Luftverkehr

Lufthansa bietet Sondertickets für Air-Berlin-Kunden

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Björn Hartmann
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Lufthansa und Eurowings bieten im Urlaub gestrandeten Air-Berlin-Kunden Rabatte für Rückflüge. Das Angebot ist allerdings begrenzt.

Berlin.  Mit Sonderkonditionen will der Lufthansa-Konzern im Urlaub gestrandete Fluggäste von Air Berlin nach Hause holen. „Das ist eine besondere Situation, da wollen wir helfen“, sagte Thorsten Dirks, Mitglied im Lufthansa-Vorstand und Chef von Eurowings in Berlin. Die Fluggesellschaft sowie Lufthansa, Swiss, Austrian und Brussels bieten einen Rabatt von 50 Prozent auf den eigenen Ticketpreis an. Air-Berlin-Tickets selbst will der Konzern nicht akzeptieren.

Air Berlin stellt den Flugbetrieb unter eigener Flugnummer am 28. Oktober ein. Alle Flugtickets verfallen. Wer sein Ticket nach dem 15. August, dem Tag der Insolvenz, gekauft hat, bekommt sein Geld zurück. Stammt das Ticket aus der Zeit davor, ist das Geld dafür sehr wahrscheinlich verloren. Es müsste aus der Insolvenzmasse gezahlt werden. Allerdings werden andere Gläubiger vorrangig bedient, sodass kaum etwas übrig bleiben wird.

50 Prozent Rabatt auf Lufthansa-Tickets

Die Lufthansa-Konzernmarken bieten jetzt Sondertarife an. Wer mit Air Berlin noch in den Urlaub fliegen, aber nicht mehr zurückkommen könnte, kann einen Rückflug bei Lufthansa, Eurowings, Swiss, Austrian oder Brussels buchen – sofern ein Platz frei ist. Später bekommt er nach Vorlage beider Tickets die Hälfte des Bruttopreises erstattet. Das Angebot gilt für die Zeit vom 28. Oktober bis 15. November. Mehr werden Air-Berlin-Passagiere nicht erhalten. Bundesverbraucherschutzminister Heiko Maas (SPD) hatte in dieser Zeitung gefordert, der Lufthansa-Konzern solle Air-Berlin-Tickets akzeptieren. Eurowings-Chef Dirks lehnt das ab.

Der Lufthansa-Konzern, zu dem Eurowings gehört, sieht sich nicht als Nachfolger Air Berlins. „Wir haben zwei Gesellschaften, Niki und LGW, von einer insolventen Fluggesellschaft gekauft – mit Mitarbeitern, Flugzeugen und Streckennetz“, sagte Dirks. 41 Maschinen wechseln so zu Eurowings. Sonst habe man am Markt gerade 40 freie Maschinen von Leasingfirmen übernommen, sagte Dirks – alle bisher für Air Berlin im Einsatz. Eurowings bekommt also insgesamt 81 Maschinen dazu. Für die Air-Berlin-Gruppe sind derzeit 134 Flugzeuge unterwegs.

2500 Bewerbungen auf 1300 Stellen

Niki und LGW lässt sich der Lufthansa-Konzern 210 Millionen Euro kosten, eingeschlossen ist das Geld, das nötig ist, um den Flugbetrieb aufrechtzuerhalten, bis die Kartellprüfung beendet ist. Dirks rechnet damit, dass es Ende des Jahres so weit ist. Insgesamt investiert Lufthansa 1,5 Milliarden Euro, rund eine Milliarde davon für Flugzeuge.

Zudem gehen 1700 Mitarbeiter von Niki und LGW zum Lufthansa-Konzern über. Weitere 1300 Beschäftigte will Eurowings neu einstellen, darunter gut 200 für zentrale Aufgaben, der Rest sind Piloten und Kabinenpersonal. Bisher lägen 2500 Bewerbungen vor, sagte Dirks. Für ehemalige Air-Berlin-Beschäftigte ist ein verkürztes Einstellungsverfahren vorgesehen. Eurowings braucht dringend Personal, um die neuen Maschinen auch einsetzen zu können.

Air-Berlin-Mitarbeiter bewerben sich zögerlich

Besonders begeistert von den ausgeschriebenen Stellen scheint das fliegende Personal von Air Berlin bisher nicht zu sein. Unter den Bewerbern sind nur 500 von der insolventen Fluggesellschaft, was auch am Gehalt liegen könnte. Eurowings zahlt deutlich weniger als Air Berlin. Während die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit für Piloten von Gehaltseinbußen von bis zu 40 Prozent ausgeht, hat Eurowings im Schnitt acht bis zehn Prozent ermittelt – ohne Langstrecke; dort verdienen Piloten deutlich mehr.

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Dirks versteht die Aufregung um die Gehälter nur bedingt: „Angesichts der hohen Zahl von Bewerbern können wir nicht als ganz schlechter Arbeitgeber gelten.“ Zudem sollen die neuen Mitarbeiter nach deutschem Tarif bei Eurowings Europe angestellt werden – ein Tarif, den Cockpit ausgehandelt hat.

Gehälter bei Eurowings niedriger

Nach internen Zahlen von Cockpit bekommt ein Jungpilot bei Air Berlin derzeit mehr als 60.000 Euro brutto im Jahr, nach zehn Jahren sind es mehr als 83.000 Euro. Bei Eurowings beginnt es bei gut 54.000 Euro, nach 19 Jahren wären es fast 105.000 Euro. Jungkapitäne starten mit 115.000 Euro (Air Berlin) und rund 105.000 Euro (Eurowings).

Was mit den Resten von Air Berlin geschieht, ist weiter unklar. Die Gespräche mit Easyjet ziehen sich hin. Die exklusive Verhandlungsfrist endete am Freitag. Der britische Billigflieger will bis zu 25 Maschinen übernehmen und vor allem von Berlin aus fliegen.

Bieterfrist für Technik-Sparte endet

Zudem endete die Bieterfrist für die Technik-Sparte von Air Berlin. Gute Chancen hat offenbar das Berliner Logistikunternehmen Zeitfracht. Es will die Standorte in Berlin und Düsseldorf weiter betreiben, der Standort München würde nach früheren Plänen vermutlich abgewickelt. Bedarf gibt es: Eurowings hat zwar eine eigene Technik-Sparte, braucht aber unter anderem für die 20 Propellermaschinen von LGW Wartungsspezialisten.

Auf Island untersagte der Flughafenbetreiber am Freitag den Start einer Air-Berlin-Maschine von Keflavik nach Düsseldorf – Flughafengebühren seien nicht bezahlt worden. Air Berlin bezeichnete dies als rechtswidriges Verhalten.