Der Ärger beim Versicherungs-Riesen Ergo reißt nicht ab: Iin Sachen skrupellose Verkaufsmaschen soll man im Branchenvergleich weit vorne dabei sein.

Wenn ein Manager praktisch über Nacht ständig im Rampenlicht steht, ist das meist kein gutes Zeichen. Das gilt auch für Ergo-Chef Torsten Oletzky. Seit Wochen muss sich sein Konzern für einen Ausrutscher nach dem andere n rechtfertigen – und mit jeder Woche belasten die Affären den Vorstandschef mehr.

Seit Anfang 2008 steht der 44-Jährige an der Spitze der Munich-Re-Tochter, und seine Bilanz ist eher durchwachsen. Von ehrgeizigen Gewinnzielen musste sich Oletzky schon früh verabschieden, die Wachstumspläne für das Auslandsgeschäft stocken ebenfalls. Daran waren teilweise weniger die Ergo-Manager schuld als ungünstige Umstände, aber auch mangelnde Fortune wird irgendwann zur Belastung. Erfolge kann der frühere McKinsey-Berater nur bei seinen Sparprogrammen vorweisen – womit er sich wiederum im Unternehmen selbst unbeliebt gemacht hat .

Verfehlungen im Kundengeschäft

Nun kommt dazu auch noch die Aufarbeitung der mannigfaltigen Vorwürfe gegen die Ergo, die alles andere als rund läuft – und zwar weniger bei der Sex-Orgie von Budapest , sondern vielmehr dort, wo es besonders schmerzt, bei den Verfehlungen im Kundengeschäft. Ein Verweis auf Sünden anderer Versicherer hilft der Ergo dabei nicht weiter – ändert er doch nichts daran, dass in Düsseldorf die eigenen Kunden verschaukelt wurden . Zumal zahlreiche frühere Vertreter glaubhaft versichern, dass die Ergo in Sachen skrupellose Verkaufsmaschen im Branchenvergleich weit vorne dabei ist.

Für Oletzky wird es eng. Er muss schleunigst einen Weg finden, der Dauerdefensive zu entrinnen. Sonst könnte sich die gediegene Konzernmutter Munich Re schon bald gezwungen sehen, ein Zeichen zu setzen – in Form eines prominenten Personalwechsels.