Hoffnung für Millionen Patienten mit Bluthochdruck: Mit einem neuen Verfahren kann das Leiden deutlich gelindert werden. Dabei werden mithilfe eines Katheters die Hochdruck auslösenden Nierennerven stillgelegt. Die Behandlung ist vor allem für Patienten geeignet, bei denen herkömmliche Therapien versagen.
Eine neue Behandlung kann Patienten mit schwerem Bluthochdruck möglicherweise schon bald helfen. Bei Patienten, denen mit den herkömmlichen Medikamenten nicht mehr geholfen werden konnte, senkte sich der Hochdruck nach einer einmaligen so genannten Radiofrequenzablation innerhalb eines Jahres um rund 30 Millimeter Quecksilber systolisch – zum Beispiel von 170 auf 140. Eine weltweite Studie, an der mehrere Behandlungszentren in Deutschland beteiligt sind, läuft derzeit und soll Anfang 2010 abgeschlossen sein.
Wenn sich das Verfahren im klinischen Alltag etabliert, „könnten 95 Prozent aller Patienten mit zu hohem Blutdruck davon profitieren“, sagte Heribert Schunkert, Professor an der Universitätsklinik in Lübeck zur Eröffnung des Hochdruck-Kongresses in der Hansestadt.
Die Entstehung von Bluthochdruck ist komplex und noch nicht in allen Punkten geklärt; eine verstärkte Aktivität des sympathischen Nervensystems der Niere gilt als wichtiger Mechanismus. Diese Nerven verlaufen in der äußeren Schicht der Nierengefäße. Um sie auszuschalten, wird ein spezieller Katheter über die Leistenarterie in der Nierenarterie positioniert. Dieser gibt über eine hauchdünne, runde Spitze punktuell Energie an die Gefäßwand ab und verödet bei 70 Grad Celsius Nervenfasern in der unmittelbaren Umgebung der Nierenarterie.
„Die Blutdrucksenkung setzt jedoch nicht sofort nach der Radiofrequenzablation ein, sondern erst in der Folge über Wochen und Monate“, erläuterte Joachim Weil aus Lübeck. In einer ersten, im Frühjahr 2009 veröffentlichten Studie konnte bei 45 behandelten Patienten innerhalb eines Jahres eine deutliche Druckabnahme von durchschnittlich 27 Millimeter Quecksilber im oberen Wert verzeichnet werden, so Weil. Die Blutdrucksenkung hielt auch eineinhalb Jahre später noch an; Langzeitergebnisse stehen jedoch noch aus.
Derzeit wird in einer weltweiten, vom Baker-Institut in Melbourne (Australien) koordinierten Studie das Katheterverfahren an behandlungsresistenten Patienten mit einem systolischen Hochdruck über 160 Millimeter Quecksilber klinisch erprobt und mit einer medikamentösen Behandlung verglichen. Bewährt sie sich, können auch Patienten mit weniger starkem Bluthochdruck davon profitieren. Weil: „Die Therapie trägt wahrscheinlich dazu bei, dass der Blutdruck besser kontrolliert wird und Spätschäden der Hochdruckerkrankung wie Schlaganfall und Herzinfarkt vermieden werden."
Bislang habe sich die neue Methode als sicher und nebenwirkungsarm erwiesen; das Komplikationsrisiko sei nicht höher als bei einer Katheterbehandlung in anderen Blutgefäßen. Die Patienten sind lokal betäubt und erhalten ein Schmerzmittel, weil die Gewebeerhitzung Schmerzen verursacht.