Internetriese

Geld googeln? Suchmaschinenfirma bietet bald Girokonten an

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Tobias Kisling
Die Geschichte vom Internetriesen Google

Die Geschichte vom Internetriesen Google

So schaffte es die Garagenfirma zum zweitwertvollsten Unternehmen der Welt.

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Google hat ein neues Businessmodell aufgetan: das Bankgeschäft. Das Unternehmen will Girokonten einführen, mit Risiken für die Nutzer.

Berlin. Facebook treibt seine Kryptowährung Libra voran, Apple greift mit einer eigenen Kreditkarte im Bankengeschäft an – und nun will auch Google stärker als bisher auf den Finanzmarkt setzen. Schon im kommenden Jahr sollen Kunden in den USA ein Girokonto über den Internetriesen beziehen können.

Auch das Problem einer dafür nötigen Lizenz hat die Tochter des Mutterkonzerns Alphabet offenbar gelöst: Der Suchmaschinenbetreiber kooperiert mit der Citigroup, der die Citibank gehört, und einer kleinen Genossenschaft aus dem kalifornischen Stanford, der Stanford Federal Credit Union.

Google will intelligente Girokonten über Google Pay anbieten

„Unser Ansatz ist, dass wir eine tiefe Partnerschaft mit Banken und dem Finanzsystem eingehen“, zitiert das „Wall Street Journal“ den Google-Manager Ceasar Sengupta.

Ein Google-Sprecher sagte unserer Redaktion: „Wir prüfen, wie wir mit Banken und Kreditgenossenschaften in den USA Partnerschaften eingehen können, um intelligente Girokonten über Google Pay anzubieten.“

Mit Google Pay bietet der Internetriese derzeit bereits ein Zahlungssystem an, das unter anderem für Käufe im Google-App-Store Google Play genutzt werden kann. Dabei sind die Daten einer Master- oder Visacard nötig.

Google plant strenge Standards für Datenschutz und Sicherheit

Für deutsche Kunden wird das Angebot zunächst noch nicht zur Verfügung stehen, teilte Google mit. Da man erst mit dem neuen Projekt beginne, wolle man sich zunächst auf die USA konzentrieren.

„Das ist definitiv eine Kampfansage. Sollte es so kommen, würde es die Branche aufrütteln“, sagte Finanzmarktanalyst Timo Emden von Emden Research unserer Redaktion. Das Kalkül hinter Googles Plänen ist für Emden eindeutig: „Vor allem dürfte es Google dabei um die Kundendaten gehen. Mit einem Girokonto könnte meines Erachtens Google Zugriff auf Kontodaten, Einkäufe und Zahlungen erhalten. Diese Daten dürften sich mit den Personendaten, die Google bereits besitzt, verknüpfen lassen“, ist Emden überzeugt.

Google selbst teilt dazu mit, dass Kunden die Kontrolle über ihre Daten behalten und strenge Standards für Datenschutz und Sicherheit eingehalten würden. Daten würden „niemals an Dritte verkauft“, heißt es. Auch würden die Daten nicht für Werbezwecke verwendet werden.

Über die Konditionen der Konten ist noch nichts bekannt

Wie das Google-Girokonto konkret aussehen soll, ob es ein reines Online-Konto werden und ob es gebührenpflichtig wird, ist noch unklar. Fest steht, dass das neue Angebot, das Google unter dem Namen „Google Cache“ initiiert, bereits im kommenden Jahr starten soll.

Ob Googles Vorstoß ins Bankengeschäft aber überhaupt umsetzbar sein wird, hängt nach der Meinung des Finanzexperten Emden von der Sicherheit der Nutzerdaten ab. „Es könnte einen Aufschrei bezüglich des Datenschutzes geben, das hat man bereits bei Facebooks Kryptowährung Libra gesehen“, sagte Emden.

Wird der Datenschutz zum Google-Problem?

Für die „alteingesessenen Banken“ dürfte genau hierin eine Hoffnung bestehen, glaubt Emden. Sie könnten darauf setzen, dass die Diskussionen um den Datenschutz die Zulassungsverfahren für Googles Girokonten in die Länge ziehen.

Fest steht für Emden aber auch: „Das Projekt muss keineswegs zum Scheitern verurteilt sein. Wenn Google alle zugehörigen Lizenzen wie jedes innovative Start-up, beispielsweise wie N26 in Deutschland, bekommt, könnte es seine Dienste anbieten.“