Zwei Wochen vor dem Start des Gesundheitsfonds ist der Verteilungskampf zwischen Ärzten und Kassen in Bayern eskaliert. Der bayerische Fachärzte-Verbände drohte am Montag, man werde ab dem 1. Januar „AOK-Versicherte nur noch gegen Vorkasse behandeln“. Die AOK tat das als leere Drohgebärde ab, „weil es vertragsärztliche Pflichten gibt“, wie es hieß.
Die AOK Bayern privilegiere mit einem exklusiven Vertrag den Bayerischen Hausärzteverband (BÄHV) und bedrohe damit die Existenz aller anderen Ärzte, kritisierte der Landesvorsitzende der Kinder- und Jugendärzte, Heinz Reiniger. „Wir werden deshalb Versicherte der AOK nur noch in Notfällen oder gegen Vorkasse behandeln“, erklärte er für die bayerischen Kinder- und Jugendärzte, Frauenärzte, Internisten und andere Facharztgruppen. Die „politisch erzwungene Umverteilung der Versichertengelder“ zugunsten des Hausärzteverbandes gefährde die wohnortnahe fachärztliche Versorgung.
Der bayerische AOK-Chef Helmut Platzer erklärte, er sehe die Schuld bei der Politik und bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB). Erst im Herbst 2010 würden die Kassen informiert, wie viel Geld sie aus dem Gesundheitsfonds tatsächlich bekämen. Dies mache eine Kalkulation der Ausgaben fast unmöglich, kritisierte er. Die KVB lege die Hälfte des Fachärzte-Honorars in eine Rücklage: „Die Kassen zahlen 2009 rund sechs Prozent mehr, aber bei vielen kommt das Geld nicht an“, sagte der AOK-Landeschef.
AOK-Sprecher Michael Leonhard sagte: „Wir gehen davon aus, dass alle AOK-Versicherten weiterhin ganz normal behandelt werden.“ Die Drohung mit einem Boykott von AOK-Versicherten seien wie „Nebelkerzen“. Die Sorge der Fachärzte sei berechtigt, aber die richtige Adresse für den Protest seien die KVB und die Politik.