Google drohen in den USA offenbar die bislang schwerwiegendsten Ermittlungen. Die US-Wettbewerbsbehörde FTC bereite eine Vorladung vor, die den Beginn einer „weitreichenden, formellen Anti-Kartell-Untersuchung“ bedeute, berichtete das „Wall Street Journal“ (WSJ) unter Berufung auf informierte Kreise. Geprüft werde, ob Google seine Marktmacht auf Kosten der Konkurrenz ausnutze.
Die Wettbewerbsbehörde werde Google „innerhalb von Tagen“ formelle Auskunftsanträge zustellen, berichtete die Zeitung. Auch andere Firmen würden um Informationen über ihre Beziehungen zu Google gebeten. Die FTC lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab, Google äußerte sich zunächst nicht.
Laut „WSJ“ soll überprüft werden, ob das Unternehmen Nutzer der Google-Suchmaschine zum Schaden der Konkurrenz zu seinen eigenen, immer größer werdenden Online-Dienste leite. Über die Suchmaschine von Google laufen in den USA rund zwei Drittel aller Internetsuchen.
Verstöße gegen das Kartellrecht
In den vergangenen Jahren ermittelten die US-Wettbewerbsbehörde und das US-Justizministerium schon mehrfach wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Kartellrecht gegen den Internetgiganten. Die bevorstehende Untersuchung durch die FTC ist laut „WSJ“ jedoch die bislang schwerwiegendste, weil sie „grundsätzlichen Fragen im Zusammenhang mit Googles Kerngeschäft, den Anzeigen der Suchmaschine“, nachgehen werde. Dem Zeitungsbericht zufolge wird die Untersuchung mindestens ein Jahr dauern, aber „nicht zwangsläufig zu Vorwürfen wegen Fehlverhaltens“ führen.
Google verdient das meiste Geld über Anzeigen seiner Suchmaschine. Der Marketingfirma eMarketer zufolge werden Googles Einnahmen durch das Suchmaschinen-Anzeigengeschäft in diesem Jahr um 38,9 Prozent auf 10,92 Milliarden Dollar (7,6 Milliarden Euro) steigen. Damit streicht Google in den USA 75,9 Prozent aller Einnahmen von Suchmaschinen ein – und dürfte einen Marktanteil von 40,8 Prozent am Anzeigengeschäft im Internet erreichen, weit vor Yahoo mit elf Prozent und Facebook mit sieben Prozent.
Senatsausschuss könnte die Google-Chefs vorladen
Die Marktmacht von Google hat längst den US-Kongress misstrauisch gemacht. Anfang Juni forderten die US-Senatoren Herb Kohl und Michael Lee die beiden Google-Chefs Larry Page und Eric Schmidt auf, im August zu einer Anhörung zum Thema Konkurrenz bei Internetsuchdiensten zu erscheinen. Googles Vorschlag, den Chefjustitiar David Drummond zu schicken, lehnten die Senatoren ab. Das Erscheinen von Page oder Schmidt sei „dringend erwünscht“. Der Senatsausschuss könnte die Google-Chefs auch vorladen. Die Senatoren erklärten allerdings in einem AFP vorliegenden Brief, sie zögen es vor, die Angelegenheit „einvernehmlich“ zu klären, statt formellere Maßnahmen ergreifen zu müssen.
Nach Ansicht des Analysten Rob Enderle begeht Google dieselben Fehler wie der Computerkonzern Microsoft, gegen den in den 90er Jahren das US-Justizministerium ermittelte. „Wenn es um Kartellrechtsverstöße geht, schickt man die Chefs. Auf eine Vorladung zu warten, macht die Sache sehr viel schlimmer.“
Google ist in den vergangenen jahren auch in Europa immer mehr ins Blickfeld von Wettbewerbsbehörden Europa gerückt. Die EU-Kommission eröffnete im vergangenen November ebenfalls ein Wettbewerbsverfahren gegen Google wegen des Verdachts, Suchergebnisse manipuliert und so Mitbewerber benachteiligt zu haben.