Schuldenbarometer

Studie: Privatinsolvenzen auf tiefstem Stand seit 2004

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Viele Deutsche spüren die gute Wirtschaftslage auf ihrem Konto. Auch die Zahl der Privatinsolvenzen ist erneut gesunken.

Viele Deutsche spüren die gute Wirtschaftslage auf ihrem Konto. Auch die Zahl der Privatinsolvenzen ist erneut gesunken.

Foto: dpa Picture-Alliance / Marcus Brandt / picture alliance / dpa

2017 haben 94.079 Verbraucher Privatinsolvenz angemeldet. Es ist der siebte Rückgang in Folge und der niedrigste Stand seit 14 Jahren.

Berlin.  Die Zahl der Privatpleiten in Deutschland ist weiter rückläufig. Im Jahr 2017 mussten sich 94.079 Personen zahlungsunfähig melden – so wenige wie seit 2004 nicht mehr und 6,8 Prozent weniger als 2016. Das geht aus einer Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel hervor, die an diesem Freitag veröffentlicht wird und deren Ergebnisse unserer Redaktion vorab vorliegen.

Die meisten Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner gab es demnach mit 199 in Bremen, gefolgt vom Saarland (161) sowie Niedersachsen und Hamburg mit jeweils 155 Pleiten. Die wenigsten Fälle meldete Bayern mit 78 Insolvenzen.

Anstieg der Insolvenzen nur in Thüringen und Berlin

Den größten Rückgang im Vergleich zu 2016 verzeichnet Hessen (-17,7 Prozent). Ebenfalls stark rückläufig sind die Verbraucherpleiten in Sachsen (-13,8 Prozent) und Baden-Württemberg (-11,1 Prozent). Angestiegen sind sie allein in Thüringen (+2,9 Prozent) und Berlin (+1,6 Prozent).

Die Entwicklung in den weiteren Bundesländern: Niedersachsen (-9,4 Prozent), Bayern (-9,3 Prozent), Saarland (-8 Prozent), Hamburg (-6,6 Prozent), Bremen (-6,1 Prozent), Sachsen-Anhalt (-5,7 Prozent), Rheinland-Pfalz (-5,1 Prozent), Schleswig-Holstein (-5,1 Prozent), Nordrhein-Westfalen (-3,8 Prozent), Brandenburg (-3,7 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (-1,5 Prozent). Der Bundesdurchschnitt sank um 7,3 Prozent.

Grund für den erneuten Rückgang sei „die geringe Arbeitslosigkeit und die verbesserte Einkommenssituation der Verbraucher“, sagte Crifbürgel-Sprecher Oliver Ollrogge unserer Redaktion.

Zahlen, bitte: So lese ich eine Bilanz
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Anwaltverein fordert kürzere Insolvenzverfahren

Für jene, die trotz der positiven Entwicklung von Zahlungsunfähigkeit betroffen sind, wünscht sich der Deutsche Anwaltverein (DAV) Verbesserungen. Aus Sicht der Rechtsanwälte sollten Insolvenzverfahren auf drei Jahre verkürzt werden. Bisher dauert es bis zur Restschuldbefreiung fünf bis sechs Jahre.

Nur wer 35 Prozent der Schulden und die Verfahrenskosten begleicht, kann die Laufzeit auf drei Jahre verkürzen. Nach Angaben von Crifbürgel nutzten diese Möglichkeit bis Ende 2017 aber nur 8,3 Prozent der Betroffenen.

Verwaltung der Insolvenzverfahren kostet Gerichte Millionen

„Von einer kürzeren Insolvenzlaufzeit profitieren alle“, sagte Kai Henning, Fachanwalt für Insolvenzrecht und Sprecher der Arbeitsgruppe Verbraucherinsolvenz im DAV, unserer Redaktion. „Hier lassen sich Zeit und Kosten in Millionenhöhe einsparen.“ Denn die Gläubiger erhielten in rund 75 Prozent aller Verbraucherverfahren ohnehin keine Ausschüttung, die Gerichte hätten jedoch unnötig lange Arbeit mit der Verwaltung der Verfahren. (cho)