San Francisco. Twitter demokratisch geführt, im Besitz von Hunderttausenden Nutzern? Die Aktionäre werden sich im Mai mit der Frage beschäftigen.
Bei der Jahreshauptversammlung von Twitter werden die Aktionäre auch über einen Antrag abstimmen, Twitter zu einer Art Genossenschaft zu machen, die den Nutzern gehört. Zu den treibenden Kräften hinter der Idee gehört auch ein Deutscher.

Das Ansinnen aus einer Petition hat es nun auf die Tagesordnung der Aktionärsversammlung am 22. Mai geschafft. Die Aktionäre müssen dort über einen Antrag „Umwandlung in eine demokratische Eigentümerstruktur“ abstimmen.
Ohne die kurzfristigen Gewinnerwartungen an der Börse habe das Unternehmen ganz andere Perspektiven, heißt es zur Begründung. Konkret fordert der Antrag, dass spezialisierte Fachleute bis zum 1. Oktober eine Analyse erstellen, ob und wie eine Umwandlung in eine Genossenschaftsform oder eine ähnliche Struktur möglich wäre.
Twitter-Spitze gegen den Antrag
Der „Business Insider“ schreibt, dass der Antrag wenig Aussicht auf Erfolg habe. Twitters Management empfiehlt den Aktionären die Ablehnung. Die Unternehmensspitze sieht sich auf einem guten Weg und erklärt, die Frage würde an anderer Stelle sinnvoller eingesetzte Ressourcen binden. Zudem stehe es den Nutzern ja frei, Aktionäre zu werden.
Im vergangenen Jahr hatte die Netzaktivistin Maira Sutton mit anderen eine Petition „We are Twitter“ gestartet, die es bald auch auf Deutsch gab. Auslöser waren die zu dieser Zeit aufkommenden Gerüchte, Twitter könnte von einem anderen Unternehmen gekauft werden. Im „Guardian“ hatte der US-Autor und Medienwissenschaftler Nathan Schneider einen Text über seinen „Plan zur Rettung von Twitter“ veröffentlicht, „Lasst es uns kaufen!“
Re:publica-Gründer schrieb Blaupause
Zu den tatkräftigsten Unterstützern zählte früh der Berliner Blogger und Re:publica-Mitgründer Johnny Haeusler. Er schrieb auch das Konzept „Was wäre, wenn Twitter uns gehören würde“, eine Art „Blaupause für eine kooperative Inhaberschaft von Twitter“.
Die Verfechter der Idee verweisen auch auf das NFL-Team der „Green Bay Packers“, das als einziges nicht einem einzigen Besitzer, sondern 350.000 Anteilseignern gehört und nicht auf Gewinnerzielung abzielt. Niemand darf mehr als vier Prozent der Aktien besitzen.