DIW-Studie

Größerer Reichtum in Deutschland kommt nicht bei allen an

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Beate Kranz
Theoretisch sind die Deutschen relativ reich, doch wer genau hinschaut sieht eine ungleiche Verteilung.

Theoretisch sind die Deutschen relativ reich, doch wer genau hinschaut sieht eine ungleiche Verteilung.

Foto: xbrchx / Shutterstock / xbrchx

Der Wohlstand in Deutschland wird immer größer. Doch vor allem ältere und bereits reiche Deutsche vermehren ihren Reichtum immer mehr.

Berlin.  Wer eine Wohnung oder ein Haus besitzt, ist oft im Vorteil. Es entfällt nicht nur die Miete, sondern in der Regel sind die Immobilienpreise in Großstädten und begehrten Lagen bundesweit deutlich gestiegen. Diese Entwicklung hat in den vergangenen fünf Jahren maßgeblich dazu beigetragen, dass die Deutschen immer wohlhabender werden.

So besitzt jeder Bürger über 17 Jahre im Schnitt knapp 103.000 Euro – und damit 22 Prozent mehr als noch im Jahr 2012. Damals waren es nur 85.000 Euro. Bürger in Ostdeutschland schneiden jedoch sehr viel schlechter ab – mit einem Nettovermögen von 55.000 Euro liegen sie stark unter dem Bundesschnitt. Dies hat eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ergeben.

DIW-Studie: Alter, Region und Einkommen entscheiden über Vermögen

Auffällig ist nicht nur die große Diskrepanz zwischen West und Ost. Zudem ist das Vermögen in der Bevölkerung sehr ungleich verteilt. So besitzen die reichsten zehn Prozent der Deutschen mehr als die Hälfte des gesamten Vermögens – und zwar 56 Prozent. Die „untere“ Hälfte der Erwachsenen muss sich unterdessen mit bescheidenen 1,3 Prozent des Gesamtvermögens begnügen. 15 Prozent der Bevölkerung verfügen über gar kein Vermögen. Sechs Prozent aller Bürger haben sogar mehr Schulden als Guthaben.

Die Vermögensungleichheit ist damit in Deutschland auch im internationalen Vergleich sehr hoch, sagt der Studienautor Markus Grabka. Sie beharre bereits seit zehn Jahren auf diesem Niveau.

Das individuelle Nettovermögen hängt stark vom Alter, der Region und dem Einkommen ab. „Personen, die zwischen 1940 und 1950 geboren wurden, in Westdeutschland leben und eine Immobilie besitzen, verfügen im Schnitt über besonders viel Vermögen“, sagt Studienautor Christoph Halbmeier.

Der Abstand verringert sich jedoch mit abnehmendem Alter. Haben die 71- bis 80-jährigen Ostdeutschen noch im Schnitt 133.000 Euro weniger Vermögen als ihre westdeutschen Altersgenossen, beträgt die Differenz bei den 21- bis 25-Jährigen nur noch 5000 Euro.

Vor allem Immobilien sind ungleich verteilt

Für den größten Unterschied sorgt der Besitz von Immobilien. Wer in seinem eigenen Haus oder der eigenen Wohnung lebt, besitzt laut Studie im Durchschnitt ein zehnmal so hohes Vermögen (rund 225.000 Euro) wie Mieter, die nur rund 24.000 Euro ihr Eigen nennen.

In Deutschland haben jedoch nur 51 Prozent der Privathaushalte überhaupt Immobilien, so die europäische Statistikbehörde Eurostat. Insofern geht an vielen Menschen das Wohlstandswachstum der vergangenen Jahre vorbei. Wer auf Zinsen auf sein Barvermögen angewiesen ist, hat angesichts der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank erst recht das Nachsehen. Anders sieht dies in fast allen europäischen Ländern aus. So besitzen in Italien 72 Prozent Wohneigentum, in Spanien 77 und in Polen 84 Prozent.

Um die Kluft zu verringern, reicht es aus Sicht der DIW-Forscher nicht aus, große Vermögen etwas mehr zu besteuern, da dies „nicht automatisch den vermögensschwachen Bevölkerungsgruppen zugutekommt“, sagt Grabka. Auch das bestehende Baukindergeld und die Wohnungsbauförderung förderten nur einen begrenzten Personenkreis. Wichtiger wäre es, Geringverdienern bessere Möglichkeiten zur Vermögensbildung anzubieten, zum Beispiel über staatliche Mietkaufmodelle.