Kompromisse haben eine wesentliche Eigenschaft: Sie stellen niemanden so richtig zufrieden. Das trifft auch auf die neuen Internet-Leitlinien in den USA zu, die nun verabschiedet wurden. Im Grunde hat der Telekom-Regulierer aber mit Augenmaß gearbeitet. Dass er für das Festnetz strengere Regeln aufstellt als für das mobile Internet, hat einen Grund: In den USA haben die Verbraucher kaum Wahlmöglichkeiten, wenn es um drahtgebundene Breitbandzugänge geht.
Im Mobilfunk ist das etwas anderes. Wem der Service von A&T nicht passt, der geht zu Verizon, Sprint oder T-Mobile. Dort regelt allein die Konkurrenz schon ein gehöriges Stück Netzneutralität. Wenn einer der Anbieter seine Kunden zu sehr gängelt, verliert er sie an die Wettbewerber. Die Finanzmärkte beobachten mir Argusaugen die Wechselraten der Netzbetreiber und strafen schnell ab. Allein das hat erstaunliche Wirkung.
Zu strenge Regeln bergen die Gefahr, Geschäftsmodelle zu zerstören. Ein Internet-TV-Dienst funktioniert nur, wenn das Bild beim Nutzer nicht ruckelt. Ein Internet-Telefonie-Anbieter kann nur erfolgreich sein, wenn das Gespräch im Netz nicht stockt. Bestimmte Dienste verlangen also eine Bevorzugung, die möglich sein muss. Andere wiederum nicht. Tatsächlich spielt es keine Rolle, ob eine E-Mail zwei Sekunden später ankommt. Wichtig bei einer Priorisierung ist aber eines: Sie muss von den Netzbetreibern allen Dienste-Anbietern ohne Diskriminierung ermöglicht werden.