Verbraucherschützer und Behörden in der Europäischen Union haben 2008 mehr als 1500 gefährliche Produkte aufgespürt. Sie gelten als gefährlich oder als unsicher. Die meisten der Waren stammen aus China, darunter Spielzeug und elektrische Produkte – viele aber auch aus Deutschland.

Kapuzenkordeln, mit denen sich Kleinkinder strangulieren können. Gesichtscremes, die schwere Hautreizungen auslösen. Heizsysteme für Kfz-Frontscheiben, die das Fahrzeug in Brand setzen können – das sind nur ein paar Auszüge aus dem jüngsten Wochenbulletin der EU-Kommission für Gesundheit und Verbraucherschutz. Gestern stellte Ressortchefin Meglena Kuneva in Brüssel nun den Gesamtreport für 2008 vor, angesichts dessen Konsumenten auch ohne Wirtschaftskrise die Kauflaune vergeht.

Dass Produkte aus China die Liste der gefährlichsten Waren anführen, ist nach zurückliegenden Skandalen um giftiges Spielzeug und verseuchte Babymilch kaum überraschend. 1545 Meldungen über Produkte, die ernste Gesundheits- und Sicherheitsrisiken mit sich bringen könnten, gingen insgesamt beim EU-Schnellwarnsystem Rapex ein. Bei mehr als der Hälfte (869) war der Hersteller aus der Volksrepublik.

Eines der neuesten Beispiele, das spanische Behörden Rapex meldeten, ist ein Paar Damenstiefel. Das verwendete Leder enthält Dimethylfumarat (DMF), ein Anti-Schimmelmittel, das bereits bei Tausenden Käufern in der EU Hautausschläge und sogar Atemnot auslöste. Ab Mai 2009 gilt eine EU-Verordnung, nach der alle Produkte DMF-frei sein müssen. Schon seit ersten Fällen von Gesundheitsbeschwerden im vergangenen Sommer melden die EU-Mitgliedstaaten diese Produkte nach Brüssel.

Rund 70 Prozent der weltweit verkauften Spielwaren werden in China gefertigt – erinnert sei an Barbie-Puppen, die der Konzern Mattel neben Hunderttausenden anderen Produkten wegen giftiger Weichmacher 2007 zeitweise aus dem Sortiment nehmen musste. Vergangenen Herbst richtete Brüssel eigens ein Rapex-China-System ein, durch das die Kooperation und Kommunikation mit Peking verbessert werden soll.

Seither führte das System zu 352 Meldungen; in 53 Prozent der Fälle wurde ein Ausführverbot verhängt. Bei der Produktgruppe sind es laut EU-Bericht am häufigsten Spielwaren, die als gefährlich gelten, gefolgt von Elektroartikeln und Kraftfahrzeugen. Danach kommen Kleidung und Kinderpflegeartikel. Die häufigste Risikoart sind allgemein Verletzungen (20 Prozent), aber auch chemische Reaktionen, Atemnot, Stromschläge, Feuer oder Ersticken. Deutschland ist unter den Rapex-Mitgliedern das Land, das die meisten Meldungen abgab.

EU-Kommissarin Kuneva räumte indes ein, dass die Zunahme der als gefährlich gemeldeten Waren von 1355 auf 1545 nicht auf einen Anstieg der Risiko-Güter zurückzuführen sei. Vielmehr „nehmen Unternehmen und nationale Behörden ihre Verantwortung ernster“.


Aber auch Brüssel nimmt das Thema sehr ernst und schlägt wie bei keinem anderen Thema die PR-Trommel: Hat die Kommission doch verstanden, dass sie mit Verbraucherthemen die ersehnte Aufmerksamkeit der EU-Bürger bekommt.