Wirtschaftskrimi

Google wirft Microsoft Suchtreffer-Raub vor

| Lesedauer: 3 Minuten

Foto: dpa / dpa/DPA

Hat Microsofts Suchmaschine Bing Google-Treffer benutzt, um eigene Ergebnisse zu verfeinern? Google behauptet, den Rivalen dabei erwischt zu haben.

Im Wettstreit von Google und Microsoft im Suchmaschinenmarkt geht es neuerdings zu wie in einem Krimi. Google stellte in einer aufwendigen Geheimaktion einen Falle für den Rivalen auf, um zu beweisen, dass Microsofts Suchmaschine Bing auch auf Google-Treffer zurückgreift, um die eigenen Ergebnisse zu verfeinern. Nach Google-Angaben wurde Bing dabei in mehreren Fällen ertappt.

Google veröffentlichte die Geschichte nicht selbst, sondern erzählte sie exklusiv dem Blogger Danny Sullivan, der sich seit 15 Jahren mit Internet-Suchmaschinen beschäftigt. Sullivan brachte einen ausführlichen Bericht in seinem Weblog „Searchengineland“ .

Demnach fiel Google im Oktober 2010 auf, dass es bei zwei Parametern plötzlich eine höhere Überschneidung zwischen den beiden Suchmaschinen gab: Die zehn Top-Treffer und das passendste Ergebnis, das an oberster Stelle steht. Von da an habe Google Verdacht geschöpft, schrieb Sullivan unter Berufung auf Amit Singhal, der beim Marktführer Google den Suchmaschinen-Algorithmus beaufsichtigt.

Sinnlose Suchanfragen bestätigen Googles Verdacht

Deswegen stellte Google eine Falle auf: Die Treffer für mehrere sinnlose Suchanfragen wie „mbzrxpgjys“ wurden manipuliert. Das Kalkül war einfach: Gibt Bing für diese Anfragen die gleichen Treffer wie Google aus, muss Microsoft auf irgendeine Weise auf die Google-Ergebnisse zurückgegriffen haben.

Nach der Vorbereitung sollten Google-Mitarbeiter die Anfragen von zuhause aus in Microsofts Browser Internet Explorer stellen und das Suchergebnis auch anklicken. Dem Bericht zufolge dauerte es zwei Wochen – vom 17. bis 31. Dezember 2010 – bis Bing für „mbzrxpgjys“ oder „hiybbprqag“ die gleichen Ergebnisse wie Google anzeigte.

Inzwischen taucht bei Microsofts Suchmaschine nach diesem Suchanfragen nur noch der Link zu Sullivans Artikel auf – der Blogger kann die Darstellung Googles aber mit Screenshots belegen.

Werden Informationen an Microsoft weitergeleitet?

Google vermutet als mögliche Erklärung, dass der Internet Explorer und die Bing-Toolbar Informationen über Suchanfragen und danach angesteuerte Websites an Microsoft weiterleiten könnten und die Daten zur Verfeinerung des Such-Algorithmus genutzt werden. Google betrachte das als Trickserei, sagte Singhal.

Bing-Chef Stefan Weitz sagte auf Sullivans Anfrage, dass die Suchmaschine auf verschiedenste Informationen zurückgreife und das "Google-Experiment“ wirke wie das Werk eines Hackers.

Das Suchmaschinengeschäft ist die tragende Säule von Google – den Großteil der Milliardengewinne bringen dem Konzern immer noch die Anzeigen, die im Umfeld der Suchergebnisse eingeblendet werden. Microsoft versucht schon seit Jahren mit massiven Investitionen die Dominanz von Google bei der Internet-Suche zu brechen, konnte aber auch mit dem Start von Bing nur einige Prozentpunkte Marktanteil abringen. Der Windows-Konzern schreibt mit seinem Internet-Geschäft daher seit Jahren hohe Verluste.

( dpa/jw )