Mittlerweile erkennen ihn die Leute auf der Straße in Potsdam. „Inzwischen werde ich von vielen gegrüßt“, erzählt Hasso Plattner. Es scheint ihm irgendwie zu gefallen. Der Software-Milliardär ist alles andere als abgehoben. Seit Jahren bewohnt er eine Villa am Griebnitzsee und engagiert sich in und für die brandenburgische Hauptstadt.
Hasso Plattner steckt seit Ende der Neunzigerjahre hohe Millionenbeträge in sein renommiertes Institut für Softwaresystemtechnik, HPI, in Babelsberg, das Studenten aus aller Welt ausbildet. Ohne ihn würde der künftige Landtag in Potsdams Mitte nicht die Fassade des früheren Stadtschlosses tragen. 20 Millionen spendete er dafür.
Am Dienstag erst stand er mit Ministerpräsident Matthias Platzeck, Landtagspräsident Gunter Fritsch und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (alle SPD) auf dem Dach des neuen Landtagsschlosses und hörte sich deren warmen Worte des Dankes an. Der Anlass: Es wurde die letzte Platte auf das von ihm für weitere 1,6 Millionen Euro gespendete Kupferdach genagelt.
Verwirrung über Plattners Engagement bei „The Giving Pledge“
Nun wird Plattner Mitglied der von Warren Buffett und Bill Gates gegründeten Initiative „The Giving Pledge“ (Das Spendenversprechen). Über die SAP-Pressestelle ließ Plattner mitteilen: „Ich freue mich, Mitglied der Giving-Pledge-Stiftung zu sein. Im Rahmen meiner Mitgliedschaft werde ich das gesamte Kapital meiner Förderstiftung mit den Schwerpunkten Bildung, Kultur und Gesundheit im Sinne des weltweiten Anspruchs von Giving Pledge einsetzen.“ Bildung und Gesundheit seien ganz wesentliche Voraussetzungen für Menschen, um ihr Leben sinnvoll und erfolgreich zu gestalten.
Damit machte Plattner allerdings deutlich, dass er nicht die Hälfte seines Vermögens an „The Giving Pledge“ abtritt, sondern weiter seine eigenen beiden Stiftungen finanzieren will: die Hasso-Plattner-Stiftung für Softwaresystemtechnik, die das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam finanziert. Und die Hasso-Plattner-Förderstiftung, die Bildungsprojekte oder Projekte zur Aids-Prävention in Südafrika unterstützt und die auch im Sinne von „Giving Pledge“ wirken soll.
Allerdings gab es am Mittwochabend Verwirrung über Plattners Engagement bei „The Giving Pledge“. Nach mehreren Medienberichten hat Plattner die Mitgliedschaft in dem Klub der Superspender sogar dementiert. Dies berichteten die „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ auf ihrer Website und die „Bild“-Zeitung. Der „Tagesspiegel“ berichtete, Plattner fühle sich von Bill Gates ausgenutzt.
Plattner ist zwar schon länger im Rentenalter, aber jung geblieben
Den Grundstock für sein Vermögen, das das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ auf 5,4 Milliarden Euro schätzt, legte Plattner vor fast 41 Jahren, als er mit vier Kollegen von IBM das Unternehmen Systemanalyse und Programmentwicklung, kurz SAP, gründete. Aus dem Kleinbetrieb ohne eigenes Büro und ohne eigenen Computer ist inzwischen der Weltmarktführer für Unternehmenssoftware und eines der wertvollsten Unternehmen Deutschlands geworden.
Plattner ist in seinem Element, wenn er sich mit Studenten zusammensetzt und mit ihnen über „Design Thinking“ spricht. Dabei ist sogar schon mal eine ultraschnelle Datenbanksoftware namens Hana entstanden, die einer der Gründe dafür ist, dass SAP auch für dieses Jahr wieder mit einem Rekordjahr rechnet.
Plattner ist zwar eigentlich schon länger im Rentenalter, aber jung geblieben. Er spielt E-Gitarre, Golf und ist begeisterter Hochseesegler. Mit den Insignien der Macht kann Plattner durchaus etwas anfangen. Der Bentley des Großaktionärs und Aufsichtsrats steht bisweilen in Walldorf auf dem Parkplatz vor der Firmenzentrale von SAP, oben im Büro sind auf dem Schreibtisch die Modelle zweier Segeljachten zu sehen. Ein paar Kunstkataloge liegen in Griffweite.
Plattner hat immer wieder Probleme mit Potsdam
Ausgerechnet das viel gescholtene deutsche Bildungswesen habe bei ihm die Basis für seinen Erfolg und späteren Wohlstand gelegt, sagt er. „Ich hatte das große Privileg, an einer der besten deutschen technischen Universitäten, der Universität von Karlsruhe, zu studieren, und die Ausbildung war so gut wie kostenlos. Ohne Zweifel bildete sie die Grundlage für meinen persönlichen Erfolg“, sagte Plattner. Daher sei er auch bereit, der Gesellschaft, die ihm diese Ausbildung ermöglicht habe, etwas zurückzugeben.
Wie großzügig Hasso Plattner ist, zeigt sein stetes Engagement für Potsdam. Denn die Stadt hat es ihm bislang wahrlich nicht leicht gemacht. Voriges Jahr hatte er angekündigt, seiner Wahlheimat Potsdam auch eine Kunsthalle zu schenken – mit Werken von DDR-Künstlern aus seiner privaten Sammlung. Doch das Angebot förderte vieles zutage, was lange unter der Decke geblieben war, auch Ressentiments gegenüber den „reichen Zugezogenen“.
Oberbürgermeister Jann Jakobs schlug Plattner vor, das Gebäude dort zu bauen, wo der 17-stöckige Betonhotelklotz „Mercure“ die Sicht auf das Stadtschloss trübt. Mit dem Neubau und dem Abriss wäre endlich ein städtebauliches Problem in Potsdams neuer Mitte gelöst. Als sich die Frage aber zum Kulturkampf entwickelte, zog Plattner sein Angebot für eine Kunsthalle im Zentrum zurück und will sie nun am Jungfernsee eröffnen.