Mülheim/Ruhr. Seit eineinhalb Wochen gilt der bisherige Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub (58) als vermisst. Die Familie hat Überlebenschancen inzwischen ausgeschlossen. Nun reagiert das Unternehmen auf das Verschwinden von Karl-Erivan Haub und übergibt die Geschäftsführung an Christian W.E. Haub (54), den jüngeren Bruder des bisherigen Chefs.
Das teilte der Konzern am Mittwoch an seinem Sitz in Mülheim an der Ruhr mit. Bereits seit dem Generationswechsel im Jahr 2000 waren die Brüder Co-Chefs des mehr als 150 Jahre alten Familienunternehmens und trafen nach Tengelmann-Angaben alle wesentlichen Entscheidungen gemeinsam.
Karl-Erivan Haub wird seit dem 7. April 2018 in den Schweizer Alpen vermisst. Er kehrte von einer Skitour am Matterhorn nicht zurück. Nach tagelanger Suche sieht die Familie inzwischen keine Überlebenschancen mehr für den leidenschaftlichen Alpinisten.
Traueranzeige für Karl-Erivan Haub auf Unternehmens-Webseite
„Mein Bruder wird nicht nur unserer Familie, sondern auch dem Unternehmen sehr fehlen“, betonte der 54-jährige Christian W.E. Haub in der Mitteilung des Unternehmens. Der Verlust des älteren Bruders sei für die Familie eine Tragödie. Aber sie gefährde nicht den Weiterbestand des Unternehmens. Auf der Internetseite des Unternehmens ist aktuell eine Traueranzeige für Karl-Erivan Haub zu finden.
In den vergangenen Jahren hätten er und sein Bruder intensiv zusammengearbeitet, hob Christian W.E. Haub hervor. Er lebt gemeinsam mit seiner Frau und vier Kindern in den USA und hatte vor allem die US-Geschäfte des Handelskonzerns geführt. Gemeinsam hätten die Brüder den Konzern durch einen umfassenden Transformationsprozess geführt. „Es ist nunmehr grundsolide und zukunftsfähig aufgestellt.“
Spekulationen, das Unternehmen Tengelmann könne nun in eine reine Vermögensverwaltung für die milliardenschwere Unternehmerdynastie umgewandelt werden, wies Christian Haub zurück. Wie für seinen Bruder komme auch für ihn ein reines Portfolio-Management nicht in Frage. „Im Herzen sind wir Händler, und wir werden immer unternehmerisch und operativ tätig bleiben. Eine reine Verwaltung von Vermögen und Beteiligungen kann ich mir nicht vorstellen.“
Christian E. W. Haub leitete Supermarktkette A&P
Christian E.W. Haub studierte Ende der 80er Jahre in Wien Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Danach arbeite er vorübergehend als Investmentbanker bei Dillon Read in New York. In den 90er Jahren übernahm er die Leitung der zum Haub-Imperium gehörenden US-Supermarktkette A&P. Trotz jahrelanger Bemühungen gelang es ihm allerdings nicht die amerikanische Kette zu sanieren. Nach der Insolvenz von A&P im Jahr 2010 zog sich die Familie aus dem Unternehmen zurück.
In den vergangenen Jahren kümmerte er sich nicht zuletzt um die Verwaltung des Familienvermögens und um die wohltätigen Aktivitäten der Familie. Außerdem leitet er die Beteiligungsgesellschaft Emil Capital Partners, unter deren Dach Wagniskapital-Investments der Familie in den USA, Kanada und Israel zusammengefasst sind. (dpa)