Psychologie

Was ist das Geheimnis der ewigen Liebe?

| Lesedauer: 5 Minuten
Heike Stüvel

Foto: picture-alliance/ dpa / dpa

Liebe für immer? Zu schön, um wahr zu sein, möchte man meinen. Doch es gibt sie tatsächlich – die Ausnahmepärchen, die ein Leben lang verliebt bleiben. Psychologen kennen Rezepte wie man die Liebe lebendig hält. Eines besteht darin, sich den Partner schön zu färben.

Wann ist eine Partnerschaft wirklich glücklich? Diese Frage hat schon viele Forscher beschäftigt, und jeder hat seine eigene Theorie entwickelt. Sozialpsychologen betrachten die Liebe oft als eine Rechenaufgabe. Eine Beziehung ist für sie ein Austausch von Investition und Gewinn. Die einen glauben, das wichtigste Kriterium für Zufriedenheit sei ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis für den einzelnen Partner, die anderen glauben, dass glücklich ist, wer kriegt, was er meint zu verdienen. Die Sozialpsychologin Elke Rohmann von der Ruhr-Universität Bochum verbindet diese beiden Ansätze und bezieht außerdem Bindungsstile, die schon in früher Kindheit und von Lebenserfahrung geprägt sind, mit in ihre Untersuchungen ein.


Die Psychologin führte drei Studien durch. 387 Personen jeden Alters beantworteten Fragen zu ihren Partnerschaften: Dabei ging es um personenbezogene Eigenschaften des Partners, zum Beispiel sein Aussehen und sein sozialer Status, um emotionale Eigenschaften wie die Wärme des Partners und um alltägliche Dinge wie das gute Auskommen miteinander. Außerdem sollten die Befragten angeben, wie zufrieden sie sind und ob sie glauben, dass ihre Partnerschaft noch lange andauern wird. Durch spezielle Fragen wurde zudem der Bindungsstil der Befragten ermittelt.


Die Forscherin stellte nach Auswertung der Fragebögen fest, dass eine Beziehung am meisten durch die Aspekte bestimmt wird, die direkt umgesetzt werden und von denen der Partner profitiert, zum Beispiel von emotionaler Wärme.


Andere Qualitäten, die nur für die Personen selbst Vorteile bringen, etwa ihr Aussehen und ihr Sozialstatus, haben keinen so großen Einfluss. Diese Unterscheidung trifft auch auf die Bedeutung der Erwartungserfüllung zu. Nachweislich steht sie in Zusammenhang mit der Zufriedenheit und dem Gefühl der Sicherheit in der Partnerschaft. Bedeutungsvoll ist aber nur die Wärme-Erwartung.


Mann und Frau sollten Verträge über fünf, zehn oder fünfzehn Jahre schließen und sich danach wieder zusammensetzen und diskutieren, ob sie den Vertrag erneuern oder getrennte Wege gehen wollen, so die Theorie von Hans W. Jürgens für eine glückliche Partnerschaft. Jürgens verfolgte zwölf bis sechzehn Jahre den Lebensweg von rund 10.000 Ehepaaren und erfasste deren Gefühle und Befinden in strukturierten Gesprächen. Der Kieler Bevölkerungsforscher plädiert für professionelle Vermittlung, Partnerschaftskurse mit Zertifikat und „Ehekontrakte“ zwischen Mann und Frau.

Der Züricher Paartherapeut Jürg Willi dagegen ist der Meinung, dass Menschen zueinanderfinden, weil jeder durch den anderen hoffe, „seinen Weg zu finden“. Auch Kritik, am Partner könne richtig eingesetzt als ein Liebesbeweis wahrgenommen werden. „Ein Paar, das heikle Themen ausklammere, riskiere langweilige Sprachlosigkeit“, sagt Willi. Sein US-Kollege John Gottman aus Seattle sieht die Voraussetzungen für eine gute Partnerschaft gegeben, wenn das Verhältnis von Lob und Kritik fünf zu eins beträgt. Dem anderen zu signalisieren, man wäre ihm weit überlegen, wirke sich negativ auf das Zusammenleben aus. Wenn ein Mann die Neigung hat, auf das zu pfeifen, was seine Partnerin sagt, dann muss er sich nicht wundern, wenn sie sich eines Tages zurückzieht.


„In vielen Untersuchungen hat man herausgefunden, dass die Trennungswahrscheinlichkeit eines Paares steigt, wenn Paare verächtlich miteinander reden, sich provozieren und destruktiv Kritik üben“, sagt der Psychologe Guy Bodemann von der Université de Fribourg in der Schweiz. „Ob eine Ehe glückt oder nicht, das kann man lernen“, so der Scheidungsforscher. „Das hängt von dem Kommunikationsverhalten oder der partnerschaftlichen Unterstützung ab.“ Auch die US-Psychologin Sandra Murray meint, einen Schlüssel zum Glück in der Partnerschaft gefunden zu haben. Glückliche Paare färben sich ihre Partner schön. Murray spricht von einem „dauerhaften glanzvollen Licht“ und bezeichnet den Zustand als „Verliebtheit light“.


Ein weiteres Rezept, die Liebe lebendig zu halten, besteht darin, aus der Routine des Alltags auszubrechen und gemeinsam Herausforderungen zu meistern. „Neues, Spannendes, Aufregendes unternehmen lässt das Adrenalin steigen und bringt die Leidenschaft auf Trab“, sagt die amerikanische Anthropologin Helen Fisher. Abwechslung und immer wieder Abwechslung stimuliert das Lustzentrum im Gehirn und hält die romantische Stimmung aufrecht, so Fisher. „Allein schon ein interessanter Lebensstil und Beruf kurbelt die Dopaminproduktion an und lässt das Feuer weiter brennen.“ Obwohl Männer in der Regel größeren Wert auf ihre Unabhängigkeit legen als Frauen, fällt es wahrscheinlich beiden Geschlechtern leichter, die romantische Liebe lebendig zu halten, wenn sie genügend Raum haben“, sagt die Anthropologin.

Immer häufiger werden die Lebenspartner auch in eine Therapie bei psychischen Erkrankungen, aber auch bei Krebs und Bluthochdruck mit einbezogen. In ihrem Projekt „Seite an Seite“ fand Nina Hinrichs von der Universität Bielefeld heraus, dass psychologisch angeleitet eine partnerschaftliche Unterstützung sogar bei der Diagnose Krebs nicht nur das Leben des Patienten leichter macht, sondern auch die Beziehung stabilisiert.