Bereits ein Verlust von einem Zehntel des Körperwassers kann zu einem tödlichen Kollaps führen – regelmäßiges Trinken ist deshalb überlebenswichtig. Doch zu viel Trinken kann sogar tödlich sein: Beim Boston-Marathon kam eine Frau ums Leben, die an einem der Getränkestände 16 Becher Wasser getrunken hatte.
Eine junge Frau besteht zu 55 Prozent aus Wasser, ein Mann kommt auf 60 und ein Säugling sogar auf 70 Prozent Wassergehalt. Solche Werte kann man nur durch fortwährendes Trinken aufrechterhalten. Im Laufe seines Lebens trinkt der Mensch etwa 40.000 Liter Wasser, wenn er es nicht tut, wird es gefährlich: Schon ein Verlust von einem Zehntel des Körperwassers kann zu einem tödlichen Kollaps führen.
Der erwachsene Mensch benötigt etwa 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag, hinzu kommen 700 Milliliter über die Nahrung und 300 Milliliter, die aus seinem Stoffwechsel frei werden. Unter starker Hitze kann der Bedarf deutlich höher sein – was allerdings nur wenige wirklich berücksichtigen. Nach einer Studie des Dortmunder Forschungsinstituts für Kinderernährung trinken ein- bis vierjährige Kinder durchschnittlich 650 Milliliter pro Tag, dabei liegt ihr tatsächlicher Bedarf bei 950 Milliliter, und im Sommer kann er sogar auf 1300 Milliliter steigen. Mit anderen Worten: Sie trinken im Sommer gerade einmal die Hälfte ihres tatsächlichen Bedarfs. Vor diesem Hintergrund wird klar, warum in den Sommermonaten besonders viele Kleinkinder mit einem Hitzekollaps in die Notfallstationen eingeliefert werden.
Durch Sport kann der Bedarf ebenfalls auf ein Vielfaches ansteigen. Der Grund: Bei intensiver Bewegung ist der Mensch – im Unterschied etwa zu Katzen und Hunden – hauptsächlich auf die „Wasserkühlung“ durch Schweißverdunstung angewiesen. Ein ungemein effektives Kühlverfahren, das jedoch ständig mit Wasser versorgt werden muss. So werden bei intensiver sportlicher Belastung ein bis 1,5 Liter Schweiß pro Stunde gebildet, unter heißer Witterung können es sogar zwei Liter sein – und diese Mengen müssen dem Körper wieder zugeführt werden. Ganz zu schweigen davon, dass Sportler auch größere Wasserverluste über die Lungen verkraften müssen.
Sportliche Aktionen von 45 Minuten erfordern allerdings noch keine unmittelbare Flüssigkeitszufuhr, es reicht, wenn man danach ausgiebig trinkt. Dauert hingegen der Sport länger, muss bereits währenddessen Flüssigkeit zugeführt werden. Dazu eignen sich kohlensäurearme Mineralwässer. Eine Schorle aus einem Teil Apfelsaft und drei bis vier Teilen Mineralwasser gewährleistet allerdings zudem noch eine moderate Zufuhr von Mineralien und Kohlenhydraten, außerdem wird es aufgrund seines sogenannten osmotischen Drucks besonders schnell vom Körper aufgenommen.
Kein Wunder, dass Apfelschorle auch bei körperlicher Aktivität ein optimaler Durstlöscher ist. Koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, Tee und Cola können hingegen bei einigen Menschen die Wasserausscheidung über den Harn stimulieren, sodass ihr Beitrag zur Flüssigkeitsbilanz schwer zu kalkulieren ist.
Überholt und potenziell gefährlich ist der in der Marathonszene geläufige Satz: „Trinken, bevor der Durst kommt.“ Beim Boston-Marathon kam eine Frau zu Tode, die an einem der Getränkestände 16 Becher getrunken hatte, mit der Folge, dass ihre Hirnzellen massiv Wasser aus dem Blut zogen und den Hirndruck ansteigen ließen. Und diese Läuferin ist nur die tragische Zuspitzung eines Trends zum „Über-Trinken“, der unter Extremsportlern grassiert und nicht wenige von ihnen kollabieren lässt.
Ebenfalls überholt ist der gut gemeinte Rat, beim Schnupfen besonders viel zu trinken . „Infektionen der Atemwege führen nämlich zur erhöhten Ausschüttung antidiuretischer Hormone“, erklärt Michelle Guppy von der australischen University of Queensland, „die dafür sorgen, dass das Wasser im Körper gehalten und nicht ausgeschieden wird.“ Gleichzeitig erhöhen sie aber auch den Durstdrang. Wer also nur einigermaßen aufmerksam auf die Signale des Körpers beachtet, liegt meist richtig.
Der Körper selbst unternimmt also im Falle einer Erkältung schon genug, um sich sein Wasser zu sichern, man muss nicht noch weiter Flüssigkeit in ihn hineinzwingen. Guppy und ihr Team fanden vielmehr Hinweise darauf, dass die bewusste Vieltrinkerei zu Salzmangel führen und dadurch Schnupfensymptome wie Müdigkeit und Gliederschmerzen sogar verstärken kann. Also: Auch bei Schnupfen nicht über den Durst trinken!