Im Labor der Krebsspezialistin Wei-Zen Wei am Karmanos Cancer Institute der Wayne State University im Bundesstaat Michigan gelang die Sensation. Gesucht wurde nach Behandlungsmöglichkeiten für Tumoren mit übermäßiger Aktivität eines besonderen Gens, rund ein Viertel der Brustkrebsfälle fällt darunter.
Der Impfstoff zeigte auch bei solchen Versuchstieren Erfolge, deren Tumoren den bislang gängigen Wirkstoffen widerstanden hatten. Die Forscherin hält es für möglich, den Impfstoff nach den üblichen Zulassungstests bei Frauen zur Prophylaxe einzusetzen. Sie hatte 1999 bereits einen ersten Impfstoff ähnlicher Art entwickelt, für den derzeit in Europa und den USA ein klinischer Test läuft.
Seit Langem versuchen Forscher, das menschliche Immunsystem stärker im Kampf gegen Tumoren einzusetzen. Bisher allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Mediziner in München haben für diesen Kampf eine neue Waffe geschmiedet: Sie lassen tote Tumorzellen in die Blutbahn einfließen. Eine Spritze voller abgetöteter, damit ungefährlicher Krebszellen macht sich bei Lungenkrebs, einer der aggressivsten Arten von Tumoren, mit besonders heilsamer Wirkung bemerkbar. Ziel der Therapie, im Ärztejargon salopp „Tumorimpfung“ genannt: dass die Krebszelleninjektion das Immunsystem zur Produktion von Abwehrzellen aufstachelt.
Es ist das Prinzip einer klassischen Grippeimpfung, das sich die Krebsforscher zunutze machen: Die Ärzte konfrontieren das Immunsystem des Tumorpatienten mit dem Feind in entschärfter Form, in der Hoffnung, die Abwehrmechanismen des Körpers prägten sich Aussehen und Struktur der Tumorzellen ein – „um dann im Ernstfall mit voller Härte zuzuschlagen“, sagt Krebsforscher Jürgen Dethling, Direktor der Onkologie des Arzneimittelherstellers Glaxo Smith Kline in München.