Im Geschäft sah das Bild noch großartig aus, zuhause folgt dann die Ernüchterung: Moderne Flachbild-Fernsehgeräte sind in den Grundeinstellungen häufig für das grelle Licht im Verkaufsraum eingestellt. Also muss der Kunde später nachhelfen. Am besten klappt das mit einem speziellen Programm aus dem Internet.

Nach dem Anschließen des Fernsehers zu Hause kommt meist die Ernüchterung. Im Media-Markt sah das Bild noch bestens aus, im Wohnzimmer dagegen wirken die Nachrichtensprecher, als sei ihnen die Schamesröte ins Gesicht gestiegen, und bei Landschaftsaufnahmen ist kaum mehr als ein Flirren und Flimmern zu erkennen. Alle Funktionen, von der Farbsättigung über den Kontrast bis zur Bildschärfe, sind stark übersteuert.

Grund dafür sind die Voreinstellungen, die nicht auf Fernsehen zu Hause, sondern auf die Präsentation der Geräte im hell erleuchteten Elektronikgeschäft abgestimmt sind. Wenn nächste Woche ARD und ZDF zu den Olympischen Winterspielen flächendeckend das hoch auflösende HDTV einführen, wird die Übersteuerung noch deutlicher zu sehen sein.

Da HD-Fernseher Bilder mindestens doppelt so scharf wie herkömmliche Röhrengeräte zeigen, sind nicht nur die Feinheiten der Bilder besser zu erkennen. Die Geräte bringen auch Unschärfen und Überzeichnungen gnadenlos zum Vorschein. Damit nicht puterrote Moderatoren mit unscharfen Konturen durch den Fernsehabend führen, gibt es eine einfache und zugleich kostenlose Möglichkeit, selbst Hand anzulegen.

Früher, als die TV-Stationen noch nicht rund um die Uhr gesendet haben, gab es dafür ein Testbild. Das gibt es jetzt wieder. Von der Webseite tv-perfect.com lässt sich kostenlos ein Testbild auf den Computer herunterladen und auf eine Foto-DVD brennen.

Die Fotodatei zeigt zwei Gesichter, einige Grautöne und grafische Elemente. Darüber lassen sich einige Ärgernisse beseitigen, zum Beispiel der Overscan. Dabei dehnt der Fernseher das Bild über den sichtbaren Bildschirm hinaus, damit der Zuschauer die leicht ausgefransten Ränder nicht sieht. Das ist bei modernen Flachbildschirmen nicht mehr notwendig und gehört daher abgeschaltet. Mit wenigen Schritten durch das Menü können selbst Laien Helligkeit, Kontrast und Farbintensität so einstellen, dass die Bilder wieder natürlich aussehen.

Wichtig ist zudem, alle Funktionen auszuschalten, die das Justieren erschweren, zum Beispiel die automatische Hintergrundbeleuchtung, Auto-Farbe und Rauschunterdrückung. Die Justierung über das Testbild reicht jedoch für entspanntes Fernsehen im Sofa nicht aus. Wichtig ist auch eine Hintergrundbeleuchtung durch eine Lampe mit möglichst 6500 Kelvin Farbtemperatur und ein Platz fast direkt vor dem Fernseher: Flachbildschirme lassen nur sehr geringe Blickwinkel auf den Bildschirm zu. Darüber hinaus bestimmen Signalwege, Fernseher und Empfänger darüber, in welcher Qualität HD-Programme zu sehen sind.

Die Übertragung: Analoges Kabel bietet für HDTV keine zufriedenstellende Qualität, für digitales Antennenfernsehen (DVB-T) ist das Programmangebot recht gering. Mehr Vielfalt und ausreichend hohe Signalstärke gibt es dagegen bei digitalen Kabel- und Satellitenverbindungen. Auch über Internet ist HDTV zu empfangen. Bei dem Angebot der Deutschen Telekom ist dafür eine schnelle VDSL-Verbindung notwendig, bei Alice ist es ADSL plus, das Daten mit mindestens zehn Megabit pro Sekunde überträgt.

Die Fernseher: Wegen einiger Großveranstaltungen wie Olympia und Fußball-Weltmeisterschaft erwarten die Hersteller eine Umsatzsteigerung im Segment der Flachbildfernseher von zwei Prozent gegenüber 2009. Schon im vergangenen Jahr erzielten die Anbieter mit 8,5 Millionen verkauften Geräten einen Rekordwert. Die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) erwartet eine deutliche Steigerung in diesem Jahr.

Sowohl LCD- als auch Plasma-Flachbildfernseher zeigen HDTV. Das gilt auch für LED-Modelle, die keine eigene Geräteklasse bilden, sich stattdessen darin unterscheiden, dass hier Leuchtdioden für die Hintergrundbeleuchtung eingesetzt sind. Die Bildschirmdiagonale sollte etwa ein Drittel des Betrachtungsabstands betragen. Wer also drei Meter vor dem Fernseher sitzt, ist mit einer Bilddiagonalen von 40 Zoll (einem Meter) gut bedient. Für die Bilder von ARD und ZDF reicht es aus, dass der Fernseher „HD Ready“ ist. Die Programme der privaten Sender übertragen in höherer Auflösung von 1920 mal 1080 Bildpunkten. Das stellen nur Fernseher mit dem „Full HD“-Logo in voller Brillanz dar.

Die Empfänger: Receiver oder Set-Top-Boxen gibt es für Satelliten-, Kabel- und Internetverbindungen. In einigen Fernsehern sind sie bereits eingebaut, niemand muss dann eine weitere Kiste im Wohnzimmerschrank unterbringen. Einfache Modelle kosten etwa 100 Euro. Für 700 Euro und mehr gibt es Geräte mit Festplatte, um Sendungen direkt aufzeichnen zu können, sowie einem Doppelempfänger. Damit lässt sich ein Programm ansehen und ein anderes aufnehmen.

Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Programme über die Satelliten-Plattform HD plus zum Beispiel sind verschlüsselt und nur über eine beim Receiverkauf mitgelieferte Smartcard freizuschalten. Im ersten Jahr ist der Empfang noch kostenlos, danach soll eine „Servicepauschale“ von etwa 50 Euro pro Jahr fällig sein.

Ein weiteres Problem ist, dass die Betreiber weitreichend Einfluss haben auf das, was die Zuschauer mit den ausgestrahlten Programmen machen können. Es ist zum Beispiel möglich, eine Aufzeichnung technisch ganz zu unterbinden, oder bei aufgenommenen Sendungen das Vorspulen zu sperren. Dadurch können Zuschauer nicht mehr Werbeblöcke überspringen und sie zudem nicht vorher aus der Sendung herausschneiden. Auch das Kopieren und Speichern auf eine DVD können Sender automatisch unterbinden. Technisch ist das alles möglich, ob die Sender es tatsächlich umsetzen, ist ungewiss.

Die Programme: ARD und ZDF haben sich vergangene Woche mit Kabel Deutschland geeinigt: Der größte deutsche Kabelbetreiber speist künftig die HD-Versionen der öffentlich-rechtlichen Programme einschließlich Arte in seine Netze ein. Mit den privaten Sendern laufen die Verhandlungen noch, sie sind auf jeden Fall über Primacom und den Eutelsat Kabelkiosk auch im Kabel zu empfangen. RTL und Vox laufen in fast allen Kabelnetzen der Tele-Columbus-Gruppe.

Über Satellit sind die meisten Programme von der Astra-Plattform HD plus zu empfangen. Zu den in HD ausgestrahlten Sendern gehören Sat.1, ProSieben und Kabel eins, schon seit Längerem sind die HD-Versionen von RTL und Vox zu sehen. Dazu kommen über Kabel und Satellit die Programme von Sky (früher Premiere).

Auch per Internetverbindung sind die meisten Programme zu sehen. Das Entertain-Paket der Telekom bietet ARD und ZDF und Arte in HD sowie unter anderem MTV und im Zusatzpaket „Liga total“ auch die Spiele der Fußball-Bundesliga. Ab Mitte Februar zeigt Alice für Kunden, die Internetfernsehen empfangen können, ARD und ZDF in HD-Qualität. Die Verhandlungen mit den privaten Sendern sind noch nicht abgeschlossen.

Ganz besonders zur Geltung kommt HDTV bei Sportübertragungen. Neben Olympia werden auch Fußball-Weltmeisterschaft und Champions League in hoher Auflösung zu sehen sein. Dazu kommen Shows wie „Wetten, dass..?“, Serien wie „Navy CIS“ und Spielfilme wie „Harry Potter“.

Mit Spielfilmen in HD-Qualität haben die Studios so ihre Mühe: Die hohe Auflösung zeigt jede Unebenheit im Gesicht der Schauspieler. Niemand möchte aber sehen, wie die Haut selbst eines George Clooney oder einer Scarlett Johansson in Nahaufnahme aussieht. Doch auch dafür gibt es mittlerweile eine technische Lösung: Spezielle Software bearbeitet die bereits gedrehten Aufnahmen. Sie entfernt lückenlos jede Unreinheit im Gesicht und glättet jede Falte.