Airport

Türkei will in Istanbul Mega-Flughafen in Rekordzeit bauen

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Gerd Höhler

Foto: © IGA

Es ist Erdogans Prestigeprojekt: In Istanbul sollen 35.000 Arbeiter in 50 Monaten einen neuen Airport bauen. Starttermin: Oktober 2018.

Istanbul.  Im Juni 2014 setzte der damalige türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan den ersten Spatenstich – und schon im Oktober 2018 soll Istanbuls neuer Flughafen in Betrieb gehen. In Rekordzeit stampft die Türkei den neuen Mega-Airport am Bosporus aus dem Boden – ein Prestigeprojekt Erdogans.

Rund 35.000 Arbeiter bevölkern die größte Baustelle der Türkei. Auf einer Fläche von 7650 Hektar entsteht nordwestlich der Wirtschaftsmetropole an der Küste des Schwarzen Meeres der dritte Istanbuler Flughafen. Er soll den Atatürk-Airport, dessen Bahnsystem und Terminals seit Jahren weit über ihre Kapazität hinaus belastet sind, als Luftverkehrsknotenpunkt und Heimatbasis der schnell wachsenden Fluggesellschaft Turkish Airlines ersetzen.

Erdogan könnte Namensgeber für Airport werden

Die Arbeiten sind bereits zu rund 70 Prozent abgeschlossen. Die von ThyssenKrupp gelieferten Fluggastbrücken werden bereits installiert, ebenso die mehr als 300 Rolltreppen, Aufzüge und Laufbänder. Damit liegt der Bau im Plan für die Inbetriebnahme am 28. Oktober 2018, wenn die Türkei den 95. Jahrestag der Republikgründung feiert. Wie der neue Flughafen heißen wird, ist noch nicht bekannt. Es wäre aber keine Überraschung, wenn Erdogan, inzwischen Präsident, der Namensgeber wird.

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Die Bauzeit von rund 50 Monaten ist rekordverdächtig – und dies nicht nur im Vergleich zum neuen Flughafen Berlin-Brandenburg (BER), mit dessen Bau 2006 begonnen wurde, ohne dass bisher klar ist, wann die ursprünglich für 2011 geplante Eröffnung tatsächlich stattfinden kann. Auch die Kosten des Istanbuler Airports liegen mit rund 10,5 Milliarden Euro im Rahmen. Zum Vergleich: Der neue deutsche Hauptstadtflughafen dürfte, obwohl mit einer Fläche von 1470 Hektar viel kleiner und nur für ein Viertel der Passagiere geplant, rund 6,5 Milliarden kosten.

90 Millionen Fluggäste können im Jahr abgefertigt werden

Die Geschichte des neuen Istanbuler Flughafens geht zurück bis ins Jahr 2011. Die Pläne waren Teil der damaligen Bewerbung Istanbuls für die Olympischen Spiele 2020. Diese gingen zwar letztlich an Tokio, der Flughafen wurde aber trotzdem gebaut. Er soll in der ersten Ausbauphase über zwei in Nord-Süd-Richtung angelegte Bahnen von je 3,75 Kilometer Länge und ein zentrales Terminalgebäude verfügen.

Damit ist er für jährlich zunächst 90 Millionen Passagiere ausgelegt. Bis Ende 2019 ist der Bau einer dritten, in Ost-West-Richtung verlaufenden Piste geplant. In den Folgejahren soll der Flughafen schrittweise erweitert werden. Die Endphase des Ausbaus, die bereits Ende der 2020er-Jahre erreicht sein könnte, sieht sechs Start- und Landebahnen, ein Satellitenterminal und eine Kapazität von bis zu 200 Millionen Passagieren vor.

Damit wäre Istanbul nach dem Passagieraufkommen und heutigen Maßstäben der größte Flughafen der Welt. Diese Spitzenstellung wird derzeit vom Flughafen Atlanta in den USA mit jährlich rund 105 Millionen Fluggästen gehalten. Es ist allerdings möglich, dass bis zur Eröffnung in Asien andere Großprojekte in Angriff genommen werden, die Istanbul noch überflügeln könnten.

Neue Konkurrenz für Flughafenkreuz Frankfurt/Main

Ein türkisches Firmenkonsortium baut und betreibt den neuen Airport für zunächst 25 Jahre. Das Unternehmen Unifree Duty – an dem der Hamburger Groß- und Einzelhändler Gebr. Heinemann mehrheitlich beteiligt ist – soll alle Einzelhandelsflächen betreiben.

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Schon bei der Eröffnung wird er eine größere Kapazität als Frankfurt haben, wo im vergangenen Jahr knapp 61 Millionen Fluggäste abgefertigt wurden. Die Planung sieht bis zu 347 Fluggastbrücken vor. Im Endausbau sollen rund 100 Fluggesellschaften den neuen Airport anfliegen und Istanbul mit über 350 Destinationen weltweit verbinden.

Geografisch günstige Lage als Drehkreuz

Der Frankfurter Rhein-Main-Flughafen und die dort beheimatete Lufthansa bekommen damit ernst zu nehmende Konkurrenz: Turkish Airlines will Istanbul zum Drehkreuz für den Luftverkehr zwischen Europa, Asien und Afrika ausbauen. Die türkische Staatslinie war in den vergangenen Jahren eine der am schnellsten wachsenden internationalen Fluggesellschaften und nimmt in Europa unter den größten Airlines bereits den sechsten Platz ein. Gleichzeitig ist die Airline Mitglied der Star Alliance, zu der auch die Lufthansa gehört.

Der neue Istanbuler Flughafen soll als künftige Heimatbasis für weiteres Wachstum sorgen. Türk Hava Yollari, wie das Unternehmen offiziell heißt, wird dabei nicht nur von den großen Kapazitäten des neuen Flughafens profitieren, sondern auch von seiner geografischen Lage: Von Istanbul aus sind viele Ziele in Afrika, Nahost und Asien kostengünstig mit Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen erreichbar.