Der Protest trägt nicht Sackleinen und Norwegerpullover, sondern Anzug, Krawatte und eine randlose Brille. Der Protest gegen das Bahnprojekt Stuttgart21, also Matthias von Herrmann, sagt: „Ich bin kein Öko-Spinner.“ Der 37-Jährige stammt aus dem klassischen schwäbischen Bildungsbürgertum: der Vater Universitätsprofessor, die Mutter Gymnasiallehrerin.
In Esslingen geboren, in Stuttgart Politikwissenschaft, Volkswirtschaft und Chemie studiert. Von Herrmann hat für Greenpeace Castortransporte blockiert und wurde wegen Hausfriedensbruchs und Nötigung zu Geldstrafen verurteilt.
Er sagt, er hält viel vom Prinzip der Gewaltfreiheit. Seine Abende, an denen er früher gern ins Kino ging oder Politmagazine im Fernsehen anschaute, verbringt er jetzt in Sprecherratssitzungen oder am Stuttgarter Hauptbahnhof. An den Wochenenden zeigt er wohlsituierten schwäbischen Honoratioren wie Ärzten und Anwälten in bis zu sieben Kursstunden, wie man sich bei einer Sitzblockade verhält oder an einen Baum kettet.
Matthias von Herrmann ist immer noch begeistert von seinem Ehrenamt als Sprecher der „Parkschützer“, die das Fällen der Bäume im Schlossgarten verhindern wollen: „Es macht unglaublich Spaß, wenn – wie jetzt – die Politik reagiert.“