Berlin Web Week

Die Web Week macht Berlin zum Nabel der digitalen Welt

| Lesedauer: 5 Minuten
Lorenz Vossen

Auch Pussy Riot sind zu Gast, wenn die Berlin Web Week die internationale Internetszene in die deutsche Hauptstadt lockt. Mit dazu gehören etwa re:publica und die media convention.

Stefan Franzke ist „geflasht“, wenn es ums Thema geht, Cornelia Yzer geht es nicht anders. Die digitale Wirtschaft, Arbeitsplätze, Start-ups, Venture Capital, die kreative Webszene und und und – und alles in Berlin. Franzke, Geschäftsführer der Fördergesellschaft „Berlin Partner“, und Yzer, Berlins Wirtschaftssenatorin, könnten stundenlang dazu referieren. Und sie dürfen, schließlich sind sie die Gastgeber der achten Berlin Web Week, die am Freitag startet. Bis 10. Mai trifft sich die internationale Internetszene auf mehr als 20 Veranstaltungen.

Und wo könnte sie das besser als in Berlin, laut Yzer die „europäische Hauptstadt der Digitalisierung“? Die CDU-Senatorin sieht den Standort nach wie vor auf dem Vormarsch: „Alle 20 Stunden entsteht ein neues Internetunternehmen, jeder achte Job entsteht in der Digitalbranche.“ Und Franzke ergänzt: „Mit Beschäftigten aus 190 Nationen ist Berlin eine Talentschmiede.“ Der Senat hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Unternehmer nicht nur bei der Gründung zu unterstützen, sondern auch auf ihrem weiteren Weg zu begleiten.

Genau hier setzt auch die Berlin Web Week an: Austausch zwischen den Generationen von heute und morgen. Und natürlich geht es auch um die neuesten Trends, Geschäftsmodelle, Visionen – sowie die Gelegenheit, sich im echten Leben außerhalb der Chatrooms zu treffen. Bis zu 25.000 Besucher werden erwartet, fünf mal so viele wie vor ein paar Jahren. Zu den vier sogenannten Leitveranstaltungen gesellen sich weitere, kleine Events. Ein Überblick:

VideoDays

Schnelle Bilder von jungen Menschen, die ihre Zuschauer mit flotten Sprüchen begrüßen. Das Promovideo der VideoDays gibt einen Eindruck, um was es hier geht: YouTube-Stars, die den meisten über 25-Jährigen kein Begriff sein dürften. Sie heißen Y-Titti, Taddl oder die Lochis, und wenn sie die Halle betreten, ist der Teufel los. Die Youtuber haben Millionen Fans im Netz, nicht wenige können von ihrer Kunst leben. Es sind Musiker, Komiker, Entertainer. Alles ist erlaubt. Zum ersten Mal finden die VideoDays in Berlin statt. Das „größte Youtuber-Treffen Europas und das wichtigste Jugend-Event Deutschlands“, sagt Geschäftsführer Christoph Krachten, der die Szene erst am Anfang ihrer Schaffenskraft sieht. Am Sonnabend werden auf der Berlin Web Week die besten von ihnen mit den PlayAwards geehrt. Die 6000 Tickets für die Show in der Arena Berlin sind allerdings schon ausverkauft.

re:publica

Das Berliner Ur-Event darf nicht fehlen. Vom 5. bis 7. Mai lädt die re:publica in die Station Berlin an der Luckenwalder Straße am U-Bahnhof Gleisdreieck. Das Selbstbewusstsein ist groß: „Es ist Europas wichtigstes Event zur digitalen Gesellschaft“, sagt Gründer und Geschäftsführer Andreas Gebhard. 450 Redner aus 45 Ländern werden erwartet, ein Programm von 300 Stunden ist vorbereitet. „So viel wie noch nie“, sagt Gebhard. Die Bandbreite scheint unendlich, erweitert wird das Programm mit Subkonferenzen. Etwa dem „Global Innovation Gathering“, bei dem der Schwerpunkt auf Afrika liegt. Das diesjährige Motto lautet allerdings „Finding Europe“, die re:publica will sich dabei dem digitalen Kulturraum des Kontinents widmen.

Heureka Conference

Was ist der Schlüssel zum Erfolg? Die Heureka Conference, die am 5. Mai an den Molkenmarkt lädt, dürfte für Nachwuchsunternehmer die beste Adresse sein. Das Ziel lautet: Gründer auf das nächste Level heben. Die Heureka geht zum vierten Mal an den Start, „inzwischen sitzen Menschen auf der Bühne, die damals noch im Publikum saßen“, sagt Projektmanagerin Su Song. Die Macher haben zahlreiche Gäste aus der Wirtschaft eingeladen, außerdem FDP-Chef Christian Lindner. Er ist seit seiner Wutrede zum Scheitern seines Unternehmens fast schon eine Ikone. „Er hat gezeigt, dass es als Gründer nicht schlimm ist, zu scheitern“, sagt Song. Weiteres Highlight ist ein Pitch-Wettbewerb, bei dem 20 Newcomer vor Investoren ihre Geschäftsideen präsentieren können.

Media Convention

Wie der Name schon sagt, geht es hier am 5. und 6. Mai in der Station Berlin um Film, Fernsehen und Journalismus. Zum ersten Mal kooperiert die Media Convention mit der re:publica, doch weitaus bemerkenswerter klingen die Namen der geladenen Gäste. Denn mit Nadeschda Tolokonnikowa und Marija Aljochina sind zum ersten Mal Mitglieder der Putin-kritischen Band Pussy Riot auf einem deutschen Medienkongress zu Gast. Ihr Thema ist klar: Meinungs- und Pressefreiheit. Ebenfalls zu Gast ist Reed Hastings, Gründer des erfolgreichen Video-on-Demand-Anbieters Netflix. Passend zum Thema wird die erste Folge der fünften Staffel der Erfolgsserie „Game of Thrones“ gezeigt. Auch ein Treffen mit dem „Tatort“-Team des RBB wird möglich sein.

Weitere Informationen gibt es unter: www.berlinwebweek.de