Washington/Peking. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China ist mit gegenseitigen Strafzöllen eskaliert. Die Konfrontation zwischen den beiden größten Volkswirtschaften weckt Sorgen über weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft und andere Länder wie Deutschland.
US-Präsident Donald Trump drohte China sogar noch mit zusätzlichen Strafzöllen, die auf alle seine Importe in die USA im Wert von mehr als 500 Milliarden US-Dollar ausgedehnt werden könnten.
In einer ersten Runde traten um Mitternacht Washingtoner Zeit US-Sonderabgaben von 25 Prozent auf Einfuhren aus im Wert von 34 Milliarden US-Dollar in Kraft. Chinas Zoll reagierte umgehend mit eigenen Sonderzöllen auf Einfuhren aus den USA in ähnlichem Umfang. China sehe sich zum „notwendigen Gegenangriff“ gezwungen, sagte ein Sprecher des Handelsministeriums in Peking. Die USA hätten „den größten Handelskrieg in der Wirtschaftsgeschichte“ eingeläutet.
Strafzölle betreffen auch deutsche Autobauer
Von Chinas Strafzöllen sind landwirtschaftliche Produkte wie Sojabohnen, Fisch, Schweinefleisch, Rindfleisch, Molkereiprodukte betroffen. China zielt damit auf die Wählerschaft von Trump im ländlichen Raum. Höhere Zölle werden aber auch auf Autos erhoben. Darunter leiden vor allem deutsche Autobauer wie Daimler und BMW, die den größten Automarkt in China auch von ihren Werken in den USA aus beliefern. Daimler gab bereits eine Gewinnwarnung. Fast jeder fünfte BMW, der in China verkauft wird, kommt aus den USA.
Mit dieser ersten Runde von Strafzöllen steuern die beiden größten Volkswirtschaften auf einen handfesten Handelskrieg zu, da Trump im Falle chinesischer Vergeltung eine Eskalation in Aussicht gestellt hat. Ob er seine Drohung wahr macht oder mit seiner waghalsigen Politik nur seine Verhandlungsposition stärken will, schien unklar.
Handfester Handelskrieg wird erwartet
Volkswirte befürchten, dass sich der Konflikt zwischen China und den USA bald auswachsen kann. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht die betroffenen Handelsvolumina derzeit noch als zu klein an, als dass dies allein zu größeren Problemen für die Weltwirtschaft führen könnte. Allerdings werden Effekte durch die Verunsicherung der Märkte und eine mögliche Eskalationsspirale befürchtet.
Trump zieht gegen die mit einem Defizit von mehr als 800 Milliarden US-Dollar belastete Handelsbilanz seines Landes an mehreren Fronten zu Felde. Er belegte auch die Nachbarn Kanada und Mexiko sowie Verbündete wie die Länder der Europäischen Union mit Strafzöllen auf Stahl- und Aluminium. Auch von dort sind bereits Vergeltungszölle in Kraft gesetzt worden.
Aufregung in den betroffenen Branchen
An der Haltung der US-Regierung gibt es auch im Inland massive Kritik. Teile von Trumps eigener republikanischer Partei sehen in den Zöllen versteckte Steuern. Kritiker glauben, dass ein Teil von Trumps in der Unternehmerschaft gefeierter Steuerreform dadurch neutralisiert werden kann.
In den von Vergeltungszöllen betroffenen US-Branchen herrscht Aufregung. Dies gilt insbesondere für die Bauern. China, und Mexiko verlangen etwa künftig erhöhte Zölle auf Schweinefleisch-Produkte, die EU hat Whiskey mit Vergeltungszöllen belegt.
Auch Deutschland möglicherweise betroffen
Handelsjuristisch wird die Politik Trumps problematisch gesehen. Mehrere Länder und auch die Europäische Union haben bereits Klage bei der Welthandelsorganisation WTO eingereicht. Trump droht seinerseits mit einem Austritt aus der WTO oder gar mit deren Zerschlagung.
Doch auch von Amerikanern gibt es Kritik. Amerikanische Unternehmen in China haben die Strafzölle von US-Präsident Donald Trump auf chinesische Importe als „kontrapoduktiv“ kritisiert. „Es gibt keine Gewinner in einem Handelskrieg“, betonte der Vorsitzende der US-Handelskammer (AmCham) in China, William Zarit, am Freitag in Peking.
Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln), Michael Hüther, fürchtet schwere Auswirkungen des amerikanisch-chinesischen Handelskrieges . „Wenn zwei der wichtigsten Handelspartner Deutschlands in einen Handelskrieg einsteigen, wird dies mit Sicherheit nicht spurlos an unserer Wirtschaft vorbeigehen“, sagte Hüther im Interview mit den Zeitungen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). „Deutschlands wirtschaftlicher Erfolg der letzten Jahre hängt in hohem Maße vom Exportgeschäft ab“, fügte Hüther hinzu.
„Deutschland hat – anders als die USA – stark vom wirtschaftlichen Aufstieg Chinas profitieren können. Vor diesem Hintergrund wird insbesondere der Einfluss von US-Handelssanktionen auf Chinas Wachstum auch Rückwirkungen auf das deutsche Exportgeschäft in China haben“, so der Ökonom weiter. „Insbesondere das deutsche Wachstum hängt an der wirtschaftlichen Entwicklung der Schwellenländer.“ (dpa/rtr)