Der Mai hätte der Monat von Helmut Hoffer von Ankershoffen werden können. Apple hat ihm in die Karten gespielt und den Verkaufsstart für das iPad in Europa auf Ende Mai terminiert. Der Tabletrechner von Apple steht seit vergangenem Freitag in deutschen Läden. Ankershoffen hatte auch mal den Mai als möglichen Starttermin für seinen Tabletrechner WeTab genannt. Wäre doch schön gewesen: Der kleine Berliner Herausforderer tritt mit seinem Produkt zeitgleich gegen den großen kalifornischen Dominator an. Doch während Apple die Schlagzeilen gehören und Bilder glücklicher iPad-Kunden die Runde machen, hat Ankershoffen ganz andere Sorgen. Er muss jetzt beweisen, dass er den Mund nicht zu voll genommen hat. „Wir müssen Vertrauen schaffen“, sagt Ankershoffen. Da haben er und seine Leute einiges zu tun.
Das Berliner Unternehmen Neofonie hatte im April für Aufsehen gesorgt. Ein kleines Softwarehaus mit einem Jahresumsatz von 13 Millionen Euro trat an die Öffentlichkeit und betrat die Bühne mit der Ankündigung, den Tabletcomputer WePad antreten in die Läden bringen zu wollen. Doch im grellen Bühnenlicht hat Ankershoffen bislang unglücklich agiert.
Am 12. April verpatzte er die Pressevorstellung des WePad. Der Berührungsrechner war an jenem Tag noch gar nicht funktionsfähig. Es lief nur eine Demonstration. Den Namen WePad musste Ankershoffen ebenfalls ändern, zu groß die Nähe zum iPad. Nun läuft der Versuch unter dem Namen WeTab. Der Verkaufsstart wurde erst für August und dann auf den 19. September verschoben. Immerhin: Das WeTab kann über den Internethändler Amazon bestellt werden. Die preiswerteste Version kostet 449 Euro, für die Flunder mit Mobilfunkempfang via UMTS sind 569 Euro fällig. Legt man den Verkaufsrang dort zu Grunde, gibt es durchaus reges Interesse.
Im September, das bekräftigt Ankershoffen im Gespräch, soll es nun wirklich soweit sein. „Einige Kunden werden das WeTab auch schon am 17. September in der Hand halten“, sagt er. Es gibt aber viele Fragen, zu denen Ankershoffen nichts sagen kann oder will. So kündigt er an, dass es im Sommer noch mehrere Termine geben soll, wo ausgewählte Experten das WeTab probieren können. „Wir wollen transparent arbeiten. Es wird vor dem 19. September für eine breite Öffentlichkeit die Möglichkeit geben zu testen.“ Wann diese Testläufe über die Bühne gehen und wer teilnehmen darf, sagt er nicht.
Spott bei Facebook
Es ist offensichtlich, dass Neofonie das Projekt WeTab wohl unterschätzt hat. Der Ansatz der Berliner bekommt durchaus Anerkennung. Anders als das iPad soll die Berliner Internet-Box ein offen sein. Bedeutet: Es gibt die gängigen Schnittstellen wie USB und Anwendungen. Flash, ein populäre Standard für Online-Videos wird nicht ausgegrenzt. Anwendungen, sogenannte Apps, werden nicht solch rigiden Prüfungen unterzogen wie es Apple über seine Plattform iTunes macht. Das ist vor allem für Medienhäuser interessant. Diese können, so preist es Ankershoffen, weitgehend zu ihren Bedingungen Inhalte platzieren.
Doch die ambitionierten Pläne werden von hämischer Kritik überlagert. Auf dem Internetportal Facebook unterhält WeTab eine eigene Seite. Mehr als 22.000 Leute haben sich registrieren lassen. Es wird rege debattiert, und die Macher müssen viel Spott erdulden. Ankershoffen sagt: „Wir sind einen ungewöhnlichen Weg der Kommunikation gegangen.“ Obwohl das Gerät noch in der Entwicklung sei, beteilige und informiere man die Community. Diese ist allerdings ein anarchisches Wesen und das ergibt ein unschönes Amalgam für die Berliner Firma: aus wirklichen Fehlern und Internetgerüchten und übler Nachrede hat sich ein negatives Image verfestigt.
Ankershoffen gibt sich offiziell davon unbeeindruckt. Aber er hat reagiert. Was sich beispielsweise darin äußert, dass er eigens für das WeTab-Projekt seit wenigen Wochen einen Pressesprecher beschäftigt. Die Botschaft, mit der Ankershoffen durchdringen will, lautet: Wir sind doch gar kein Apple-Konkurrent. Apple habe ein tolles Produkt entwickelt.
„Doch das iPad ist ein Zweitgerät. Wer es hat, braucht noch einen Computer“, sagt er. Sein WeTab hingegen sei auch für Leute etwas, die keinen Rechner hätten, Jugendliche oder unsichere Senioren. An das WeTab könne man problemlos Standardtastaturen anschließen. Es sei, anders als das iPad, in der Lage, mehrere Programme gleichzeitig zu verarbeiten. Und schließlich gehe es Jetzt nur noch um die „Produktoptimierungsphase“. Doch länger als bis Mitte September sollte die nicht dauern. Noch mehr Spott und Skepsis kann der Apple-Herausforderer, der sich gegen diese Bezeichnung sträubt, nicht verkraften. Und das Produkt auch nicht.