Wirtschaftslage

Die Berliner Firma PSI ist quicklebendig

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Hans Evert

Foto: Marion Hunger

Die Programme der PSI sorgen dafür, dass die Gas-, Wasser- und Stromnetze, an denen Millionen Haushalte und Unternehmen hängen, nicht zusammenbrechen. Vor 40 Jahren mussten die Softwarespezialisten von PSI den Weltkonzern AEG verlassen. Im Nachhinein eine gute Entscheidung.

So richtig konnten sie bei AEG irgendwann nichts mehr mit ihnen anfangen. Diese Leute, die sich darum kümmerten, Programme für schrankwandgroße Rechenmaschinen zu schreiben. Also wurde 1969 beschlossen, die Abteilung, die sich mit dem neumodischen Zeug namens Programmierung beschäftigt, aus dem Weltkonzern AEG auszugliedern. 1969 gründete sich die „Gesellschaft für Prozesssteuerungs- und Informationssysteme“, kurz PSI, in Berlin. 40 Jahre später ist PSI quicklebendig, AEG hingegen schon lange tot.

Harald Schrimpf hat die Gründungsjahre nicht miterlebt. Dafür ist er mit 44 Jahren zu jung. Schrimpf ist seit 2002 an Bord. Der Chef des Softwareunternehmens ist weder Computerfreak noch ein Manager, der sich in der Kunstsprache des Marketings mitteilt. Schrimpf kommt aus dem Ruhrpott, seine Sätze sind geradeheraus und durchwebt mit „datt“, und wenn er „wirklich“ sagt, klingt es wie „wieaklich“. Und wenn er beschreibt, was PSI eigentlich so macht, sagt er Sätze wie: „Wenn unsere Software ausfällt, dann ist es in NRW dunkel.“

Geschäft läuft trotz Wirtschaftskrise blendend

PSI programmiert für Versorger, also für Gas-, Wasser- und Stromkonzerne wie RWE, E.on und EnBW. Die Software der Berliner sorgt dafür, dass die Netze, an denen Millionen Haushalte und Unternehmen hängen, nicht zusammenbrechen. Außerdem kümmern sich die Ingenieure und Programmierer von PSI um die Steuerung von Stahlwerken und Autofabriken. Das Geschäft läuft trotz Wirtschaftskrise blendend. Im ersten Quartal 2009 stiegen Umsatz und Gewinn deutlich: Das Betriebsergebnis kletterte von 0,8 Mio.Euro im Vorjahreszeitraum auf 1,3 Mio., der Umsatz legte von 27,4 Mio.Euro auf 30,6 Mio.zu. Die Auftragsbücher sind voll. „Außerdem haben wir keine Schulden und 27 Millionen Euro Cash auf der hohen Kante“, sagt Schrimpf.

PSI profitiert in der Krise in zweifacher Hinsicht. Das Geschäft von Versorgungsunternehmen läuft relativ konjunkturunabhängig. Und in der Industrie muss die Steuerung von Anlagen der schlechten Auftragslage angepasst werden, was oft eine neue Software oder eine Aktualisierung erfordert. Zudem, sagt Schrimpf, entspanne sich in Ländern wie China oder Russland langsam die Lage.

PSI hat einen Großinvestor

Die gute Situation des Berliner Unternehmens hat Begehrlichkeiten geweckt. Seit wenigen Wochen hat PSI einen Großinvestor. Kajo Neukirchen, Ex-Chef der Metallgesellschaft und als einer der härtesten Manager Deutschlands durchaus berüchtigt, hält über seine Beteiligungsgesellschaft 18,7 Prozent der Anteile des börsennotierten Unternehmens. Die Belegschaft, rund 1100 Leute, hat das beunruhigt. Das Management um Schrimpf wartet nun, was ein Gespräch mit dem Investor ergibt.

Auf jeden Fall steht der neue Miteigentümer für ein neues Kapitel in der Unternehmensgeschichte. Große Anteile der Firma liegen traditionell in den Händen der Mitarbeiter. Im Jahr 1974 führte PSI als eines der ersten Unternehmen in Deutschland die Mitarbeiterbeteiligung ein. Noch heute sind zwischen 20 und 25 Prozent der Aktien im Besitz der Belegschaft.

Neukirchen hat ausrichten lassen, er sei mit Strategie und Management der PSI einverstanden. Und so verfolgt das Unternehmen weiterhin seine Ziele. Das Auslandsgeschäft soll ausgebaut und 2012 ein Umsatz von 200 Mio.Euro (2008: 129 Mio.Euro) erreicht werden. Angst vor aufstrebenden Konkurrenten aus Asien hat Schrimpf nicht. „Wir verkaufen Software nach Indien, nicht umgekehrt.“ Auch von Nachahmern befürchtet er nichts. „Wir klagen unsere Patente nicht ein, sondern entwickeln ständig unsere Produkte weiter. Das ist der beste Schutz.“