Quartalsergebnis

Pharmakonzerne überraschen mit hohen Gewinnen

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Bayer und Merck haben ihre Gewinne deutlich gesteigert. Vor allem das Geschäft mit Pflanzenschutz und rezeptfreien Medikamenten brummt.

Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer hat seine Umsatz- und Ergebnisprognose für das laufende Jahr erhöht. Das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) werde voraussichtlich auf über 7,5 Milliarden Euro steigen, berichtete das Unternehmen in Leverkusen.

Auch der Darmstädter Traditionskonzern Merck hat im ersten Quartal dank eines starken Geschäfts mit Flüssigkristallen einen Gewinnsprung erzielt. Das operative Ergebnis sei um 26,1 Prozent auf 371,6 Millionen Euro gestiegen, teilte der Pharma- und Chemiekonzern mit.

Bayer war bisher von einer Steigerung „in Richtung 7,5 Milliarden Euro“ ausgegangen. Der Umsatz soll um rund eine Milliarde Euro höher ausfallen, als bislang erwartet. Ausschlaggebend für die Erhöhung der Gewinnprognose war nach Unternehmensangaben vor allem der unerwartete gute Saisonstart der Pflanzenschutzsparte CropScience. Hier profitierte der Konzern nicht nur vom warmen Frühling in weiten Teilen der nördlichen Hemisphäre, sondern auch vom Anstieg der Preise für Agrarrohstoffe. Auch in der Kunststoffsparte MaterialScience stehen die Zeichen Bayer zufolge angesichts der guten Konjunkturentwicklung weiter auf Wachstum.

Dagegen hinkt das wichtige Pharmageschäft der Entwicklung in den anderen Geschäftsbereiche hinterher. Hier rechnet der Konzern in diesem Jahr mit einem Wachstum unter dem Marktdurchschnitt. Besser läuft das Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln.

Insgesamt konnte Bayer im ersten Quartal 2011 seinen Umsatz um 13,2 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro steigern. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erhöhe sich um 4 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro. Der Konzerngewinn stieg um 8,4 Prozent auf 684 Millionen Euro.

Die Ergebnissteigerung wäre noch höher ausgefallen, hätte der Konzern nicht Sonderaufwendungen in Höhe von rund 442 Millionen Euro verkraften müssen. Davon entfielen 248 Millionen Euro auf die Kosten der Restrukturierungsprogramme im Pflanzenschutz und im Gesundheitsgeschäft.

Außerdem bildete der Konzern Rückstellungen in Höhe von 194 Millionen Euro für ein angestrebtes Vergleichsprogramm im Rechtsstreit um gentechnisch veränderte Reispflanzen in den USA. „Wir hoffen, damit nun einen Großteil dieses Themenkomplexes verarbeitet zu haben“, sagte Bayer-Chef Marijn Dekkers.

Merck-Gewinn überrascht Analysten

Analysten hatten dem Pharmariesen Merck einen Gewinn von 366 Millionen Euro vorausgesagt. Die Erwartung wurde deutlich übertroffen. Der Gewinn steigerte sich um 26,1 Prozent auf 371,6 Millionen Euro. Im lukrativen Flüssigkristallgeschäft, in dem der Konzern Marktführer ist, wurde eine operative Rendite von 54,5 Prozent erzielt, die deutlich über den Analystenschätzungen lag.

Die Flüssigkristalle kommen in Smartphones, Flachbild-Fernsehern und auch bei Tablet-Computern zum Einsatz. Diese Geräte sind bei Verbrauchern derzeit heiß begehrt. An der Börse wurde der Quartalsbericht positiv aufgenommen. Die im Dax notierte Merck-Aktie gewann kurz nach Handelsbeginn 1,1 Prozent auf 69,88 Euro. Merck setzte im Konzern von Januar bis März 2,56 Milliarden Euro um – ein Plus von 22,1 Prozent.

Dazu trug auch der im vergangenen Jahr übernommene US-Laborausrüster Millipore bei. Der Konzernüberschuss schnellte um 76,9 Prozent auf 344,2 Millionen Euro nach oben. Für das Gesamtjahr bekräftigte Merck-Chef Karl-Ludwig Kley das Gewinnziel: Das operative Ergebnis soll um 35 bis 45 Prozent zulegen. Bei den Gesamterlösen peilt Kley ein Plus von zehn bis 15 Prozent an.

Japan-Katastrophe belastet das Geschäft nicht

Das Erdbeben in Japan habe das Flüssigkristallgeschäft im ersten Quartal nicht beeinträchtigt, erklärte Merck. Allerdings wurde ein Werk für Pigmente in Onahama beschädigt. Merck plant die Produktion in dem Werk Anfang Juni wieder aufzunehmen. Das Geschäft boomt derzeit. Die Sparte Pigments & Cosmetics erzielte den Angaben zufolge einen Rekordumsatz im Quartal.

In der Pharmasparte Merck Serono stiegen die Erlöse im Auftaktquartal lediglich leicht. Ein Grund waren schwächere Umsätze mit dem Medikament Rebif gegen Multiple Sklerose. Die Erlöse mit dem Krebsmittel Erbitux kletterten dagegen um 8,7 Prozent auf 209 Millionen Euro. Zuletzt gab es bei Merck in der Arzneimittelentwicklung einige Fehlschläge.

So war die größte Medikamentenhoffnung, die Tablette Cladribin gegen Multiple Sklerose, bei der Arzneimittelbehörde in Europa und der US-Gesundheitsbehörde FDA durchgefallen. Ein abschließendes Gespräch mit der FDA zu dem vorerst gescheiterten US-Antrag soll Ende Mai stattfinden.

Um im Pharmabereich wieder mehr Schlagkraft zu gewinnen, hatte Merck vor einigen Monaten einen Wechsel an der Spitze der Sparte vollzogen. Seit Jahresbeginn werden die Geschicke des Bereichs nun von Stefan Oschmann gleitet, der vom US-Arzneimittelriesen Merck & Co zu den Darmstädtern wechselte.

( dapd/Reuters/tat )