Automobilhersteller

Porsche schränkt den Verkauf seiner Modelle stark ein

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Alexander Klay
Porsche kann seine Modelle offenbar nicht rechtzeitig mit Partikelfiltern ausrüsten.

Porsche kann seine Modelle offenbar nicht rechtzeitig mit Partikelfiltern ausrüsten.

Foto: Sean Gallup

Der Autobauer Porsche kann seine Fahrzeuge nicht rechtzeitig für den neuen Abgastest WLTP umrüsten. Auch Daimler drohen Probleme.

Berlin.  Der Abgasskandal im VW-Konzern holt die Luxustochter Porsche erneut ein. Nachdem der Sportwagenbauer bereits seine Diesel-Modelle aus dem Programm nehmen musste, trifft es nun den Verkauf der verbliebenen Modelle mit Benzinmotor. Um das ab 1. September vorgeschriebene strengere Abgas-Testverfahren WLTP zu bestehen, brauchen die Fahrzeuge einen Partikelfilter. Entsprechende Modelle sind offenbar nicht lieferfähig. Porsche spricht von einem vorübergehend eingeschränkten Modellangebot. Der WLTP-Test war nach dem Abgasskandal eingeführt worden.

Wie groß die Lieferprobleme sind, dazu schweigt der Hersteller. Die Umstellung der Modellpalette mache neue Zulassungen erforderlich, heißt es. Zunächst solle unter anderem die Sportwagen-Ikone 911 die neue Technologie erhalten – als Termin nennt die VW-Tochter nur ihr Jubiläumsjahr, 2018 feiert sie ihr 70-jähriges Bestehen.

Bestehende Aufträge werden abgearbeitet

Wer sich einen Neuwagen auf der Internetseite von Porsche zusammenstellen will, erhält derzeit diesen Hinweis: „Dieses Modell ist aktuell nicht als frei konfigurierbarer Neuwagen erhältlich.“ Interessierte sollen sich an die Autohäuser wenden. Als „Verkaufsstopp“, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ titelt, will Porsche das nicht verstanden wissen. Bestellungen nehme man weiterhin entgegen, heißt es in einer Stellungnahme, die dieser Redaktion vorliegt. Die Produktion laufe ohnehin weiter: Aufträge europäischer Kunden würden bis zum 1. September abgearbeitet. Außerhalb der EU gelten andere Vorschriften.

Die Verkaufseinschränkungen überraschen Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), nicht. „Die Autoindustrie hat offenbar zu lange darauf gesetzt, die Einführung des WLTP-Tests auf politischer Ebene um ein bis zwei Jahre verzögern zu können“, sagt er. Porsche habe bis zuletzt darauf gehofft, weiter seine Interpretation der Zulassungsvorschriften fahren zu können. „Diese Strategie ist nicht aufgegangen“, sagt Resch.

Nicht nur Porsche ist vom neuen Abgastest betroffen, der realistischere Ergebnisse liefern soll. BMW musste sein Flaggschiff, den 7er-Benziner, für ein Jahr aus dem Angebot nehmen. Auch VW erwartet Probleme. „Mit Hochdruck“ arbeite die Marke daran, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten, sagte Personalchef Martin Rosik dem Mitarbeitermagazin „Inside“. Doch müssten einige Varianten, die bis zum September kein WLTP-Zertifikat hätten, vorläufig aus dem Programm genommen werden.

Abschalteinrichtung in 750.000 Daimler-Fahrzeugen?

Auch für Daimler könnte sich die Lage im Diesel-Skandal zuspitzen. Das Bundesverkehrsministerium droht dem Autobauer offenbar mit einer Strafe von 5000 Euro für jedes Fahrzeug mit einer verbotenen Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung, insgesamt 3,75 Milliarden Euro. Nach einem Bericht des „Spiegel“ habe Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bei einem Treffen mit Daimler-Chef Dieter Zetsche am Montag den Verdacht geäußert, es könnten bis zu 750.000 Fahrzeuge betroffen sein. Es gehe besonders um die C-Klasse. Zetsche soll dem Ministerium innerhalb von zwei Wochen Details vorlegen. Die Indizien seien aus Sicht der Verkehrsbehörden erdrückend, heißt es in dem Bericht.

In der vergangenen Woche hatte das Kraftfahrt-Bundesamt einen Rückruf für 5000 Transporter des Typs Vito wegen einer verbotenen Abschalteinrichtung angeordnet. Diese senkt die Abgaswerte auf dem Prüfstand. Daimler bestreitet dies und kündigte an, vor Gericht zu ziehen.