Berlin. Große Unterschiede zwischen Instituten verschiedener Regionen
Die Kunden der deutschen Sparkassen zahlen ihre Kredite im Schnitt gewissenhafter zurück als die Kunden anderer Banken. Doch zwischen den Bundesländern gibt es erhebliche Unterschiede bei der Quote ausfallgefährdeter Kredite. Das zeigt eine Auswertung des Recherchezentrums correctiv.org und der „FAZ“ für alle 409 Sparkassen in Deutschland.
So lag der Anteil sogenannter fauler Kredite bei deutschen Sparkassen 2014 bei 1,62 Prozent. Als „faul“ werden in der Bankenwelt jene Kredite bezeichnet, bei denen die Schuldner mit der Rückzahlung einer Rate mehr als 90 Tage im Verzug sind. Über alle Kreditinstitute hinweg lag diese Quote im Jahr 2014 laut Bundesbank bei 2,34 Prozent.
Doch zwischen den zwei reichsten Bundesländern gibt es erhebliche Unterschiede: Bei Sparkassen in Bayern drohen nur 0,68 Prozent der Kredite zu platzen – das ist bundesweit der Spitzenplatz. Ganz anders in Baden-Württemberg: Dort liegt der durchschnittliche Anteil fauler Kredite bei 2,34 Prozent. Das ist innerhalb der Sparkassenwelt ein negativer Spitzenwert – ausgerechnet in dem Bundesland, das mit seiner hohen Wirtschaftskraft und der niedrigen Arbeitslosigkeit ähnlich gut dasteht wie Bayern.
Hat eine Bank viele faule Kredite, ist das ein Indiz dafür, dass sie bei der Kreditvergabe ein hohes Risiko eingeht. Unter den zehn Sparkassen mit den bundesweit höchsten Quoten der sogenannten „Non-Performing-Loans“ (NPL-Quote) liegen drei in Baden-Württemberg. Mit 7,84 Prozent führt die badische Sparkasse St. Blasien die Negativtabelle an. Unter den zehn Sparkassen mit der niedrigsten Quote liegen neun in Bayern.
Eine hohe NPL-Quote könne auf besondere Vorsicht hinweisen, sagt Stephan Schorn, Sprecher des Baden-Württembergischen Sparkassenverbandes. Die Institute in Baden-Württemberg seien gut aufgestellt. So könne ein Kreditinstitut eine niedrige NPL-Quote haben, „weil man dort nur die absolut zwingend vorgeschriebenen Wertberichtigungen bildet“, so Schorn.
Bei der Bewertung von Krediten gibt es nach dem Handelsgesetzbuch Spielräume, die von jedem Unternehmen genutzt werden. „Wer viel abschreibt, muss den Aufsichtsgremien nicht zu viel Gewinn vor die Nase halten“, sagt Hans-Peter Burghof, der an der Uni Hohenheim den Lehrstuhl für Bankwirtschaft leitet. Am Ende eines Jahres entscheiden die Städte und Gemeinden als Träger der Sparkassen darüber, wie viel vom Gewinn an die Kommune fließt. Je weniger Gewinn eine Sparkasse macht, desto weniger muss sie abgeben.
In einer neuen Datenbank des Recherchebüros correctiv.org finden sich die Kennziffern aller Sparkassen. Sie stammen aus den Offenlegungsberichten und enthalten detaillierte Angaben zu den Risiken. Wie viele faule Kredite eine Sparkasse hat, können Leser nachschauen unter: correctiv.org/sparkassen