Der Toaster wird mit der Fernbedienung eingeschaltet, und auf dem Handy ist zu sehen, wie viel Wasser schon durch den Filter der Kaffeemaschine getröpfelt ist. Technisch ist das kein Problem, und es mag auch beeindruckend klingen. Viele Anhänger hat diese Form der angeblich intelligenten Heimvernetzung jedoch nicht gefunden. Dass sich die Technik auch für praktische Anwendungen und durchaus sinnvoll einsetzen lässt, wollen zahlreiche Hersteller Anfang März auf der Cebit zeigen.
Angesichts der Innovationen schätzt der Branchenverband Bitkom, dass in fünf Jahren zehn Milliarden Euro jährlich mit Heimvernetzung umgesetzt werden. Konzentriert haben sich die Hersteller bei der Cebit auf Technik, um Multimedia zu Hause zentral steuern sowie den Energieverbrauch und den Gesundheitszustand überwachen zu können. Dafür haben sich die Veranstalter der Messe den Begriff Connected Living ausgesucht.
Nachdem sich Computerdaten und Musik schon schnell und in hoher Qualität per Funk im Haus verteilen lassen, sollen künftig auch hochauflösende TV-Signale und Videos kabellos auf dem Fernseher oder Beamer ankommen (siehe Grafik). Am besten geeignet ist dafür der Standard Wireless HD. Über sogenannte HDMI-Kabel kommen Videos derzeit mit drei Gigabit pro Sekunde zum Beispiel vom DVD-Player auf zum Fernseher. Wireless HD ist in der ersten Version ein wenig schneller und soll in der Endversion sogar das Siebenfache der Leistung bringen. Dann sind selbst hochauflösende Videos ohne Ruckeln auf dem Bildschirm zu sehen.
Über die Fernbedienung des Fernsehers können TV-Zuschauer vom Sofa aus wählen, aus welcher Quelle sie Videos empfangen möchten, zum Beispiel von einem DVD-Player, einem Computer oder einer externen Festplatte. Obwohl die Technik mit einer sehr hohen Sendeleistung von mehr als zehn Watt arbeitet, ist die Strahlung für Menschen ungefährlich.
Allerdings können Personen, die sich zwischen Sender und Empfänger aufhalten, den Datenfluss blockieren, da Wireless HD immer eine Sichtverbindung zur Übertragung der hochauflösenden Videos braucht. Doch das Problem ist gelöst: Die Antennen erkennen das Hindernis und schicken die Bilder auf einem Umweg über Wände oder Zimmerdecke zum Fernseher.
Ein Funknetzwerk mit zentraler Steuerung für Geräte jedes Herstellers stellt auch die Deutsche Telekom auf der Cebit vor, mit dem Prototyp eines neuen Home-Gateways. Darüber ist das Heimnetzwerk mit der Außenwelt verbunden. In der Regel gehören das Telefonnetz, Internet und Fernsehen dazu. "Diese Geräte bündeln diverse Funktionen, und es gibt sie in unterschiedlichen Ausbaustufen", sagt Telekom-Manager Hans-Martin Lichtenthäler.
Das auf der Cebit gezeigte Gerät könnte zum Beispiel verschiedene Informationen wie Energieverbrauch im Haus, persönliche Gesundheitsdaten wie Blutdruck und E-Mails sammeln und auf unterschiedlichen Geräten anzeigen, zum Beispiel einem digitalen Bilderrahmen oder dem Fernseher. Dazu können sich Nutzer noch Wetterdaten oder auf das Handy geschickte SMS mithilfe einer speziellen Software über die Stereoanlage vorlesen lassen.
Damit Fernseher die Daten per Funk oder Kabel auch tatsächlich verarbeiten können, müssen die TV-Geräte netzwerkfähig sein. Eine entsprechende Software auf dem Home-Gateway erkennt, aus welchen Quellen Videodaten vorliegen, die sich auf dem Fernseher zeigen lassen. Über die Fernbedienung wird die gewünschte Quelle per Tastendruck ausgewählt.
Bis die Technik tatsächlich für alle Geräte im Netzwerk funktioniert, vergehen wohl noch zwei bis vier Jahre. Daher hat die Telekom auch noch keinen Preis für ein Home-Gateway genannt.
Neben der Multimedia-Steuerung sind auf der Cebit vor allem technische Produkte zu sehen, um den Strom- und Energieverbrauch zu Hause besser in den Griff zu bekommen. Ein Beispiel ist das Riecon-Controlsystem, das nach Herstellerangaben in Wohnungen bis zu 30 Prozent Energie einsparen soll. Kernstück des Systems ist ein kleines Gerät, der Wohnungsmanager. Über Display können Nutzer die gewünschten Temperaturen für jedes Zimmer eingeben und bestimmen, zu welchen Tageszeiten die Räume geheizt werden sollen. Für das Badezimmer könnten es zum Beispiel kuschelige 22 Grad Celsius sein, und zwar zwischen sechs und acht sowie zwischen 21 und 22 Uhr.
In jedem Zimmer ist ein mit Sensortechnik bestückter Raumcontroller angebracht, der über Funk einen speziellen Stellantrieb für das Heizkörperventil ansteuert. Da der Wohnungsmanager mit dem Internet verbunden ist, kann er zusätzlich alle Hochtarif- und Niedrigtarifzeiten des zuständigen Energieversorgers abrufen. So steuert er automatisch Geräte wie Waschmaschinen und Trockner in der Niedrigtarifzeit an oder sorgt dafür, dass Geschirr nur in der kostengünstigen Zeit gespült wird.
Zusätzlich können Nutzer tagesgenau ihren Energieverbrauch mit den Vorjahreswerten vergleichen. Und wenn die Luft im Badezimmer nach dem Duschen zu feucht ist, steuert der Wohnungsmanager die Abluftventile an und lüftet den Raum durch. Ein Nachteil: Das Riecon-System verschickt Daten nur über Kabel, die unter den Fußbodenleisten verlegt werden müssen. Anschaffungskosten für eine 70 Quadratmeter große Wohnung einschließlich Verkabelung und Montage liegen bei 1500 Euro.
Auch um das Wohlbefinden des Bewohners soll sich die vernetzte Heimanlage kümmern. Das Unternehmen BodyTel zum Beispiel bietet Geräte wie PressureTel und WeighTel an, die Blutdruck und Gewicht messen. Die Daten lassen sich über Mobilfunk an die elektronische Patientenakte senden. Wer zusätzlich seine Ernährung umstellen möchte, dem zeigt das System Diät-Tipps und passende Rezepte auf dem digitalen Bilderrahmen neben dem Küchenherd an. Wer sich dabei zu sehr kontrolliert fühlt und nach einem anstrengenden Arbeitstag lieber eine fettige Bratwurst essen möchte, kann das System aber auch ausschalten.