Versandhandel

Otto verkauft mehr im Internet als per Katalog

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Birger Nicolai

Foto: ddp / DDP

Der Hamburger Otto-Versand trotzt der Wirtschaftskrise. Dabei setzt der Handelskonzern erstmals mehr über das Internet um als über das klassische Kataloggeschäft. Die Hamburger wollen ihre Marke gezielt verjüngen und planen bis zu 100 Neueinstellungen. Eine Prgnose für 2009 geben sie jedoch nicht ab.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat den Otto-Versand bisher kaum erfasst. Der Umsatz wird im laufenden Geschäftsjahr (bis 28. Februar) wie im Vorjahr 1,7 Mrd. Euro betragen. Erstmals setzte das Unternehmen, Tochter des Handels- und Dienstleistungskonzerns Otto Group, mehr über das Internet um als im klassischen Kataloggeschäft. Die Hamburger wollen zudem gezielt ihre Marke verjüngen, weshalb den neuen Katalog Cosma Shiva Hagen, die Tochter von Nina Hagen, ziert.

Kein Topmodel wie in den Vorjahren, sondern ein Gesicht aus dem Leben, so will es der Vorstand. "Otto wird längst nicht mehr ausschließlich von gestandenen Supermodels repräsentiert, sondern auch von Stars mit Profil und Geschichte", begründete Rainer Hillebrand, Vize-Vorstandschef der Otto-Gruppe, die Wahl. "Ich bin eigentlich kein Model, sondern Schauspielerin. Aber das mit dem Titel ist schon eine große Sache", bekennt die 27-jährige Cosma Shiva Hagen bei Vorstellung des neuen Katalogs. Danach posiert sie gekonnt vor Fotografen im Hamburger Designerhotel East und wirkt gar nicht unpassend an diesem Ort. Cosma Shiva Hagen steht bei Otto mit ihren Aktionen etwa in Afrika für Umweltengagement und Verantwortung, aber sie kommt eben auch aus der Online-Generation. Und genau auf diese Kunden setzt Otto große Hoffnung.

So hat der Verkauf über das Internet im laufenden Geschäftsjahr zum ersten Mal den Absatz über den Katalog und die Bestellläden überholt. Gut 50 Prozent der rund 1,7 Mrd. Euro Umsatz werden aus dem Internet stammen. "Das ist ein Wachstum von etwa 35 Prozent im Online-Geschäft, und wir erwarten auch für dieses Jahr ein ähnliches Plus", sagte Vize-Chef Hillebrand.

Die Investitionen will Otto auch in der Zeit der Unsicherheit nicht kürzen. Geplant sind etwa ein eigenes Internet-TV sowie Neues beim Einkauf vom heimischen TV-Gerät aus. "Wir lassen uns nicht kirre machen von dem ganzen Krisengerede. Wir verhalten uns antizyklisch", sagte der Manager. Auch die Werbungskosten sollen nicht zusammengestrichen werden. "Es wird eine Umschichtung hin zur Online-Werbung geben. Und wir werden kurzfristiger planen", nannte Hillebrand einige Folgen der allgemein schlechten Konjunktur. Allerdings werde der Aufwand für Werbung und Kommunikation "definitiv nicht weniger" als im Vorjahr.

Zahlen zum Gewinn der Einzelgesellschaft Otto nennt der Konzern nicht. "Das Ergebnis ist sehr stabil geblieben. Es ist positiv wie im vergangenen Jahr", sagte Personalvorstand Alexander Birken lediglich dazu. Die Krise sei weder im Weihnachtsgeschäft noch zum Start ins neue Jahr bei Otto angekommen. Personal werde in der Einzelfirma Otto nicht gestrichen – im Gegenteil, es sollen zu den vorhandenen 4200 Arbeitsplätzen bis zu 100 neue Jobs hinzukommen.

Eine Prognose zum neuen Geschäftsjahr wollte das Management dennoch nicht abgeben. "Im Moment kann das keiner seriös voraussagen. Es gibt Hinweise für eine Verschlechterung. Es gibt aber auch mit dem Konjunkturprogramm oder den sinkenden Energiekosten positive Anzeichen", sagte Hillebrand.