Berlin. Tischlermeister Sebastian Schade fertigt in seiner Werkstatt vor den Toren Berlins individuelle Möbelstücke und Einbauten. Kunden des traditionsreichen Handwerksbetriebs sind unter anderem Krankenhäuser, Arztpraxen und Apotheken, Kitas und Hotels. Schade setzt seine 25 Mitarbeiter aber auch auf Messegeländen ein, etwa um Präsentationsstände aufzubauen. Mitunter sind die Beschäftigten des Bernauer Betriebs auch bundesweit unterwegs.
Waren drei oder vier Teams auf Montagetour, hatte Schade seinen Mitarbeitern bislang stets Bargeld mitgegeben, um Kosten für Sprit, Unterkunft oder Verpflegung bezahlen zu können. Mittlerweile ist der Handwerker mit seinem Unternehmen Kunde bei der Berliner Internetbank Penta. Seitdem, sagt Schade, könne er einfach jedem Mitarbeiter eine Kreditkarte in die Hand drücken und per Smartphone festlegen, wie hoch das Limit sein soll. Die Ausgaben habe er über sein Gerät in Echtzeit im Blick. Sollte doch mal etwas Unvorhergesehenes passieren, könne er zudem die Limits erhöhen. Penta, sagt Schade, sei mittlerweile „unverzichtbarer Bestandteil, um meine Firma zu führen“.
Bis zur Kontoeröffnung dauert es maximal 48 Stunden
So wie die Tischlerei haben mittlerweile rund 12.000 weitere Unternehmen ein Konto bei Penta. Die Berliner Internetbank ist zuletzt stark gewachsen. Dieses Jahr sind im Schnitt jeden Monat 1000 Kunden dazugekommen. Marko Wenthin, der das Start-up seit Juni führt, hat Penta einen klaren Kurs verpasst. „Wir konzentrieren uns auf kleine Unternehmen, die von der klassischen Bankenwelt mehr und mehr vernachlässigt werden“, sagt Wenthin.
Die These des Bankers, der auch zehn Jahre lang in Führungspositionen für die Deutsche Bank arbeitete: Weil sich die etablierten Institute mehr und mehr aus der Fläche zurückziehen und Filialen schließen, gehe der Kontakt zu vielen Kunden verloren. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen würden sich deshalb auch nach neuen Banking-Partnern umschauen, so Wenthin. Die etablierten Banken wie Commerzbank, Sparkasse und Volksbank beobachten die neue Konkurrenz aufmerksam. Bis es Penta gelingt, in ähnliche Sphären vorzustoßen, dürfte aber noch einige Zeit vergehen: Allein die Berliner Sparkasse hat derzeit gut 86.000 Unternehmenskunden.
Für Firmen ist die Kontoeröffnung bei Penta vergleichsweise einfach. Das Ausfüllen des Antrags im Internet dauert nur wenige Minuten. Danach folgten Sicherheitschecks und regulatorische Überprüfungen, die Penta zusammen mit einem Banking-Partner, der Solarisbank, durchführt. Bis das Konto eröffnet ist, vergehen maximal 48 Stunden, häufig können Kunden aber sogar noch am selben Tag erste Services nutzen.
Drei Konto-Modelle gibt es bei Penta bislang: Das Basis-Konto ist umsonst, das sogenannte Advance-Konto kostet neun Euro im Monat. Für 19 Euro monatlich gibt es das Premium-Konto. Bei allen Modellen haben Kunden die Möglichkeit, Bankgeschäfte in Echtzeit zu tätigen. In den kostenpflichtigen Versionen können Firmenchefs zudem mehrere Kreditkarten und Onlinebanking-Zugänge für einzelne Mitarbeiter ausstellen und auch die Höhe der Ausgaben festlegen. Das hilft dann auch bei der Abrechnung von Dienstreisen.
Penta aber wolle weit mehr sein als nur eine Bank, sagt Geschäftsführer Marko Wenthin. Neben dem klassischen Bankengeschäft berät das Unternehmen seine Kunden zum Beispiel auch bei Versicherungsfragen, kümmert sich um das Thema Datenschutz oder um die Digitalisierung von Kundendaten. Penta hat dafür Kooperationen geschlossen. Derzeit arbeitet das Unternehmen mit fünf Partnern zusammen, in den nächsten Monaten soll die Zahl auf 30 anwachsen.
Mitarbeiter an Standorten in Berlin, Belgrad und Mailand
Um zu wissen, was die Penta-Kunden beschäftigt, hat das Berliner Unternehmen nachgefragt und zugehört. „Wir fragen, welche Probleme der Kunde hat. Daraufhin entwickeln wir unsere Produkte oder arbeiten mit Partnern zusammen, die bereits dafür Lösungen haben“, erklärt Wenthin. Kleine Unternehmen, sagt er, hätten häufig eben nicht die Kapazitäten, sich mit Dingen abseits ihres Kerngeschäfts zu beschäftigen. „Wir sehen uns durchaus als Begleiter und als eine Art digitale Geschäftsführung“, so der Finanzfachmann.
Penta beschäftigt mehr als 90 Mitarbeiter an Standorten in Berlin, Belgrad und Mailand. In der italienischen Mode-Metropole war Penta im vergangenen Jahr mit der Finleap-Beteiligung Beesy zusammengefügt worden. Auch Penta ist Teil des Finleap-Firmennetzwerks. Das Unternehmen kümmert sich von seiner Zentrale in Berlin aus um die Entwicklung von Finanz-Start-ups, sogenannter Fintechs. Derzeit sind zwölf Start-ups unter dem Finleap-Dach tätig. Rund 900 Mitarbeiter arbeiten für die Portfolio-Unternehmen, ein Großteil davon im Finleap-Hauptquartier in der Hardenbergstraße.