Washington. Sicherheit im Internet und Yahoo, das passt überhaupt nicht mehr zusammen. Wie der schon mehrfach durch spektakuläre Angriffe von Computer-Hackern in die Schlagzeilen geratene kalifornische Anbieter am Mittwoch einräumte, wurden 2013 die Daten von sage und schreibe einer Milliarde Nutzer gestohlen.
Dabei handelt es sich um Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern und Geburtsdaten, teilweise auch Antworten auf Sicherheitsfragen. Bankverbindungen und Kreditkartendaten seien nach aktuellem Erkenntnisstand nicht betroffen, so Yahoo-Sicherheitschef Bob Lord.
Wenig gute Nachrichten unter Chefin Marissa Mayer
Der größte bisher bekannt gewordene Daten-Diebstahl im Internet setzt das von der glücklosen Managerin Marissa Mayer geführte Unternehmen massiv unter Druck. Yahoo verkauft sein Kerngeschäft gerade an den führenden US-Telekommunikationsanbieter Verizon für 4,8 Milliarden Dollar (4,3 Milliarden Euro). Branchen-Beobachter rechnen damit, dass Verizon den Preis nun empfindlich drücken wird. Denn der Name Yahoo wird immer mehr zur Belastung. Und zum Ärgernis.

Erst vor drei Monaten hatte der Konzern ein gewaltiges Datenleck eingeräumt, bei dem Ende 2014 mindestens 500 Millionen Nutzerprofile betroffen waren. Experten machten dafür den schwachen Verschlüsselungsschutz verantwortlich. Dass ein Jahr zuvor die doppelte Menge von bisher unbekannten Dritten abgefischt worden war, war dem Unternehmen nach eigenen Angaben nicht aufgefallen. Erst Sicherheitsbehörden machten auf den gigantischen Datenklau aufmerksam, bei dem auch verschlüsselte und unverschlüsselte Sicherheits-Fragen und -Antworten erbeutet wurden.
Datendiebe gingen geschickt vor
Yahoo erklärte, der Cyber-Angriff in 2013 gehe auf eine „nicht autorisierte dritte Partei“ zurück. Inoffiziell war von einem „anderen Staat“ die Rede. Die Einbrecher gingen nach US-Medienberichten raffiniert vor. Sie verschafften sich Zugang zum Yahoo-Software-Code. Damit konnten Cookies gefälscht werden; Mini-Programme, die es ermöglichen, dass der Nutzer ohne Passwort E-Mails abrufen kann.
Yahoo rief seine Nutzer auf, Passwörter zu ändern und Sicherheitsfragen zu überarbeiten. Medien-Dienste in den USA gehen davon aus, dass Kunden in Scharen davonlaufen werden, „weil Yahoo Cyber-Kriminellen offensichtlich ausgeliefert ist“.
Geschäftsbeteiligungen in China bewahren Konzern vor Pleite
Der Konzern, der einst Pionierarbeit leistete und im Jahr 2000 rund 100 Milliarden Dollar wert war, läuft heute der Konkurrenz von Google, Microsoft und Facebook hoffnungslos hinterher. Ohne den milliardenschweren Geschäftsanteil am chinesischen Internet-Riesen Alibaba, sagen Insider, „wäre Yahoo wohl längst am Ende“.
Die Nachricht vom Daten-Hack fiel zeitlich mit dem Treffen zusammen, zu dem der künftige Präsident Donald Trump die Spitzenvertreter von Top-Firmen wie Apple, Google, Microsoft und Facebook (aber nicht Yahoo) nach New York eingeladen hatte, um Irritationen aus dem Wahlkampf auszuräumen.
Trump bandelt mit Tech-Firmen an
Fast alle großen Konzerne im Silicon Valley hatten die Demokratin Hillary Clinton unterstützt und Trump für dessen Abschottungs- und Anti-Freihandelspolitik kritisiert. Vor der nicht-öffentlichen Runde lobte Trump die Spitzenvertreter als „herausragende Innovatoren“. Seine Regierung werde alles tun, damit es den Firmen weiter wirtschaftlich gut geht. Belastbare Details aus dem Gespräch, an dem zur allgemeinen Verwunderung drei der erwachsenen Kinder Trumps als Berater teilnahmen, wurden bisher nicht öffentlich. Jeff Bezos, Chef von Amazon und der „Washington Post“, erklärte, es sei ein „sehr produktives“ Gespräch gewesen. Trump gehe es eindeutig um die Schaffung neuer Arbeitsplätze.
Der designierte Präsident bat dem Vernehmen nach Apple-Chef Tim Cook, eine neue Produktionsstätte nicht in Asien zu eröffnen – sondern in Amerika. Um sich den Sachverstand der Tech-Branche langfristig zu sichern, berief Trump den Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla, Elon Musk, und den Vorsitzenden des Fahrdienstes Uber, Travis Kalanick, zu seinen ständigen Beratern.
Warum Twitter fehlte
Jack Dorsey, Boss des Unternehmens, das Trumps bevorzugtes Kommunikationsmittel mit inzwischen 17 Millionen Abonnenten anbietet, fehlte in New York. Der Twitter-Chef hatte nach Angaben des Magazins „Politico“ während des Wahlkampfes persönlich die Etablierung eines gegen Hillary Clinton gerichteten Emoji untersagt. Dafür habe Trump sich nun gerächt, schrieb das Magazin. Unsinn, kommentierte später das Trump-Lager und führte einen anderen Grund für die Nichtberücksichtigung an: Twitter sei wirtschaftlich einfach zu klein.