Helmut Hoffer von Ankershoffen hat sich einiges abgeschaut von Apple-Chef Steve Jobs. Zum Beispiel hat er verinnerlicht, dass man ein markantes Kleidungsstück tragen muss. Bei Steve Jobs ist es der schwarze Rollkragenpulli. Hoffer trägt um den Hals einen roten Schal.
Und dann braucht man natürlich ein Produkt, um das man Wirbel veranstaltet. Steve Jobs hat das mit iPhone, iPod und jüngst dem Tablet-Computer iPad vorgemacht. Hoffer bringt jetzt gegen das iPad das WePad an den Start. Der erste Tablet-Computer aus Deutschland, von einem kleinen Berliner Unternehmen.
Wirbel um den Tablet-Computer
Natürlich entfacht Neofonie nicht einen solchen Wirbel wie der übermächtige Konkurrent aus Kalifornien, über dessen Präsentationen in der globalen Nachrichtenwelt umfangreich berichtet wird. Doch auch Neofonie, der kleine Berliner Mittelständler mit 170 Mitarbeitern, lockt mehr Leute an, als seriöserweise in den Konferenzsaal des Adina Hotels nahe der Charite passen. Hoffer sagt: "Manche nennen uns iPad-Killer. Das wäre arrogant." Er lächelt und genießt den Trubel. Ungewöhnlich ist es in der Tat. Deutsche Computerhersteller haben in letzter Zeit selten von sich reden gemacht.
Hoffer hat sich mit Apple den denkbar mächtigsten Konkurrenten ausgesucht. Am Sonnabend vor Ostern war das iPad in den USA auf den Markt gekommen. Schon nach wenigen Tagen waren eine halbe Million Geräte verkauft. Das iPad etabliert eine neue Geräteklasse: ein handliches, flaches Teil zum Surfen, Lesen, Filme gucken und Spielen. Das WePad bietet all das auch und steht von August an in den Läden. Bestellt werden kann im Internet ab dem 27. April. Das billigste WePad wird 449 Euro kosten. Die teuerste Version, die via UMTS das Internetsurfen überall möglich macht, gibt es für 569 Euro.
Neofonie-Chef Hoffer hat es gut verstanden, Neugier zu schüren. Immer wieder gab es in den vergangenen Wochen Informationen und Gerüchte. Auf dem sozialen Netzwerk Facebook wurde für das WePad eine Fanseite eingerichtet, mehr als 10.000 Menschen haben sich registriert. Über 20.000 Menschen haben sich nach Hoffers Worten bereits im Internet als Kunden angemeldet. Neofonie, von Hause aus ein Spezialist für Suchsoftware, betritt nun die große Bühne. "Wir bieten eine Alternative zum iPad", sagt Hoffer. Und diese Alternative ist nicht billig.
Kaum billiger als das iPad
Denn mit 449 Euro dürfte es kaum günstiger sein als das Einstiegs-iPad. Dieses kostet in den USA 499 Dollar, das entspricht umgerechnet 366 Euro. Zwar dürfte der tatsächliche Europreis nach dem Verkaufstart Ende April in Deutschland höher liegen. Doch gewagt scheint es allemal, dass der kleine deutsche Hersteller sich in einer Preisklasse mit Apple bewegt.
Allerdings verweist Neofonie auf technische Leistungsdaten, die das iPad übertreffen. So arbeitet der Prozessor, ein Intel Atom N450, mit 1,66 Gigahertz wesentlich schneller als Apples Chip (1,0 Gigahertz). Das berührungsempfindliche Display ist mit 11,6 Zoll ebenfalls größer. Beim iPad ist die Fläche, auf der die Finger spielen, 9,7 Zoll groß. Dafür ist die Berliner Internetflunder mit 800 Gramm schwerer als das iPad (680 Gramm).
Zudem gibt sich das WePad offener, für Hardware wie Software. So verfügt der deutsche Tablet-Computer über zwei USB-Anschlüsse und einen Kartenleser. Zudem unterstützt es Software beziehungsweise Formate von Java, Flash und Adobe Air. In der Präsentation betonte Hoffer die Abgrenzung zu Apple. Anders als die Amerikaner, geben sich die Berliner als offene Plattform. Anwendungen für das WePad, sogenannte Apps, sollen über verschiedene Plattformen abrufbar sein, darunter die Google-Entwicklung Android. Dieser Ansatz, für möglichst viele Systeme offen zu sein, ist eine Kampfansage an Apple. Anwendungen, kurz Apps (für Applikationen) genannt, können für das iPad oder iPhone nur über die Plattform iTunes heruntergeladen werden.
Für diesen Vertriebsweg kassiert der US-Konzern ordentlich - immerhin 30 Prozent je verkaufter App. Das sehen vor allem Zeitungs- und Zeitschriftenverlage kritisch, die mit Apps für Tablet-Computer endlich Geld im Internet verdienen wollen. Neofonie konnte gestern zwei namhafte Verlage als Kooperationspartner vorstellen: Gruner+Jahr ("Stern", "Geo") sowie den Schweizer Verlag Ringier ("Blick", "Cicero"). Neofonie bietet den Verlagen an, das Gerät unter ihrem Namen oder dem von Zeitschriften zu vertreiben. Die Idee dahinter: Verlage verkaufen das WePad zu einem geringeren Preis im Verbund mit einem Abonnement.
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