Berlin. Twitter hat ein drei Mal größeres Büro in Berlin bekommen – und ein Studio für Live-Aktionen mit Stars. Wir erklären die neuen Räume.
Twitter bringt künftig aus Berlin Stars zu den Nutzern – und Nutzer können Musik zu Twitter bringen. Das Unternehmen weiht am Freitag sein neues Büro ein: Drei Mal so viel Fläche, ein paar technische Spielereien – und ein Blue Room, in dem Videos und Livestreams von und mit Stars und mit starker Einbindung der Nutzer entstehen sollen. Und dann schmückt sich das Unternehmen auch noch damit, dass es jetzt ein Stück echter Berliner Twitter-Wall gibt.
Unsere Redaktion schildert, wie es jetzt im Berliner Nest des blauen Vogels aussieht:
Die Technikspielereien: In den Räumen steht ein Tischkicker, der twittern kann und eine Art Jukebox, die Tweets empfängt. Wer an @tweetthebeat eine Nachricht schickt, aufgebaut mit „Interpret - Titel“, bekommt den Musikwunsch – nicht bei sich zuhause – sondern im Twitterbüro erfüllt. Die Musik erklingt von einer Mini-Jukebox, die sich in einem DJ-Pult versteckt. Twitter arbeitet mit SoundCloud zusammen. Wer das Twittertteam also ärgern will…
Wenn am Firmenkicker — Spielfiguren mit Vogel-Aufdruck — ein Spiel beendet ist, meldet @kickerberlin das Ergebnis mit den Nutzernamen im Netz. Das Prinzip ist nicht neu, Gegenstände mit Twitter zu verknüpfen, manchen Besucher wird es sicher beeindrucken. Fast selbstverständlich, dass auf Monitoren aktuelle Tweets einlaufen.
Streifzug: So sieht’s bei Twitter aus
Der #BlueRoom: Twitter verfügt demnächst über ein Studio mit hochwertiger Technik für Streams und Videos von und mit Stars. Musiker sollen hier zum Beispiel live ihr Album über Periscope vorstellen. Gerade auf diesem Weg will Twitter auf dem schwierigen deutschen Markt an Popularität zulegen. Es ist der fünfte Twitter #BlueRoom weltweit nach Sydney, Paris, Amsterdam und Rom. Erster Gast in Paris war David Guetta, dem Fans Fragen stellen konnten. Der BlueRoom in Berlin ist noch nicht fertig, ein Video zeigt aber, wie das Studio in Sydney entstand. Dort waren am Freitag deutscher Zeit Kurt Russel und Samuel L. Jackson zu Gast. Auf solche Hochkaräter hofft auch Twitter Deutschland.
Der Ort: Twitter sitzt in einer ehemaligen Brauerei im Berliner Stadtteil Mitte. Seit Juni 2014 ist daraus die „Factory“ geworden, ein 16.000 Quadratmeter großer Gründer-Campus. Twitter war von Beginn an mit 15 Mitarbeitern Mieter – der Coolness-Faktor sei ein Grund, schrieb damals das Technologie-Magazin Fast Company. Nun hat sich Twitter dort enorm vergrößert. Mieter sind auch so klangvolle Namen wie Soundcloud, Uber oder 6Wunderkinder – und Unternehmen, die noch groß rauskommen wollen. Google gab eine Million zur Förderung von Startups. Das Gebäude steht auf der ehemaligen Grenze – und Twitter will das offensiv nach außen tragen. Der Dienst helfe schließlich, in Ländern ohne Pressefreiheit Mauern zu überwinden und teilweise auch einzureißen. Am Freitag gab es auch Einblicke in einem Video über Twitters Livestreamingdienst Periscope.

Die Räume: Einerseits Holz und warme Farben, andererseits Betondecken, unverputztes Mauerwerk und kühle Rohbauatmosphäre. An den Wänden stehen Hashtags – am größten: #Lovewhereyouwork – Liebe es, wo Du arbeitest. Alle Mitarbeiter lieben Twitter, soll das ausdrücken, erklärt Rowan Barnett, einer der beiden Deutschlandchefs. Dahinter steckt aber auch eine traurige Geschichte: Diesen Spruch prägte und lebte die Marketingchefin von Twitter UK, Lucy Mosley, die aber mit 29 Jahren an Krebs starb. Es gibt einen offenen Raum für Besprechungen und kleine Runden, die Arbeitsplätze mit Schreibtischen für den Großteil des Teams stehen in einem gemeinsamen Raum.
Twitters Geschichte in Deutschland: Ein Büro in Berlin gibt es seit 2012. Im Sommer 2014 zog das Unternehmen dann um in die Räume in der Factory, die aber jetzt zu klein wurden. So sagt Rowan Barnett: „Twitter ist in Deutschland im letzten Jahr stark gewachsen – und dementsprechend unser Team auch.“ Keine Selbstverständlichkeit: Twitter strich im Oktober 2015 fast 400 Stellen, weil weiter Verluste aufliefen. Aber auch in Hamburg, wo Twitter vor allem seine Vermarktung betreibt, wurde das 2014 bezogene Büro in der HafenCity zu klein. Da folgte im Juni 2015 ein Umzug nach Ottensen. In Berlin arbeiten heute zwölf Mitarbeiter, für Twitter Deutschland insgesamt 30.