Schon Mitte der 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts erkannte die DDR-Regierung unter Walter Ulbricht die Bedeutung, die der elektronischen Datenverarbeitung zukommen sollte und investierte in Betriebe, die sich mit der Entwicklung von Rechenmaschinen befassten. 1969 entstand daraus der VEB (volkseigener Betrieb) Kombinat Robotron mit Hauptsitz in Dresden.
Unter Erich Honecker stockte die Entwicklung zunächst, erst Anfang der 80er-Jahre kam die EDV-Industrie wieder in Schwung. Bis zur Wende 1989 stieg Robotron innerhalb des RGW (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, Wirtschaftsverbund der Warschauer-Pakt-Staaten) zur Nummer 1 auf dem Gebiet der elektronischen Rechentechnik auf. Auch West-Experten bescheinigten den DDR-Ingenieuren einen hohen Standard.
Keine Kooperation mit dem Westen
Von der Entwicklung der Computertechnik in den USA, Japan und Westeuropa war die DDR abgeschnitten. Grund: Warenlieferungen, Wissenstransfer und Lizenzvergaben unterlagen einem durch die NATO-Staaten und Japan verhängten Embargo.
Die Wissenschaftler behalfen sich mit dem Studium von Computerzeitschriften, vertraulichen Gesprächen auf Messen – und durch die illegale Beschaffung von sogenannten Vergleichsmustern. Übrigens: Mechanische Büromaschinen exportierte Robotron problemlos in den Westen. So lieferte das Kombinat zum Beispiel rund 600.000 Schreibmaschinen (Modell „Erika“) in die Bundesrepublik.
Computer für den Heimgebrauch
Auch in der DDR gab es eine Heimcomputer-Szene, wenngleich diese nicht mit der in der BRD vergleichbar war. Die Freaks beschäftigten sich unter anderem mit Bausätzen, die es mit etwas Glück und für viel Geld zu kaufen gab.
Berichten zufolge soll auch der Erwerb von gebrauchten West-PCs möglich gewesen sein; hier beliefen sich die Verkaufspreise auf das bis zu Zehnfache des westdeutschen Ladenpreises. In Foren berichten ehemalige DDR-Bürger auch darüber, dass West-Verwandte Computertechnik schickten.
Das Ende nach der Wende
Bis 1989 stellte Robotron zahlreiche Computertypen her. Vor der Wende gab es etwa 50.000 PC-Arbeitsplätze in den ostdeutschen Büros. Im September 1990 endete die Ära des VEB Kombinat Robotron und seiner Betriebe; Teile des Unternehmens führten als GmbH den Betrieb mithilfe von West-Unternehmen (unter anderem Siemens) fort. Von den ehemals rund 68.000 Robotron-Beschäftigten behielten nur knapp vier Prozent ihren Arbeitsplatz.
Die DDR-Computertechnik geriet zum Ladenhüter. PCs mit Intel-Prozessoren überschwemmten zu Beginn der 90er-Jahre auch die ostdeutschen Bundesländer. Binnen kurzer Zeit landeten die meisten Robotron-Computer in die Schrottpresse; noch 1990 erworbene fabrikneue Geräte flogen sogar unbenutzt in den Müll. Übrigens: Den Firmennamen Robotron gibt es heute noch – ein Ableger in Dresden bietet heute Datenbanktechnik an.
Verwendung des Bildmaterials, sofern nicht anders angegeben, mit freundlicher Genehmigung des Robotron-Computermuseums .
Die besten PCs aus den Computer Bild-Tests
Quelle: Computer Bild.
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