HIV-Infektion

Erster Aidstest für zu Hause in den USA zugelassen

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Infiziert oder nicht - Ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest soll der HIV-Schnelltest im Hausgebrauch schnell Klarheit bringen.

Er sieht aus wie ein Schwangerschaftstest und ist noch einfacher zu bedienen: Erstmals ist ein HIV-Test für den Hausgebrauch von den Behörden in den USA zugelassen worden. Der „OraQuick In-Home HIV Test“ soll in etwa einer halben Stunde Klarheit über eine Infektion verschaffen, wie die zuständige U.S. Food and Drug Administration (FDA) mitteilte.

Analysiert wird nicht Urin, sondern einfach Speichel. Eine kleine Anzeige gibt nach 20 bis 40 Minuten Auskunft, ob eine Infektion wahrscheinlich ist. Allerdings weist die FDA auf eine erhebliche Fehlerquote hin. Untersuchungen zufolge ist etwa jedes zwölfte „Negativ“-Ergebnis falsch. Bei den „Positiv“-Resultaten sei jedes 5000. nicht korrekt – der Patient also doch nicht infiziert.

Die Einführung des Selbsttests in Deutschland schließt Karl Lemmen, Referent für Qualitätssicherung bei der Deutschen Aids-Hilfe, derzeit aus. „Solche Tests sollten in der Lage sein, zumindest die Infektion sicher auszuschließen“, sagte er. Mit einer Anwendungssicherheit von nur rund 93 Prozent gegenüber 99 Prozent bei ärztlichen Tests sei die Entwicklung des Heimtests noch nicht weit genug fortgeschritten.

„Die Ausgangslage in den USA ist nicht mit Deutschland vergleichbar„, erklärte Lemmen. „Dort gibt es eine fünf bis acht Mal so hohe Prävalenz an Infektionen, Menschen ohne Krankenversicherung können sich die ärztliche Untersuchung nicht leisten.“ Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts von November 2011 leben in Deutschland 73.000 Menschen mit HIV. 14.000 wissen demnach noch nichts von ihrer Infektion.

Der Medizinreferent der Aids-Hilfe, Armin Schafberger, bemängelte vor einiger Zeit zudem das fehlende persönliche Beratungsgespräch zur Sicherheit des Ergebnisses und zu möglichen Fehlern. „Ein negatives HIV-Testergebnis heißt nicht zwingend, dass keine HIV-Infektion vorliegt“, erläuterte er. „Nach einer Ansteckung kann es bis zu drei Monate dauern, bis der Körper genug Antikörper gegen HIV gebildet hat, damit der Test eine Infektion nachweisen kann.“

In den USA soll der Selbsttest von Oktober an in Drogerien und Apotheken zu haben sein. Über den Preis schweigt das Unternehmen noch.

Die Zeitung „New York Times“ sieht gesellschaftliche Auswirkungen des neuen Tests: „Die Verfügbarkeit eines HIV-Tests, der so einfach wie ein Schwangerschaftstest zu Hause funktioniert, ist ein weiterer Schritt zur Normalisierung im Umgang mit einer Krankheit, die einst ein Schandmal und ein Todesurteil war“.

Das Blatt zitiert HIV-Entdecker Robert Gallo mit den Worten, die Testmöglichkeit sei „wunderbar, weil sich jetzt mehr Menschen über das Thema Gedanken machen werden“. Anthony Fauci, Pionier der Aids-Forschung, sagte, der Test sei ein „positiver Schritt vorwärts“, der helfen könne, die 30 Jahre alte Epidemie unter Kontrolle zu bringen. Kritiker warnen allerdings vor größerer Suizid-Gefahr: Wer das Ergebnis eines Tests allein im Badezimmer statt von einem Arzt erfahre, könne überreagieren.

Jeder fünfte der 1,2 Millionen infizierten US-Amerikaner wisse gar nicht, dass er mit dem HI-Virus infiziert sei, hieß es vom Center for Disease Control and Prevention. Jedes Jahr kämen 50.000 hinzu – oft angesteckt von Menschen, die sich für gesund hielten. Mit Medikamenten könne die Gefahr, das Virus zu verbreiten, um 96 Prozent gesenkt werden. Voraussetzung dafür: Der Betroffene weiß um seine Infektion.

( dpa/mim )