Berlin. Online-Modehändler will 2016 europaweit Marktanteile gewinnen – ohne Geld zu verlieren
Mit insgesamt 10.000 Mitarbeitern hat das Unternehmen inzwischen den Status eines Start-ups deutlich verlassen, beim Wachstumstempo orientiert sich Zalando aber noch an den Raten vieler Gründer: Die Zahl der Beschäftigten des Onlinemodehändlers ist um 31,6 Prozent gestiegen, der Umsatz (2,96 Milliarden Euro) um 33,6 Prozent, der Gewinn (121,5 Millionen Euro) um 158 Prozent. Vor allem Letzteres ein Unterschied zu frisch gegründeten Unternehmen, die eher selten Geld verdienen. Aber Zalando, 2008 gegründet, ist ja auch schon etwas älter. „Wir zeigen, dass wir Wachstum und Profitabilität verbinden können“, sagt Rubin Ritter, im Zalando-Vorstand für Unternehmensentwicklung und Zahlen zuständig. 2015 sei „ein extrem erfolgreiches Jahr“ gewesen.
2016 soll sich ähnlich entwickeln. Das Unternehmen peilt langfristig ein Umsatzplus von 20 bis 25 Prozent an, Ritter legt den Zielwert für 2016 eher am oberen Ende fest. Zalando liegt damit weit über dem Wachstum des Gesamtmarktes. Der Marktanteil soll von derzeit etwa einem Prozent europaweit steigen. Fünf Prozent gibt Ritter perspektivisch als Ziel vor, im sehr zersplitterten Markt ein hoher Wert. Zalando misst sich dabei nicht nur an anderen Onlinehändlern, sondern auch am stationären Handel. Im deutschen Schuhmarkt habe Zalando die fünf Prozent bereits erreicht, sagt Ritter.
Um das Wachstumstempo zu halten, will Zalando auch im kommenden Jahr kräftig investieren. Derzeit entsteht ein viertes deutsches Logistikzentrum im baden-württembergischen Lahr. Der Standort in Mönchengladbach soll ausgebaut werden. Und Zalando baut ein weiteren Logistikzentrum eher als bisher geplant. Start ist bereits in diesem Jahr. Genaueres will Ritter dazu jedoch nicht sagen. Zuletzt hatte Zalando im Dezember ein Logistikzentrum im norditalienischen Stradella etwa 50 Kilometer südlich der Modemetropole Mailand eröffnet.
Auch die Belegschaft soll deutlich wachsen. Vor allem bei den Entwicklern will Zalando einstellen. Allein 800 Programmierer will der Konzern einstellen, wie Ritter sagt. Derzeit beschäftigt er 1000, vor allem in Berlin. Ein weiterer Programmierstandort ist Dortmund. Seit 2015 gibt es auch je ein Entwicklungszentrum in Helsinki und in Dublin. In der finnischen Hauptstadt arbeiten die Beschäftigten vor allem an mobilen Anwendungen, in der irischen geht es um die Analyse großer Datenmengen.
Zalando will sich vom reinen Internethändler hin zu einem Technologieunternehmen entwickeln, dessen Programme und Angebote für die gesamte Modeindustrie interessant sind. So bietet der Konzern bereits heute Hilfe bei Werbung. Mit der Datenanalyse will Zalando etwa besser Modetrends vorhersagen können. Diese Informationen sollen auch anderen zur Verfügung stehen.
Mit der Plattformstrategie ähnelt Zalando dem großen Onlinehandelskonkurrenten Amazon, der seine Verkaufsplattform und seine Logistikcenter auch anderen Händlern zur Verfügung stellt – bis hin zur Abrechnung. Bei einem anderen Weg will Zalando Amazon allerdings nicht folgen. Eine eigene Zustellung sei derzeit nicht geplant, sagt Ritter. „Wir arbeiten da mit erfahrenen Spezialisten zusammen.“ Amazon plant derzeit ein eigenes Zustellnetz in Großstädten, um unabhängiger von Unternehmen wie DHL/Deutsche Post und Hermes zu werden.
Begleitet wird das künftige Wachstum wohl von einem neuen Aufsichtsratsvorsitzenden. Lothar Lanz soll den Posten auf der Hauptversammlung von Cristina Stenbeck übernehmen. Stenbeck ist Chefin des schwedischen Investmentfonds Kinnevik, mit 31,74 Prozent der größte Anteilseigner Zalandos. Sie will sich wieder stärker um den Fonds kümmern. Lanz ist seit 2014 im Aufsichtsrat und war zuvor unter anderem Finanzchef von Axel Springer.