch innerhalb Europas ist der Warenfluss ins Stocken geraten, insbesondere nach Italien. Die Folge: Der Schlachtpreis ist von zwei auf 1,75 Euro pro Kilo gesunken. Bei Privatleuten kommen diese Preisverwerfungen aber nicht immer an.

Wildfleisch: Die Kühlhäuser sind voll, Gaststätten als Hauptabnehmer fallen derzeit fast komplett aus. Wildhändler nehmen bundesweit kaum noch Wildbret ab. Die Preise für Wild sind einem Händler zufolge auf die Hälfte bis ein Drittel des üblichen Niveaus gefallen. Je Kilogramm Reh oder Rotwild erhalte ein Jäger einen statt drei Euro, für Wildschwein nur noch 50 Cent. (aky/dpa)

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