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Konzern unter Frau Dussmann erfolgreich wie nie

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Hans Evert

Erstmals hat Gründergattin Catherine von Fürstenberg-Dussmann die Jahreszahlen der Dussmann-Gruppe präsentiert. Der Berliner Service-Riese ist so erfolgreich wie nie.

Das Farbspiel bei Dussmann ist jetzt variantenreicher. Auf dem Podium im siebten Stock der Firmenzentrale über dem Kulturkaufhaus wird das Anzugsgrau von Vorstandschef Dirk Brouwers und Stiftungsratsmitglied Wolfgang Clement durch ein kräftiges Rot überstrahlt. Es ist das Kleid von Catherine von Fürstenberg-Dussmann. Zum ersten Mal trägt die Frau von Firmengründers Peter Dussmann die Jahreszahlen der Gruppe vor. Der Dienstleistungskonzern Dussmann hat ein erfolgreiches Jahr hinter sich. „Das Unternehmen trägt meinen Namen“, sagt sie. Sie fühle sich in guten wie schlechten Zeiten verantwortlich.

Gut sind die Zeiten beim Berliner Dienstleistungsriesen, wenn man auf das Zahlenwerk schaut. Der Konzern hat 2010 1,57 Milliarden Euro umgesetzt – fast neun Prozent mehr als im Jahr davor. Es sei das beste operative Ergebnis des Unternehmens seit Gründung 1963, sagt von Fürstenberg-Dussmann. Die Höhe des Gewinns verrät das Unternehmen traditionell nicht. Dussmann hat neue Aufträge bekommen, reinigt jetzt beispielsweise den Flughafen von Hongkong. Zudem steigt das Unternehmen als Betreiber von Betriebs-Kitas in die Kinderbetreuung ein. Das Tagesgeschäft läuft also gut. Trotzdem wird es, wie Fürstenberg-Dussmann sagt, einen „tiefgreifenden Änderungsprozess“ geben.

Sicherung des Familienvermögens

Der hat vor allem mit ihrer Person zu tun. Catherine von Fürstenberg-Dussmann ist die Frau des Unternehmensgründers Peter Dussmann. Dieser ist seit einem Schlaganfall im Oktober 2008 ein Pflegefall. Mit der gemeinsamen Tochter, so ist zu hören, liegt die neue starke Frau bei Dussmann im Streit. Das Unternehmen ist im Modell einer Führungsstiftung organisiert. Das bedeutet: Ein Stiftungsrat mit Catherine Dussmann an der Spitze und Ex-Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement als Stellvertreter kontrolliert die Arbeit des Vorstands. Die Anteile am Unternehmen liegen nach wie vor zu 100 Prozent beim kranken Unternehmensgründer. Keiner weiß genau, was im Erbfall passieren wird.

Beseitigt ist zumindest die latente Unsicherheit, die nach der Erkrankung von Peter Dussmann herrschte. Dussmann wird jetzt wieder von einem Familienmitglied geprägt. Gemeinsam mit dem Vorstand werde sie über neue Geschäftsideen und Expansionen beraten.

Neuer Vorstandschef ist Dirk Brouwers

Der Stiftungsrat mit von Fürstenberg-Dussmann an der Spitze, Stellvertreter Clement sowie Managern wie dem ehemaligen Deutsche-Bank-Vorstand Tessen von Heydebreck und Ex-Schering-Chef Giuseppe Vita muss – wie ein klassischer Aufsichtsrat – bei wichtigen Entscheidungen gehört werden. „Die Aufgabe des Stiftungsrates ist die Sicherung des Familienvermögens und des Unternehmens“, sagt Clement. Hinter all dem, was bei Dussmann passiere, sei kein Geheimnis. Der Stiftungsrat habe auch die Abberufung des Vorstandschefs Thomas Greiner und seiner Vorstandskollegin Christiane Jaap vor drei Wochen einstimmig beschlossen, sagt Clement.

Neuer Vorstandschef bei Dussmann ist jetzt Dirk Brouwers. Als Finanzvorstand hat er seit Montag einen neuen Kollegen, den Dussmann bei Vattenfall Europe abgeworben hat. Hans-Jürgen Meyer, bislang Finanzchef des Berliner Energieversorgers, kümmert sich nun im Vorstand um das Geld der Dussmann-Gruppe.

Neue Akzente

Brouwers deutete nur an, welche Akzente er setzen will. Ein Schwerpunkt soll offensichtlich das Werben um Großaufträge internationaler Konzerne werden. Zwar ist Dussmann als Gebäude-Dienstleister, Kantinenbetreiber und Reinigungsunternehmen schon heute in 21 Ländern unterwegs, doch der Trend bei Ausschreibungen großer Konzerne gehe dahin, beispielsweise den Kantinenbetrieb oder die Gebäudereinigung grenzübergreifend zu vergeben. Darum wolle man sich verstärkt bemühen, sagte Brouwers.

Der erste Kulturkindergarten unter der Regie von Dussmann wird am 30. Mai auf dem Geländes des Unfallkrankenhauses in Marzahn eröffnet. Schon im Juni, sagt von Fürstenberg-Dussmann, könne ein weiterer folgen. Das Unternehmen hatte sich im vergangenen Jahr dafür entschieden, deutschlandweit Betriebskindergärten zu betreiben.

Flexible Betreungszeiten

Dussmann wirbt mit flexiblen Betreuungszeiten zwischen sechs und 21 Uhr. Zudem soll in allen Einrichtungen Zweisprachigkeit – Deutsch, Englisch – praktiziert werden. In der Hauptstadt kümmert sich Dussmann seit Februar dieses Jahres um die Sicherheit auf dem ehemaligen Tempelhofer Flugfeld. Ein weiterer Großauftrag für Dussmann ist die Reinigung der Berliner Arbeitsagenturen.

Insgesamt gibt sich der neue Chef optimistisch für 2011. Man wolle weiterhin wachsen, sagt Brouwers. Zudem versprach er, sich weiterhin für Branchen-Mindestlöhne einzusetzen. Das Unternehmen ist in einer Reihe klassischer Niedriglohn-Branchen aktiv. Für das Wach- und Reinigungsgewerbe gibt es bereits Mindestlöhne. Beim Catering soll es nach dem Willen von Brouwers auch bald so weit sein.